Servus Jochen,
besten Dank für Dein Feedback - und Du hast komplett recht!
Ich wohne in direkter Nähe zum größten Biergarten Münchens (Hirschgarten). Wenn hier am Sonntag ein Erzeuger-Markt stattfinden würde, wäre der voll mit affluenten Käufern.
Ich glaube, die Erzeuger Gemeinschaft muss anfangen über die bürokratischen Marketing-Möglichkeiten Ihrer Produkte hinweg zu sehen und (wie jeder Unternehmer) eigene Guerilla-Wege gehen. Fakt ist - der Kunde ergo Markt will das und ist bereit für Aufklärung und Qualität zu zahlen!
Was hat denn der Hermannnsdorfer geschickt als Unternehmer gemacht (nachdem das Nestle Geld nebst dem Familien-Vermögen zugegebener Weise da war) - die gesamte Wertschöpfungs-Kette von Erzeugung zum End-Konsumenten relevant und nah am Verbraucher in Innovation und Marge umgesetzt. Als Unternehmer finde ich das super-toll! Ganz ehrlich. Aber das können andere auch.
Das Verständnis der Verbraucher ist auch jenseits des Sandalen Markts da - einem neo-kapitalitischen A*"tief-gebuldete-aushöhlung" wie mir kann man sehr einfach erklären, wieso Bio so gar nicht funktioniert.
Ich hatte mal ein sehr interessantes Angebot vor ein paar Jahren, für eine große Bio-Markt Kette zig Tonnen Bio-Lytchee, Mango und Papaya anzubieten (ohne jegliche Branchen-Kennntnis) - wieso das nicht ethisch korrekt geht, muss ich Ihnen nicht erklären, aber vielleicht dem ein oder anderen interessiertem Mit-Leser:
In Thailand (wie überall anderswo in Asien) teilen sich Anbauer Parzellen mit gleichem Wasser-Anschluss (denk ma nach), zudem - der Pestizid Hubschrauber kann sein teilweise "jutes Zeuch" nicht nur auf einer Parzelle verpusten - der Wind der Wind das Pharma-Kind!
Und - der ganze Bio-Kram ist auch nach Einhaltung vieler Foodwatch-Regeln auch nur für hirnlose Denker - Landwirtschaft ist die älteste Form der Wertschöpfung (sogar noch vor dem eigentlich "ältestem Gewerbe") - wenn ich das Viech jetzt "wie zu Omas Zeit in Lala-Länd" füttere, umgehe ich dabei 30 Jahre Forschung - die in vielen Teilen nicht so schlecht ist, wie man als ahnungslose Nuss (damit meine ich mich) so denkt.
Wieso aber "läuft das"? Marketing!
Vorgetäuschte Produkt-Transparenz auf nicht haltbaren Images - ähnlich, wie bei vielen anderen Produkten? Oder tanzen Sie immer, wenn der iPod angeschlossen wird?
Fakt ist doch - der Nahrungsergänzungsmittel-Markt erlebt derzeit den größten Boom des Jahrzehnts. Ich schiess meinem Körper einen Eiweiss Drink, Molke, Creatin, L-Carnitin, irgendwo hin drehende Yoghurt Kulturen etc. nach dem nächsten - "aber bitte sowat nich ins Schwein?!?!?" Wo ist da die Logik?
Aber "Bio" ist Marke und "political correct", genau wie der unheimlich hirnlose "grüne Punkt".
Der Markt will das gar nicht - auf welchem SUV oder Audi A6 steht: "Müsli, Müsli mjam, mjam,mjam"? Auf keinem - aber der Markt will Aufklärung und Transparenz.
Nur die Erzeuger können diese Infos geben, die der Markt will - weil nur diese besitzen Glaubwürdigkeit - das beste Argument in der Verkaufsförderung.
Bio ist Marketing und verdrängt andere Markt-Teilnehmer - hätte aber früh-zeitig von "Wir sind nicht Bio - aber kümmern uns seit 200 Jahren um Tiere" konkurrierend ergänzt werden können.
Derzeit gilt aber das Konsumenten-Bild: "Bio = glückliche Tiere, die nur mit Liebe aufgezogen worden sind und sich schon auf Ihr Geschmacks-Erlebnis freuen", gegen: "Das unglückliche Nutztier wurde mit Wachstums-Hormonen groß-gezogen, besteht aus Wasser, Hass und Luft und macht Sie - lieber Verbraucher sehr krank mit Krebs am Rücken".
Das ergibt: "Zahl mir mal mit €23 für 200gr. Hühnerbrust Dein Gewissen frei und sei ein guter Mensch! - Sonst bist Du einer von den Bösen!"
Eigentlich sehr nah am katholischen Marketing.
Was fehlt ist Aufklärung des Marktes ("Bio-Kälber sterben auch!" - oder "Auch Bio-Bauern können *Zensur* sein!") und nicht jeder konventionelle Bauer ist gleichzeitig Teil der Monsanto-Herde.
Wenn der "nachhaltige" Konsument mal ehrlich informiert wird, welchen Tross er/sie propagandiert, gibt es Raum für Veränderung und der sollte von Erzeugern produktiv erwirtschaftet werden.
Das von Jochen vorgeschlagene Siegel lokale Erzeuger ist imho markt-relevant und ein sehr guter Anfang - das würde ich sofort kaufen.