tiger24 hat geschrieben:Staffelsteiner hat geschrieben:Ford8210 hat geschrieben:Leider Gottes ist es so, daß man seitenlange Kommentare schreiben muß, um eine nachgeplapperte unfundierte Aussage zu wiederlegen,bzw. nichtzutreffende Behauptungen zu wiederlegen. Geling das dann, wird mit dem Hinweis, daß hier vom Kern der Sache abgelenkt und das ganze konkrete Problem "fusselig" geredet werden soll, versucht die eigentliche Diskussion ad absurdum zu führen. Motto: Einzig meine Sichtweise ist die richtige. Alles andere ist nur gelogen und Schönrederei.
Als Jägerlatein wird teilweise die Übertreibung in Bezug auf die Größe oder auch Menge des erlegten Wildes bezeichnet. Vielmehr handelt es sich bei Jägerlatein jedoch um eine Sprachform, die allgemein genutzte Begriffe durch andere ersetzt. Der Grund hierfür war, daß außenstehende, der Jagd fremde, Personen nicht "mitreden" konnten. So wurde für den Schwanz des Fuches der Begriff "Lunte" eingeführt. Der Hase hat demzufolge eine "Blume", das Schwarzwild einen "Pürzel ". Eine Gruppe Rehe wird als "Sprung" bezeichnet, eine Gruppe Sauen als "Rotte", eine Gruppe Hirsche als "Rudel", eine Gruppe Rebhühner als "Kette". Der Fuchs "schnürt" wenn er läuft, während Schalenwild "zieht". Der Fuchs nutz hierbei einen "Paß" und das Schalenwild einen "Wechsel". Das ist Jägerlatein. Nichts anderes.
Wenn jetzt eine fundierte Argumentation, belegt mit Auszügen aus geltenden Gesetzen und der Darlegung finanzieller und sonstiger Gegebenheiten als "eine Art "Jägerlatain"" bezeichnet wird, weiß ich, welch geistes Kind dahinter steckt. Dies ist genau die Masche, die Jagdabschaffer, Waffenverteufler, selbst ernannte Tier- und Umweltschützer ohne entsprechende Ausbildung und sonstige Gutmenschen in Anspruch nehmen, um mangelnde Kenntnis der komplexen Gegebenheiten zu kompensieren.
Die Rehwilddichte eines Gebietes wird durch den Verbiß auf den Weiserflächen festgestellt. Und zwar von Forst und Jagdbehörde. Aufgrund dieser Ergebnisse werden die Abschußzahlen der Schalenwildarten (außer Schwarzwild) festgelegt. Beim Rehwild ist eine Dichte von 5 (in Worten: fünf) Stück pro 100 Hektar anzustreben, wobei das Geschlechterverhältnis 1:2 bis 1:3 betragen soll.
Wird der Rehwildabschuß jetzt gesenkt, bedeutet dies, daß der Rehwildbestand dem Lebensraum angepaßt ist. Nicht mehr und nicht weniger.
Wenn in "weiten Teilen Brandenburgs nicht mal die vorherrschende und standortgerechte Baumart Kiefer als Naturverjüngung hochkommt" ist das mit Sicherheit tragisch. Dies aber allein den Rehen und der Jägerschaft in die Schuhe schieben zu wollen ist zu trivial und zu kurz gedacht. Hier soll offensichtlich wohl nur ein Sündenbock für irgendwelche Unzulänglichkeiten herhalten, deren Begründung u.U. ganz wo anders zu suchen ist. Insbesondere gilt es folgende Fragen zu beantworten: Wurden etwa in früherer Zeit waldbauliche Fehler gemacht? Sind diese Bereiche mit chemischen Mitteln (Schädlingsbekämpfung, Chemieabfälle) oder Schwermetallen belastet? Ist ausreichend Licht am Boden vorhanden? Besteht im Boden ausreichende Feuchtigkeit zum Keimen? Ist die Bodendichte entsprechend, daß Keimlinge wurzeln können? So gibt es noch viele weitere Fragen, die man sich als Waldbesitzer stellen und ehrlich beantworten sollte, bevor man dazu übergeht anderen die alleinige Schuld zu geben.
