T5060 hat geschrieben:Die Fehler entstanden in Zeiten der Marktstrukturgesetze - Vorprämienzeit, ich würd sagen zwischen 1970 und 1985.
Nach dem Krieg gab es eine Wende, politisch und wirtschaftlich .... nur nicht für die Bauern.
Die waren es lange vor, dann erst recht während, und dann auch noch für Jahrzehnte nach dem Krieg gewohnt, als systemrelevant hofiert zu werden. Sie dankten es der Politik mit verlässlichen Kreuzchen an den richtigen Stellen (CDU/CSU + FPD), was anderes schickte sich nicht.
Die Politik dankte es den Bauern mit der Festlegung der größten aller Variablen, die ein Markt hat: den Preis. Als Pimpf habe ich mich immer gewundert, warum die Alt-Nazis in der Kneipe immer von der "guten alten Zeit" geschwärmt haben: Die Bauern wußten im Frühjahr, welchen Preis sie im Herbst für die Kartoffeln bekommen.
Mehrere Generationen von Bauern wurden so erzogen.
Die jetzt Aktiven sind die Zweite und die Dritte Nachkriegsgeneration. Die zweite kann nicht verstehen und nicht akzeptieren, dass die Preise nicht mehr festgelegt werden, sondern variabel sind, und der Käufer in seinem Wettbewerb mit anderen Käufern den Preis entscheidet, und nicht mehr der Minister.
Die Dritte Generation wundert sich, dass sie nicht hinkommt mit dem Unterschied zwischen Kosten und Erlösen... und dreht dem Beruf den Rücken zu.
Scheinheilig finde ich, dass jeder Bauer sich mehrmals in der Woche die Finger am Telefon wund tippt, um seine Lieferanten gegeneinander auszuspielen, um die Preise von Futter-, Dünge oder Spritzmittel zu drücken, und sich dann nach getaner Preisdrückerei auch hier im Forum zu beschweren, dass die Käufer seiner Waren das genau Gleiche tun: sie drücken den Kaufpreis!
Haaaallooooo, so ist das eben in der Konkurrenzwirtschaft.
Was neu ist, sind die neuen Technologien, und darin sehe ich die größte Gefahr für die sog. bäuerliche Landwirtschaft". Industrie 4.0 bedeutet Einheitlichkeit von den Vorprodukten bis zur Theke. Acker und Stall sind lediglich eine Zwischenstufe einer industriellen Erzeugungskette. In der Lw werden mit anorganischem Zeug wie Dünger, gewissen netten chemischen Zutaten, wie Glyphosat & Co, vielen Erdölprodukten und mit etwas Hilfe der Natur Zwischenerzeugnisse zum Weiterverkauf produziert. Die Lw ist ein kleines Rädchen im großen Getriebe.
Mit 4.0 bestimmen einheitliche Standards wie Software, erhobene Daten, am Ende dann die Produkte.
Die weltweite Einheitsmilch wird Ziel und Ergebnis sein. Vll gibt es fünf Abstufungen. Aus Stallhaltung, aus Weidehaltung im Sommer, gefüttert mit oder ohne gentechnischer Soja, Allergenfrei, usw.... ihr wisst das besser als ich.
Der LEH kauft jeden Tag für Milliarden ein. Er sich selbstverständlich das alleinige Recht zu bestimmen, was er seinen Kunden verkaufen möchte (wer das hier nicht akzeptieren möchte ist entweder auf dem Niveau der Marxl, oder er verneint es wider besseren Wissens).
Der LEH setzt mit seiner gigantischen und immer standardisierteren Nachfrage die Produktion in Bewegung. Wer mitmacht, ist dabei, wer nicht, ist verloren.
Landwirt = Franchisenehmer? Wir werden sehen.
Eins steht für mich fest: der Verband hat keine Chance mehr, das Ruder herumzureißen, und die Bauern in die "gute alte Zeit" mit festen Preisen und auskömmlichen Einkommen zu führen.