Lieben Gruß,
auch ich habe von 1981 - 1983 in Wettin & in der Prignitz gelernt und danach unter schwierigen Bedingungen eine eigene Gebrauchsherde gehabt.
Und als die "Wende" mit dem Zusammenbruch vieler LPG´s kam, da bin ich eines Tages gegangen, ohne mich umzudrehen.....
Es hätte mir sonst das Herz gebrochen, denn ich konnte es nicht ertragen, daß meine gesamte Herde zum Schlachthof gefahren wurde.
(Und ich hoffe, sie gucken immer als "Schäfchenwolken" auf mich herab.)
Und so sind sehr viele Herden und Betriebe aufgelöst worden.....und wenn man dann beim Arbeitsamt vorstellig wurde,
wurde erst mal kräftig herumgewundert, was sie denn mit einer Schäferin anfangen sollen.
Und als die Stammherden in meinem Lehrbetrieb Groß Langerwisch aufgelöst wurden, es haben sehr viele in dieser großen Anlage mit tausenden von Schafen gearbeitet.
Das war natürlich für diese strukturschwachen Regionen "der Super-Gau".
Aber über eines freue ich mich sehr, unsere "zweibeinige Herde" konnte ich beisammenhalten.
Wir kamen damals aus Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen und treffen uns jetzt regelmäßig in Wettin.
Auch in diesem Jahr war es wieder so weit...und dabei haben wir sie gesehen, die Herde in Mücheln
Leider muss ich an dieser Stelle berichten, dass von uns 30 Lehrlingen nur noch EINER im Beruf ist. Alle anderen nicht mehr.
Ist das nicht bitter?
Bei jedem Treffen schwebt große Wehmut mit, dass dieser schöne, auch schwere, aber so befriedigende Job für uns Vergangenheit ist.
Einige haben im Nebenerwerb versucht, noch Schafe zu halten.
Aber nach und nach haben sie diese dann doch abgeschafft bzw. sind auf Rinder umgestiegen.
Die "Ostschäfer" meiner Klasse arbeiten jetzt auf dem Bau, sind Fernfahrer, Polizisten, Gartenbauer, im Büro, als Verkäufer
und "Facility Manager"....grins...wir Ossis würden Hausmeister dazu sagen.
Da es doch einige Irritationen bei den Berufsbezeichnungen gab....
Also ich bin "Zootechniker/Mechanisator für industriemäßige Schafproduktion"...auch ein zauberhafte Komposition.....lach
Meiner Meinung nach gab es im Osten so viele Schafe, um Devisen zu erwirtschaften und sich in anderen Bereichen vom Weltmarkt (angeblich) unabhängiger zu machen.
Aus Groß Langerwisch sind alle Lämmer nach Frankreich oder in die BRD exportiert worden.
In die DDR-Läden kamen nur noch die alten Mutterschafe, die ausgemerzt wurden. Wir waren eben hart im Nehmen...... grins
Und die Wollimporte aus Neuseeland und Australien sollten durch einheimische Wolle weitestgehend ersetzt werden,
um "harte Währung" zu sparen.
Und da gab es natürlich auch solche Schlaumeier, die dachten...wenn das Schaf viel Haut hat, produziert es ja viel Wolle....freu freu.
Es wurden Merinos mit Stawropol gekreuzt. Und wenn man die in der Herde hatte, hatte man nix zu lachen.
Deren Augen sind schnell zugewachsen, dann sind sie orientierungslos durch die Gegend gerannt und man musste mühselig mit einer Schere versuchen, "Licht ins Dunkel zu bringen".
Und bei der Schur wurden die Tiere oft verletzt, da die übermäßigen Hautfalten natürlich nicht gut geschoren werden konnten.
So ist das eben mit Theorie und Praxis....
In einigen LPG´s waren die Schafe auch "angebliche Futterkonkurrenten" zu den Rindern und wurden nur zähneknirschend geduldet,
weil die Kreisverwaltung oder wer auch immer Schafhaltung angeordnet hatte.
Und ich denke, die haben mit der Wende als erstes auch die Chance ergriffen, die Schafe abzuschaffen.
Boh...sorry - nun ist es fast ein Roman geworden. Aber daran sieht man, die Schäfchen lassen mich einfach nicht los.....ich habe sie im Herzen....immer