Sicher, es gibt auch Gebiete, in denen der Jagdpächter und seine Mitjäger ihrem gesetzlichen Auftrag nicht ausreichend nachkommen. So auch bei uns im Revier, in dem ich Jagdgenosse bin. Hier kann ich sagen, daß seit mehr als fünf Jahren keine ordnungsgemäße bis gar keine Bejagung mehr erfolgt. Der Jagdpächter ist bettlägrig, sein Adlatus und dessen Bruder (die einzigen Mitjäger in einem ca. 640 ha großen Gemeinschaftsjagdbezirk) lassen sich nur noch sporadisch im Revier blicken und Schüsse sind nicht zu hören. Diese Situation ist für mich nicht akzeptabel. Weder als Jagdgenosse, noch als Jagdscheininhaber. Trotzdem kommt bei uns die Naturverjüngung auch ohne Zäunung hoch. Und zwar in einer solchen Menge, daß der zuständige Revierförster die Rückegassen ungeachtet der dabei entstehenden Schäden beim Holzrücken nicht nur durch diese Jungkulturen legen kann, sondern in gewissen Bereichen des Waldes sogar muß, da es ansonsten keine andere Möglichkeit gibt.
Der Verbiß an Jungpflanzen erfolgt -nur der Vollständigkeit halber- nicht ausschließlich durch Rehwild. Auch Hasen verbeißen Jungplanzen. Ebenso wie sich Mäuse daran vergehen. Man muß halt nur den Unterschied der einzelnen Bißspuren kennen. Fast hätte ich vergessen, daß sich auch das Rotwild von irgendwas ernähren muß.
Zum Schluß noch Folgendes:
In diesem Thraed fiel die Bezeichnung "Jennerwein" für Jäger. Wer eine solche Bezeichnung für Jäger benutzt, will entweder die Jagdscheininhaber diffamieren, beleidigen oder hat keine Ahnung.
Bei dem "Jennerwein" handelt es sich um den Georg "Girgl" Jennerwein. Dieser lebte von 1848 bis zu seinem Tod am 06.11.1877 in Bayern. Dort ging er der gewerbsmäßigen Wilderei im Grenzgebiet und den königlich-bayerischen Wäldern nach. Am 06.11.1877 wurde er am Rinnerspitz in den Schlierseer Bergen von einem Jagdgehilfen der königlich-bayerischen Forstbeanmten gestellt und nach der Überquerung der Grenze nach Tirol von diesem hinterrücks erschossen.
Jagdscheininhaber als "Jennerwein" zu bezeichnen ist ungefähr genauso zutreffend, wie Forstarbeiter Holzdiebe zu nennen. Solche Aussagen sind diffamierend, beleidigend oder sie zeugen von Inkompetenz des Mitteilers. Es kann sich jetzt jeder aussuchen, was zutreffend sein kann oder ist.
Daß solche Aussagen weder zum gegenseitigen Verständnis, zur sachlichen Diskussion oder zur Problemlösung beitragen, sowie absolut niveaulos sind, sei hier nur am Rande erwähnt.
Ich weiß selbst, was das Jägerlatein ist, und auch wie der Volksmund den Begriff im übertragenen Sinn etwas in seiner Bedeutung zweckentfremdet.
Auch der Name "Jennerwein" ist mir bekannt. Ich kenne selber seine traurige Geschichte aus den Medien (Fernsehen, Rundfunk und Literatur).
Man kann es aber auch im Internet nachlesen.
So "unwissend" oder "belehrungsbedürftig" sind die Waldbesitzer und Bauern auch nicht.......
