Hallo Leute,
ich habe vielleicht die Möglichkeit in drei Jahren, also wenn ich mein Abitur und meine Lehre in der Tasche habe, einen Hof mit ca. 35 ha Eigenland und ca 10 Morgen (á 2500m2) Grünland zu übernehmen. Der Hof besteht aus zwei Hofstellen, die ca. 10km auseinander liegen und um die sich der Acker zu ungefähr gleichen Teilen aufteilt. Des weiteren würde vllt. die Möglichkeit bestehen, ca. 25 ha. von meinem Großonkel zu pachten, das wäre aber 20km weg. Und dann noch einmal ca. 50 ha Acker in 15km Entfernung. Alles würde sich in unmittelbarer entfernung zur Kleinstadt mit ca. 32.000 Einwohnern befinden. Da der Betrieb in der Lüneburger Heide läge, sind die Böden mit 30-40 Bodenpunkten sehr schlecht, jedoch sind 100% an Beregnungsnetze angeschlossen.
Die Höfe sind in Top zustand, vor wenigen Jahren renoviert und aus einem Hof wurden Wohnungen gemacht. Zur finanziellen Gegebenheit kann ich nichts sagen, nur, dass der Hof auch bei vielen Brachflächen ( weil der Bauer mit dem Ertrag sonst keine Frührente mehr Bekäme) immer noch Gewinn abwirft.
Der Maschinenpark sieht wie folgt aus:
1 IHC 1055XL mit Fl und ca. 6000 std., 100 PS
1 Renault 456-4 (Allrad) mit FL und Kabine 45 PS ca. 7000 std.
1 Unimog U 406 oder 411? mit ca. 50 oder 60 PS und Heckhydraulik
2 Welger 16to. DSK mit ELB
14! Zweiseiten-Kipper oder Plattformwagen, die quasi als Getreidelager fungieren
4-Schar-Beetpflug
2.5m-Drillmaschinenkombi mit Tiefenlockerer und Kreiselegge
2.5m Schwergrubber
2.8m Spatenrollegge
12m Spritze
12m Düngerstreuer
Frontladergeräte
Getreidetrocknung für Anhänger
Alle Maschinen sind Top gepflegt, quasi wie aus dem Laden und Standen nie im Freien, selbst die Hänger nicht.

Bitte schreibt eure Ideen und Meinungen, gerne auch Bio-Perspektiven. Grundsätzlich liebe ich es mit Tieren zu Arbeiten, habe selbst jetzt neben der Schule einige Enten und Gänse. Kühe und Schweine wären auch eine Möglichkeit, Hähnchenmast in konventioneller form aber nicht.

Zu guter letzt noch einige Absatzmärkte:
Bio-Mühle in der Nähe ( Größte in ganz Niedersachsen)
Zuckerfabrik
Kartoffelverarbeitende Industrie
Biogas ( Nicht so gerne, wenn nur mit Tierhaltung)
Gastronomie
Konservenfabrik ( Zukunft ungewiss)

aus meiner Sicht ist es heute weitaus interessanter einen Betrieb zu übernehmen als vor 20 Jahren.
Die Flächenausstattung lässt durchaus eine Perspektive zu! Leichte Böden mit Beregnung lässt auch in Richtung Sonderkulturen denken. Der Aufbau einer Milchviehherde ist derart kapitalintensiv dass du in diese Richtung besser nicht denken solltest. Schade, denn das ist eine eine echte Lebensaufgabe wenn man die Arbeit mit den Tieren mag. Mastschweine/Sauen ... der Markt ist von Vollprofis bereits extrem besetzt...schwierig. Einsteiger im Geflügelbereich werden gesucht, wenn dir die Sache nicht geheuer ist mit der "vertikalen Integration", lass dir sagen, mir auch nicht.
Biogeflügel ist im Trend, allerdings könnte sich die Bioschiene totlaufen. Regionale Erzeugung und Vermarktung mit nachvollziehbaren transparenten Tierschutzstandards könnte die effektivere Strategie sein und wird bereits vielfach praktiziert. Graswurzelnetz von Selbstvermarktern statt Biosiegel für alle, in die Richtung denke ich.
Packen wir die Glaskugel wieder ein.

