Manpower – eine spontane Zeitreise in der Landtechnik
Ein privater Besuch im Süden Deutschlands - soweit nichts Besonderes. Als ein klappriges Pferdefuhrwerk am Garten vorbei fährt, folge ich dem Gespann und entdecke den Landwirt auf seinem Maisfeld, wo er von Hand erntet. Ich bin total fasziniert von der Szenerie und unterhalte mich lange mit ihm. Der eingefleischte Dialekt macht es mir schwer, allen Details seiner Erzählungen zu folgen. Der Wagen, mit dem er arbeitet, ist wohl selbst gebaut, 1953. Der Mann ist 81 Jahre alt und erntet Futtermais mit einem - ebenfalls selbst gebauten - Beil. Er hackt die Pflanzen knapp über dem Boden ab und rafft ein Bündel zwischen linkem Arm und Körper. Immer wenn eine tragbare Menge zusammen gekommen ist, legt er den Mais auf einen 1 m langen Bindfaden auf dem Boden und schnürt ein Bündel zusammen, um es zu schultern. Dann trägt er es zum Karren, wirft es darauf und löst den Bindfaden wieder. Danach beginnt der ganze Ablauf von vorn, bis der Karren hochvoll beladen ist. Etwas Derartiges habe ich zuletzt vor vielen Jahren in sehr ländlichen Gegenden Rumäniens beobachten können. Eine solche Szene 2016 in Deutschland zu erblicken war schon etwas bemerkenswert Besonderes.
Keine Maschine. Kein Strom. Keine Hydraulik. Kein Motor. Keine Sensoren. Ein Mann, eine Axt, ein Pferd - sonst nichts.
Eine sehr interessante Zeitreise in die Vergangenheit der Landtechnik, als es noch ohne Maschinen funktionierte, als noch kein Lohnunternehmer Anbaugeräte mit bis zu acht Hydraulikleitungen an riesige Schlepper anschloss und – um ein Stichwort zu nennen, welches mich persönlich mit Landtechnik verbindet – als es noch kein KENNFIXX® gab und brauchte. Einer meiner ersten Gedanken im Gespräch mit dem alten Mann war: Ihm würde ich verzeihen, wenn er sich neuen Errungenschaften in der Landtechnik verweigert. Aber nur ihm!
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