entschuldigt die späte Antwort.
Vor einem "dreiseitig ummauerten Herd" (heutzutage aka Kaminofen) hast Du auch noch nicht gesessen, oder?
Es handelt sich zumindest teilweise nicht um einen einfachen offenen Kamin (jedenfalls unterscheidet er sich von dem was ich so landläufig unter Kamin verstehe, obwohl die Bezeichnung wahrscheinlich zutrifft), sondern eher um einen kleinen gemauerten Raum mit einem z.T. nochmal eingetiefen Herd. Wenn man es im Winter richtig warm haben wollte, verschloss man die die offene Seite quasi mit der Kaminbank. Man saß also quasi mit IM Kamin, der gleichzeitig zum trockenen und räuchern diente. Das beschreibt Benjamin Franklin als den "traditionellen" Herd der englischen Siedler. Ein neueres Modell (das Franklin v.a. in Städten verortet) entspricht dann im wesentlichen einem heutigen Kamin, um die Wärme im Raum zu erhöhen hat man seit dme 15. Jh. vor diese noch Gusseiserne Platten gestellt, später hinten offene Eisenkästen. Franklin ist ein großer Fan der deutschen und niederländischen Öfen, v.a. weil sie nicht nur angenehmer sind (kein Rauch im Raum) sondern auch weniger Energie verschwenden, da die Luftzufuhr und damit die Wärme die ungenutzt durch den Kamin entweicht reguliert werden kann.
Man sollte auch bedenken das die Landschaf damals nicht so aufgeräumt war wie heute.
Die Sache ist, DASS sie irgendwann "aufgeräumt" wurde und warum das ab einem bestimmten Zeitpunkt möglich wurde.
Die Hecken sind wahrscheinlich wirklich ein riesiger Unsicherheitsfaktor. Sie wurden wohl recht intensiv zur Holzgewinnung genutz, indem sie alle 10+x Jahre abgeschnitten wurden. Wenn die für die Brennholzgewinnung nutzbare Biomasseproduktion vergleichbar mit der von Wäldern ist, dann ist ihr Beitrag zur Brennholzversorgung abhängig von der Größe der Felder und der Dicke der Hecken. (Wiederum pi*Daumen*Fensterkante) Bei einer Feldgröße von 250 x 300 m (7,5ha) hieße dass eine "Hecke" von ca. 14 m Dicke (unter der Annahme, dass die Hecken, die das Areal an zwei Seiten begrenzen den Nachbarn gehört) und eine ackerbauliche Nutzfläche von 6,75 ha. Wenn die Felder aber kleiner sind, z.B. 100 x 100 m, müssten die Hecken nur 5 m dick sein. Daraus nehme ich jetzt mit, dass Nachrichten über Zusammenlegung und Vergrößerung von enclosed fields, über (nicht regelmäßiges) Umlegen, Verfall und Vernachlässigung von Hecken, so sie sich finden, auch in Hinblick auf die Brennholzversorgung interpretiert werden müssen.
Ich werd wohl mal eine virtuelle Fahrradtour durch das Untersuchungsgebiet machen, um einen besseren Eindruck von der Landschaft zu gewinnen, wie sie heute aussieht:
Soweit ich weiß, hat man auch nicht freiwillig mit Kohle geheizt, sondern halt weil das Holz zu teuer wurde.
Ja, ich glaub freiwillig kommt niemand auf die Idee mit Kohle zu heizen. Einige winterliche Aufenthalte in Jelenia Gora geben mir wahrscheinlich nur einen schwachen Eindruck warum.
Da sie ihrer Almenderechte beraubt wurden, denke ich, dass teuer noch eine Untertreibung ist. Für die Mehrheit der Landbevölkerung bekam Holz in der Frühen Neuzeit überhaupt erst einen Preis jenseits der Arbeit, die sie aufwenden mussten um es aus dem Wald zu holen. Mehr noch, da die Almende jetzt Privatbesitz und gewissermaßen Kapital ist, muss ein Wald der darauf steht, genausoviel Gewinn abwerfen wie eine alternative Nutzungsmöglchkeit. Der Preis von Holz wird gewissermaßen an die wachsende landwirtschaftliche Produktivität, also die Gewinnmöglichkeiten mit anderen Nutzungsformen, gekoppelt, denn wenn auf dem Areal jetzt mehr Getreide mit besseren Gewinnmargen produziert werden kann, muss man dem Eigentümer, sofern man unbedingt Holz braucht oder will, die Differenz letztlich auf den Kostpreis des Holzes draufschlagen, damit der Eigentümer nicht auf die Idee kommt den Wald zu roden.
"Haushältliche Öfenkunst" (1666) ... "Die Holz-Spar-Kunst" (1618)
So, jetzt hat mein Schreibtisch ne Delle ... wie konnte ich die Hausväterliteratur vergessen. Zu der sollte es ja eigentlich auch ein englisches Äquivalent geben? Da dürften ja quantitative Angaben zum Holzverbrauch drinn sein?
Sind eigentlich die Annahmen bzgl. der Holzproduktion pro Fläche zumindest für Überschlagsrechnungen halbwegs brauchbar? Sie sind der Literatur so entnommen, die historische Zunft ist allerdings offenbar recht abgeneigt sich auf Fachfremde mit mehr als pauschalen Hinweisen zu beziehen. Diese Proschüre nennt eine Biomasseproduktion pro Jahr von 10t/ha für Pappeln auf guten Standorten (worunter man ja ggf einen Feldrain einordnen könnte) ohne Düngung. Andererseits geht es dabei auch um die Umnutzung ehemaliger (vormals gedüngter) Ackerflächen, auf Weideland wird schon wieder die Düngung empfohlen.