Betriebsübernahme in Aussicht klingt erstmal gut, bedenke dass die alten Herrschaften manchmal sonderbar werden, wenns dann mit der Bevormundung nicht klappt wird zurückgerudert usw. - kann man nur beurteilen wenn man die Leute wirklich kennt.
Bedenke auch dass dein Arbeitsleben ganz schön lang wird wenn es nach Abi und Lehre sofort heißt ran an die Riemen, voll verantwortliche Betriebsübernahme sofort. Die Möglichkeit zum Studium, Auslandsaufenthalt oder dergleichen sollte man sich nicht vorschnell verbauen.
Nur Denkanstöße, ich wünsche Dir eine gute Entscheidung!

Viehhaltung wäre für mich deshalb so interessant, weil:
1. die Flächen billig sind
2. Ich eine Schlachtküche mit Vollausstattung, die fast den gesetzlichen Vorschriften entspricht bekommen kann.
Wäre es nicht möglich als Hobby mit viel Arbeit nebenbei so 150-200 Schweine und so 20-40 Kühe zu halten. Im Nachbardorf hat auch einer Enten, Gänse und Puten in Freilandhaltung, das dürfte auch nicht so kapitalintensiv sein. Und in Verbindung mit Sonderkulturen könnte man ja auch die anfallenden Abfälle besser nutzen und der Mist hat ja auch positive Wirkungen.
Ist ja erstmal nur eine Überlegung.
MfG moneymaker

Ein Verwandter von mir hält Schweine in der Größenordnung und vermarktet diese in einem regionalen Qualitätsfleischprogramm.
Er hat vor über 20 Jahren den bescheidenen elterlichen Hof wieder angespannt, nachdem die Ländereien 10 Jahre lang wegen frühem Tod des Vaters verpachtet waren. Alle Welt hat ihm abgeraten, er hatte eine Ausbildung und einen "sicheren Job" in einem großen Industrieunternehmen.
Was soll ich sagen, das Unternehmen versank mit Mann und Maus, der Hof floriert heute noch...
Das Glück ist manchmal doch mit den Tüchtigen.

Also würdest du jedenfalls sagen, dass es nicht soo unrealistisch wäre, den Betrieb weiterzuführen? Wie genau, das wird sich dann ja zeigen, aber es war immer schon mein Wunsch, einen eigenen Hof zu haben, und viele sagen auch, ich hätte das zeug dazu, und von mir selber glaube ich das auch.(ohne mich selbst zu loben). Biologischer Anbau wäre für mich von meiner Einstellung her halt ganz interessant, aber da ist halt die Frage, wo die Absatzmärkte sind. Es gibt zwar einige Betriebe, aber viele davon sind auch pleite gegangen, obwohl die groß waren. Danke jedenfalls für deine Beiträge.
MfG moneymaker

110ha mit zwei alten Gurken, die zusammen 150PS haben, (Scusi, die können noch so gut gepflegt sein) und Arbeitsbreite 12m!?!?

Modernisieren muss man doch sowieso. Aber viel mehr Leistung braucht man nicht für die Fläche, und ein neuer Trecker macht da erst einmal wenig. Viel wichtiger ist es, in anderen Bereichen zu modernisieren, z.B. neue und breitere Spritze und Düngerstreuer. Du würdest wahrscheinlich gleich einen 200PS-Schlepper hinstellen, mit dem du auf den Flächen nicht mal wenden kannst und wo du so schnell fertig bist, dass du den halben tag blöd rumsitzt. Der IHC schafft auf unseren Böden nen guten 4-Schar-Pflug mit Packer, das reicht völlig aus. Und wenn, dann kommen maximal noch 150PS auf den Hof. Die alten Schlepper kann man wenigstens auslasten, als Pflegeschlepper oder zum Rübendrillen brauche ICH zumindest keine 200 PS.

die Maschinenausstattung ist in der Tat erstmal zweitrangig.

Gut zugegebenermaßen hab ich jetzt aber auch etwas überhitzt reagiert, aber modernisieren muss man sowieso und laufend. Aber dass geht halt nicht alles auf mal und man muss gucken, wo die größten Innovationen und Einsparpotentiale stecken. Ich meine eine Drille von vor 30 Jahren ist das gleiche, wie die heutigen Amazone D8 oder D9 und wie sie alle heißen, nur etwas schmaler. Bei den Spritzen sieht das abgesehen von den AB's in Punkto Spritzbild und Steuerung ganz anders aus. Und warum sollte ich mit andere Trecker holen, wenn die auch ausreichen, notfalls kann man die allerschwersten aufgaben auch an den Maschinenring vergeben, auslasten könnte ich nen Großschlepper doch sowieso nicht. Ich kenn auch jemanden, der auf einem 120ha Betrieb mit nem 15PS-Fahr Schlepper arbeitet, aber halt nur in den Gemüsekulturen wo sonst ein aufwändiger neuer Spezialschlepper hinmüsste. Man muss das alles in den relationen sehen.