Ich wollte halt ganz einfach mit ein wenig mit humoristischer Einlage die Fronten auflockern, als ich schrieb, dass es uns dann nicht so wie den Jennerwein gehen sollte, wenn wir die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen würden..... (Übrigens: Es gibt auch noch das Jenerwein-Lied, wie Du sicher auch weißt....)
Wenn du das auf Dich bezogen siehst, tut es mir leid. - Man sollte auch noch ein wenig Spaß verstehen.......
Ich glaube auch, dass heute kein ordentlicher Jäger einen flüchtenden Menschen von hinten auf der Flucht erschießt......da müssten schon die Emotionen sehr hoch
gekocht sein, bei solchen "Affekthandlungen".....
Das alles soll aber nicht vom eigentlichen Thema ablenken, nämlich der Tatsache, dass ohne Zaun bei uns keine jungen Bäume aufkommen....
Die Mäuse und Rötelmäuse und auch manchmal Hasen kommen doch auch durch den Zaun... und doch: Nach kurzer Zeit ist innerhalb der Zäunung in den meisten Fällen ein prächtiger Jungwald aufgegangen.... oft sogar ohne Anpflanzung.......
Weil eben die Rehe ferngehalten werden.... !!! (Rotwild gibt es bei uns nicht)
Ja, ganz genau richtig, du mußt die Rehe fernhalten - durch einen Zaun. Weil du etwas großpäppeln willst, was da nicht hingehört. Douglasien z.B. oder auch Fichten. Letztere gehören ebenfalls in Deutschland fast nirgendwo hin.
Von den verbissenen Kiefern würde ich allerdings gerne mal ein paar Fotos sehen, um es glauben zu können. Wir haben wirklich viel Rehwild, an einer Kiefer hat sich selbst im heftigsten Winter noch kein Reh vergriffen.
Ich pflanze auch gerade was, was da nicht hingehört, 1,5 ha Nobilis, Abies procera. Mitten in die Rehwild-"Rotte" Ohne Zaun.
Aber da lassen die den Äser von und der Hase auch...
Es kommt auch immer darauf an, was man macht und was man will.
Wer auf Naturverjüngung setzt, hat einen Wirtschaftswald schon mal nicht im Sinn
Insofern kann es dem doch eigentlich egal sein, wenn nur Adlerfarn und Brombeeren sprießen...
Was schreibst Du da?
Ich pflanze doch keine Douglasien! Und auch keine Fichten - Monokulturen. !!!
Bei uns ist ein Mischwald mit ca 80 % Laubwald (Buche/Eiche/einzelne Eschen, Waldkirschen, Ahorn, ) und ca. 20 % Nadelwald (Fichte, seltener Kiefer/Tanne/Lärche) also: ein sehr vielseitigen Mischwald....
Du schreibst: Wer auf Naturverjüngung setzt, hat Wirtschaftswald nicht im Sinn??? Diese Aussage zeugt von waldwirtschaftlicher und waldökologischer Inkompetenz...
Die jungen Triebe/Pflanzen/Baumarten welche selber/kostenlos/ und sich selber auf ihren optimalen Standort und besseren Genetik dort durchsetzen, und durch
die positiver und negativer Auslese des 'Waldbesitzers kommen [url]vorausgesetzt, sie werden nicht abgefressen[/url]!!!)
Es ist unbestritten die Königsklasse der Waldbewirtschaftung, so einen Plenterwald, welcher die naturnaheste Waldbewirtschaftung überhaupt ist, zu führen.
Aber, es geht einfach nicht, das der Rehwildbestand nicht daran angepasst ist/wird....
Es mag vielleicht Dir egal sein, wenn nur Adlerfarn und Brombeeren sprießen... Mir, der ich meinen Hochwald auf Dauer erhalten will, ist es jedenfalls nicht egal.
Wie denken denn eigentlich andere Waldbesitzer hier im Forum darüber?