H.B. hat geschrieben:Humusaufbau geht nicht von einem Tag auf den anderen. 80% meiner Ackerflächen, auf denen heute bis zu 12 Tonnen Weizen geerntet wird, waren jahrhundertelang (bis vor 60 Jahren karge Schafweiden) mit einer "steinreichen" Humusdecke von 7 - 10 cm. Darunter gibts Steine und gelben Lehm. Und solche Beispiele gibts zu tausenden. Erst die moderne Landwirtschaft konnte die Böden entsprechend verbessern - und auch dort ist es kein Selbstläufer. Wenn ich beobachte, wie die Biogaser (aber nur zum Teil) ihre Böden bei ungünstiger Witterung auf Jahrzehnte kaputtwalzen, wird mehr schlecht. Das ist noch schlimmer als das Auslaugen und Zutodehacken mit Bio-Bewirtschaftung.
Zumindest kann man den Humusaufbau in die Tiefe durch entsprechende Bearbeitung gut unterstützen.
Langzeitstabiler Dauerhumus entsteht eigentlich nur aus verholztem Material (Stroh etc.). Schon deshalb kann Biogas-Substrat da wenig Beitrag leisten. Und das Befahren der Flächen zur Unzeit ist ein Übel, dass sich auch hier mit wachsenden Betriebsgrößen immer mehr ausbreitet. Auf den klein strukturierten Flächen kann man mit Arbeitsbreite halt nur begrenzt rationalisieren. Das hat dann zur Folge, dass man bei jedem Dreckwetter auf den Boden muss, um mit der Arbeit noch irgendwie fertig zu werden.
Du redest von Bio? Manni, das sind 3%. Die machen schon allein wegen ihrer Geringfügigkeit die Umwelt nicht kaputt.
Nein. Ich rede von wirtschaftlichen Alternativen. Mit einem extensiven Betriebsmodell kann ich gegen intensive Veredlungsbetriebe am Pachtmarkt nicht konkurrieren. Sollte der Pachtmarkt hier auch durch die Decke gehen oder die Geldnot der EU den Ausgleichszahlungen ein Ende bereiten, dann brauche ich ein alternatives Konzept, wenn der Betrieb weiter bestehen soll. Da gibt es natürlich Möglichkeiten. (Im letzteren Fall, Wegfall der Ausgleichszahlungen) wäre es hier auch denkbar, dass der Pachtmarkt für Grünland völlig zusammenbricht und man große, arrondierte Flächen für lau bewirtschaften kann, was wieder neue Möglichkeiten eröffnen würde.
Joel Salatin habe ich ja schon öfter angesprochen. Der setzt zwar keine synthetischen Dünger oder Pflanzenschutzmittel ein, verfüttert aber konventionelles Getreide an sein Geflügel und die Schweine. Dieser hochdiversifizierte Direktvermarktungsbetrieb macht inzwischen ca. 20.000 Euro Umsatz pro ha, bei guten Margen und mit extrem niedrigem Kapitaleinsatz und ganz ohne Flächenprämien.
Auch Mark Shepard kommt in seiner Betriebsentwicklung gut voran, ohne Futterzukauf.
In die Richtung müsste ich mich wohl bewegen, wenn mein Betrieb bei deutlich steigenden Flächenkosten weiter bestehen soll. Aber dafür ist nicht jeder Betriebsleiter gemacht.
Deshalb stimme ich deiner These durchaus in weiten Teilen zu: Wer nach klassischen Betriebsmodellen wirtschaftet und keine vernünftigen Renditen erzielt, der sollte keine Großinvestitionen in die Fortführung seines bisheriges Modells tätigen. Und man sollte im Auge behalten, dass die Flächenprämien recht kurzfristig wegfallen oder durch Inflation wertlos werden können. Langfristige Investitionen mit Ziel Prämienoptimierung sind hochriskant.