@countryman, denen zweiten Absatz habe ich gar nicht bemerkt. Es wäre schon eine große Aufgabe für mich, aber ich will nichts lieber als Raus aus der Schule.. Und Ausland oder FSJ schon gar nicht, ich hasse sowas
Mein Bekannter hatte vor einigen Jahren schon mal einen Nachfolger in Aussicht, der ist dann aber nach Kanada gegangen. Deshalb wurde seit dem auch nicht weiter investiert. Und er hat so eine Art Burnout und der ganze Stress ist ihm zu viel, deshalb auch schon Frührentner. Ich soll ihm lediglich eine Wohnung in einer nahen Kurstadt finanzieren, das wäre für ihn eine große Erleichterung. Und für mich um einiges Billiger als so einen Betrieb zu Kaufen oder zu Pachten. Aber bis ich meine Lehre abgeschlossen habe will er nichts weiter modernisieren, weil halt immer was dazwischen kommen kann, und er dann auf den Kosten sitzen bleibt. Bis jetzt schon mal danke für deine Ausführungen.
PS. Am Zehnten gehts los mit der Wintergetreideernte, mal sehen wie der Ertrag wird.

Einmal eine kurze Ergänzung zur Ausstattung:
1 Claas Mercator 50 2.8m
1 Fahr M66TS ( Anhängemähdrescher mit Tandemfahrwerk) 2.6m
Der Düngerstreuer ist doch neueren Baujahres von Amazone und dementsprechend mit zwei Streutellern und variabler AB.
Die Bestellkombi besteht aus 3m Amazone-Drille und 3m- Kompakter. Die Fräse mit Tiefenlockerer wird Solo eingesetzt, da nur 2.20m.
Misch- und Mahlanlage für Futterbereitung sind auch vorhanden. Zudem noch ein 6-Schar-Schälpflug und eine weitere Spritze mit 12 oder 18m.
Das alles kommt erst so spät, weil ich es erst heute beim Gerste-Dreschen erfahren habe.
Ich denke kaum, dass es irgendwie Einfluss auf eure Aussagen haben wird.
MfG moneymaker

Du denkst in viele Richtungen, was ich eigentlich gut finde, aber lass dich ausführlich beraten am besten im Amt für Landwirtschaft. Außerdem ist ein Einblick in die Bücher/Bilanzen der Betriebe unabdingbar.

Gruß Martin

Beratung käme auf jeden Fall. Und von den Bilanzen kann ich nur sagen, dass pro Hektar so ca. 1000E GEWINN allein vom Ertrag da sind, wie gesagt, ohne großen Aufwand und so. Dann kommen noch Subventionen (Moorwiesen) usw. Also von seinen 15ha. schon mal 15000€ plus 500€pacht von den restlichen 20 ha. macht 25.000€. Passt doch, oder nicht? Und bei 500€ Pacht kann man nichts sagen.
MfG moneymaker

So, wir sind jetzt ein Stückchen weiter:
1. Unimog hat 86PS und nicht 50
2. Der Renault hat 65 PS und nicht 45
Sorry, mein Fehler.
Die Pacht würde er mit 400€/ha ansetzen. Da jedoch alleine 300€ Subventionen pro ha kommen, also nur noch 100€ pro ha. Dann für den hof im Monat so 700€, als Miete, oder in Raten das Mir der Hof dann überschrieben wird. Die Maschinen würden wir Schätzen lassen und eine Gesamtsumme festlegen, die ich in einem bestimmten Zeitraum ( 15Jahre oder so) ohne Verzinsung abzahlen müsste. Ab der 1. Rate würden die Maschinen in mein Eigentum übergehen.
Auf dem Hof ist eine Lagerhalle für 1000ztr Kartoffeln mit Lüftungskanälen.
Aufgrund dieser Perspektive werde ich nun endgültig den Hof pachten.
MfG moneymaker

Ich mein, die Voraussetzungen die Du da hast klingen wirklich gut. Ich bewundere jeden jungen Menschen der sowas anpackt. Ich wünsch Dir alles erdenkliche Gute. LG Bruno