Das Phantom mit der Kettensäge
Ein Unbekannter fällt in den Vogtland-Wäldern Bäume - einfach so.
( www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/THEMA_DE ... 663876.php )

Auerbach/Plauen. Ein Phantom treibt derzeit in den vogtländischen Wäldern sein Unwesen: Ein mit einer Kettensäge bewaffneter Unbekannter legt landauf, landab Bäume um. 18 sind dem oder den Unbekannten bisher zum Opfer gefallen. Die fallen meist so, dass gut frequentierte Wege versperrt werden. 13 Anzeigen liegen der Polizeidirektion Südwestsachsen in Zwickau mittlerweile vor. "Wir können nicht ausschließen, dass es eine Dunkelziffer gibt und noch viel mehr gefällt wurde", sagt Polizeisprecher Jan Meinel.
Das Phantom schlägt scheinbar wahllos zu. Die Tatorte sind auf der nebenstehenden Karte gekennzeichnet. Nach Aussagen Meinels schert es sich weder darum, wem der Wald gehört, noch um Baumart und Ort. So fielen der Kettensäge sowohl Laub- als auch Nadelbäume zum Opfer, in Privatwald- genauso wie in Landeswaldrevieren. "Für die Waldbesitzer bedeutet es einen großen Aufwand, einzelne Bäume aus dem Wald zu holen."
Dadurch und da meist stattliche Gehölze betroffen sind, sorgt der Unbekannte mit der Kettensäge für Verluste. Noch problematischer wird es, fallen die Baumriesen in Schonungen. Dann müssen oft mehrere Bäume neu gepflanzt werden. Tausende Euro beträgt der Schaden, den das Phantom bisher angerichtet hat.
Die Forstbehörde des Vogtlandkreises hat die Fälle gesammelt und bei der Polizei Anzeige erstattet. "Aus den Schnittmustern ergibt sich, dass es sich um einen Laien handeln dürfte", sagt Sachgebietsleiter Kay Oertel. Die Forstbehörde unterstützt die polizeilichen Ermittlungen.

Dass die Sägeschnitte nicht für einen Experten sprechen, bestätigt Bernd Härtel, Leiter des Betriebes Staatsforst im Forstbezirk Plauen. "Das sieht man an der Schnittführung." Auch dass die Bäume "irgendwie über den Wegen lagen", nicht einheitlich, spreche eher für einen Laien.
Härtel: "Wachsen Bäume an Wegen, erhalten sie im Unterschied zu Bäumen im Bestand von einer Seite mehr Licht. Dort wachsen Äste, und der Baum wird an der Seite schwerer." Fällt man ihn, fällt er dorthin, wohin ihn das Gewicht zieht, und das zieht ihn meist auf den Weg.
Nach Ansicht des Forstexperten spielt der Unbekannte bei den Sägeübungen mit seinem Leben: Er könnte von selbst gefällten Bäumen erschlagen werden.
Keine Hinweise gibt es bis jetzt über die Motive des Phantoms. Härtel deutet die Spuren als Übungen. "Ein Kettensägenbesitzer will im Selbstversuch die Arbeit mit der Technik erlernen."
Von Lutz Hergert
Erschienen am 20.01.2010

