machen wir das Ganze doch mal etwas Systematischer!
Also (am Bsp. des Farmer 100): 1972 brachte Fendt nach der Überwindung der Absatzkrise von Ende 60er/Anfang 70er `Gewehr-bei-Fuß` eine neue Farmer-Baureihe heraus, den Farmer 100S von 40-65PS (ab ´74 auch 75PS). Die Baureihe Favorit 600s erschien übrigens im selben Jahr.
Er vereinigte die technischen Merkmale stufenlose Anfahrautomatik (TK), vollsynchronisiertes Gruppenschaltgetriebe mit 30km/h-Schnellgang, Drehmomentwandler, lastschaltbare Zapfwelle (2-fach ab 104S), Regelhydraulik `MHR`, Schnellkuppler und ein Fahrerhaus von Peko in sich. Nicht alles war serienmäßig. Der auf das Gewicht des Fahrers einstellbare Sattelsitz mit variabler Rückenlehne und die Bilux-Scheinwerfer mit asymetrischem Ablendlicht aber schon. Die Fünfachlagerung der Kurbelwelle des 4-Zlindermotors (ab 60PS) sowie der Zweikreisthermostat standen ebenfalls nicht zur Disposition, anders als der lastschaltbare Allradantrieb, der zudem eine hydraulische Lenkung miteinschloß.
Diese Sache wurde auf den landtechnischen Ausstellungen der Zeit mit dem Slogan "Fendt Agrartechnik - mehr Leistung und Erfolg" wirsam der Kundschaft angepriesen. Zusätzlich wurde diese Technik mit dem Terminus "Standart" belegt. Damit war Zweierlei bezweckt: Zum Einen wurde dieses Ausstattungspaket namentlich ausgewiesen und zum Anderen wurde es zur Selbverständlichkeit des Angebotes des Technikführers erklärt. Zwar gab es den Begriff "S" schon vorher, aber 1972 wurde er gewissermaßen serienmäßig eingeführt. Lediglich den Farmer 102 und 103 mit 3-Zylindermotor konnte man auch weiterhin ohne Turbokupplung usw. bekommen. Den 104S überspringend, war das auch beim kleinsten 4-Zylinder, dem 105, der Fall, der ebenfalls preiswerter angeboten wurde, um auch solche Kunden zu halten oder neu hinzuzugewinnen, die nicht so technisch versiert waren und deren Einsatzbedingungen eine geringere Mechanisierung für wünschenswert erscheinen ließ. Die Baureihe Fix war zu dem Zeitpunkt (1970) nämlich bereits ausgelaufen. Damit gab es im Fendt-Programm nun auch keine 2-Zylinder mehr. Aber schon 1973/74 wurden diese billigen Versionen wieder aufgegeben, weil die Nachfrage nach dem S-Paket unheimlcih hoch war, auch gerade beim Kleinsten, dem 102.
So: 1975 wurden die Baureihen Farmer auf einen neuen Stand gebracht. Die Motoren wurden leistungsmäßig den steigenden Forderungen des Marktes angepasst (5PS mehr bei allen Modellen bis 60PS) und kamen jetzt von Deutz. Auch der Motor des 102 war nun wassergekühlt sowie auch jetzt die kleinen Farmer ebenfalls die Zweifachzapfwelle bekamen. Während die "S"-Ausstattung mit dem 4-säuligen Sicherheitsrahmen mit oberer Rundleiste weiterhin erhältlich war, rückte 1976 eine neue Sicherheitskabine in den Vordergrund, die mit folgenden Ausstattungsparametern behaftet war: verbesserter Sattelsitz mit neuer Seitenpolsterung neben ergonomischer Anordnung der Bedienhebel um ihn herum, ein ausgeklügeltes Klimatisierungssystem mit Kaltluft aus dem Dach und Heizluft von der Beinregion her, sowie Geräusch-,Stoß- und Schwingungsdämpfung. Desweiteren zierte eine ausstellbare Frontscheibe und die Möglichkeit des Einsteigens von beiden Seiten den neuen Komfort-Maßstab, der von Fendt hiermit neu definiert wurde. Die Fendt-Werbeleute nannten das die "Humanisierung des Arbeitsplatzes". Im Favorit 600 gab es daneben eine pneumatische Ansteuerung der Allrad-, Diffsperren- und Zapfwellenschaltung neben einer Luftfederung für den Sitz, welche Letztere beim Farmer auf Wunsch erhältlich war. Diese Ausstattung erhielt den Zusatznamen "Luxus". Dabei gab es den Farmer 108 seit `77 nur noch als "LS". Der Allradantrieb war aber bei allen Farmer-Modellen, außer den Forstspezialversionen "106/108LS Forst", weiterhin "nur" Wunschausstattung. Beim Favorit war der Allradantrieb ab dwem 612 Serienausstattung (beim "S" zusammen mit einer frühen Kabine mit serienmäßiger Rüfa; sowohl ein 612S, als auch ein 614S können im Firmenmuseum in Marktoberdorf besichtigt werden).
Eine weitere Neuerung bestand darin, daß nun auch die Motorhauben der großen Farmer schwenkbar waren. Ein Vorteil, der in Sachen Favorit auch selbst noch in der 1993-Baureihe-800 vermißt werden mußte. Hier war weiterhin seitliches Hochklappen angesagt. Nichtsdestotrotz avancierte Fendt mit dem Favorit 600LS anno `77 zum ersten mal auch über 100PS zum Marktführer. Ein beachtlicher Erfolg für den marktoberdorfer Hersteller, der zu Beginn dieses 20. Jahrhunderts noch eine Dorfschmiede war.
Der Farmer 100LS wurde 1980 vom Farmer 300LS nachgefolgt. Es war dies der Beginn des Jahrzehntes, das ganz dem Allradantrieb und dem Turboladers gewidmet war.
Der Farmer 100 entstand insgesamt übrigens in 47.204 Einheiten
