Artikel aus der "Freien Presse Online":
Kreis verstößt gegen Pflanzenschutzgesetz
In Annaberg-Buchholz hat die Straßenmeisterei ein weltweit umstrittenes Herbizid zur Unkrautbekämpfung eingesetzt. Der enthaltene Wirkstoff wird einerseits als harmlos, andererseits etwa als krebsauslösend eingestuft.
Annaberg-Buchholz. Das Grün an der B 101 zwischen Kreisverkehr und Einmündung Klosterstraße in Annaberg ist braun geworden. Der teils bis zu 30 Zentimeter breite trostlos anzusehende Streifen direkt neben der Fahrbahn ist aber weder den ersten Herbsttagen geschuldet noch den Abgasen der Fahrzeuge, die dort vorbei fahren. Die abgetöteten Pflanzen sind das Ergebnis des Einsatzes von Roundup-Ultra - einem Breitband-Herbizid zur Unkrautbekämpfung auf Basis des Wirkstoffes Glyphosat. Nach Expertenaussagen handelt es sich dabei um das meistverkaufte Pflanzengift der Welt - jedoch auch um ein sehr umstrittenes. Versprüht wurde es von der Straßenmeisterei.
Das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) sieht darin einen Verstoß gegen das Pflanzenschutzgesetz. Zu der Überzeugung ist die Behörde nach einer Vor-Ort-Kontrolle gekommen, bei der die Mittelanwendung geprüft wurde. "Nun werden die Verstöße nach fachlicher Detailprüfung in einem Ordnungswidrigkeitenverfahren geahndet", so Thomas Freitag, Sprecher des LfULG. Das bedeute unter anderem, dass die Behörde in einem sogenannten Auskunftsersuchen den Landkreis zum Sachverhalt befragt. Die Ahndung von Verstößen erfolge dann gemäß den geltenden Bestimmungen nach Pflanzenschutzrecht. Ob ein Bußgeld zu zahlen ist und wenn ja in welcher Höhe hänge von der Art des ermittelten Verstoßes ab, so Thomas Freitag weiter. Eine Bußgeldzahlung, die an die Hauptkasse des Freistaates zu entrichten ist, kann sich in dem Fall auf bis zu 50.000 Euro belaufen.
Dass das LfULG so rasch gehandelt hat, geht auf eine Anzeige von Grit Weiß zurück, Vorsitzende der Stadtratsfraktion "Wir für unsere Stadt". Diese hatte sie an die Dresdener Behörde gerichtet und damit den "unzulässigen Einsatz von Roundup-Ultra" angeprangert. Die Begründung des Landratsamtes, mit dem Mittel aggressive Unkräuter wie das Drüsige Springkraut und den Japanischen Staudenknöterich beseitigen zu wollen - was auf diese Weise laut Kreis übrigens nicht nur in Annaberg passiere - kann Weiß nicht nachvollziehen. Ersteres wachse nur an einer ganz kleinen Stelle, Zweiteres komme dort überhaupt nicht vor. Zudem kritisiert sie, dass entgegen gesetzlicher Bestimmungen das Pflanzengift dort versprüht und nicht im Abstreichverfahren angewendet wurde. "Damit wird bewusst in Kauf genommen, dass das Herbizid in die Kanalisation gelangt, zumal sich direkt an der betreffenden Straßenseite mehrere Einläufe befinden", so Weiß.
Die Stadt selbst habe nach Bekanntwerden dieser Art der Unkrautbekämpfung den Kreis aufgefordert, alternative und unbedenkliche Methoden einzusetzen, so Sprecher ******* Förster. Das sei mit einem offiziellen Schreiben im Ergebnis der Sitzung des Wirtschafts-Ausschusses am 4. September untermauert worden. Darin werde der Landrat dringend gebeten, künftig auf den Einsatz dieses Herbizids im Stadtgebiet zu verzichten. Eine Antwort liege bislang nicht vor.
Gegen einen Einsatz von Roundup-Ultra spricht sich auch Steffi Ober aus, Expertin für Agrogentechnik beim Naturschutzbund. Einerseits suggerierten vor allem Hersteller Unbedenklichkeit für Umwelt, Natur und Mensch. Andererseits sagten wissenschaftliche Studien, dass bereits geringste Konzentrationen von Glyphosat stark gesundheitsgefährdend seien. Demnach könne die Substanz krebsauslösend wirken und die embryonale Entwicklung beeinträchtigen. Wohl deshalb wird aktuell auf EU-Ebene der Wirkstoff einer erneuten Risikobewertung unterzogen, wie Thomas Freitag vom LfULG erklärt.
Immer schön druff, so als "ahnungsloser" Anwender.
Bei uns im Dorf stand vergangenes Jahr auch der Kanister mit "Unkraut-Ex" unbeaufsichtigt an der Hauptstraße, als die ABMler aus der Stadt die Straßenränder saubergemacht haben... Wäre das dieses Jahr auch wieder gewesen, hätte es wohl mal ne Anzeige von mir gegeben.