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Geschichte Landwirtschaft im Allgemeinen

Dieses Forum soll Verbrauchern die Möglichkeit geben, auf Fragen zur Landwirtschaft eine Antwort zu bekommen.
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28 Beiträge • Seite 1 von 2 • 1, 2
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Geschichte Landwirtschaft im Allgemeinen

Beitragvon Chris29 » Mo Aug 13, 2007 0:44

Hallo allerseits,
ich programmiere hobbymässig historische Strategiespiele für den PC und plane ein kleines, oberflächliches Wirtschaftssystem incl landwirtshaftlicher Produktion, Nachfrage und Verbrauch zu integrieren.

Das Spiel soll im frühen Mittelalter stattfinden, wozu ich im Netz in Bezug auf die Produktivität eines (Fron)Hofes eher weniger brauchbare Informationen einholen konnte.
Kann man so etwas von der modernen Landwirtschaft ableiten?
Folgende Daten konnte ich dennoch schon sammeln:
- Ein Hof verfügte über ca. 1,5 - 4 ha Land
- gearbeitet wurde mit Sense, Egge, Holzpflügen ohne Rad, je nach Wohlstand von Ochsen oder Pferden gezogen
- nur vereinzelt war die Dreifeldwirtschaft bekannt, die nach einigen Textpassagen den Ertrag um 15 % erhöhen konnte, vorher wohl Feldgraswirtschaft
- gedüngt wurden die Felder nur teilweise von Ochsen, Schweinen direkt nach der Ernte
- über die Produktivität von Mühlen(Hand, Wasser) sind gar keine Angaben einzuholen, interessieren würde mich, wieviel Getreide denn pro Jahr von einer Mühle verarbeitet werden konnte?
- laut einiger Texte konnte ein Hof die Selbstversorgung mit Nahrung nur unter besten klimatischen Bedingungen gewährleisten, wobei der durschn. tägliche pro Kopf VErbrauch an Brot in der Zeit ca 1kg ausmachte. Leider wird nicht gesagt, wieviele PErsonen einen HAushalt/Hof im Durchschnitt ausmachten. Noch schwieriger, hier eine genaue Zahl auszumachen, ist die Tatsache, daß ein Hof nicht nur aus dem Bauern + fam. Anhang bestand, sondern oft auch Leibeigene einem Haushalt angehörten.

Viellcith kann mir ja jemand in folgenden Fragen helfen :) (seis Literaturempfehlungen, oder eigene Kenntnisse)
- Da ich die Produktivität landwirtschaftlicher Produkte auch von Klima und Bodenqualität abhängig machen will, müsste ich wissen, wo was unter welchen BEdingungen gut bzw schlecht gewachsen ist. (würd mich schon über eine grobe Einteilung freuen, viuellecith nach Regionen?)
Kann man bestimmte Getreidesorten vielleicht in grobe klimatische Kategorien einteilen? In etwa sowas wie "Weizen braucht mind. x mm durchschn. Niederschlag, x durschn. Temperatur pro Jahr"? Gibts sowas wie die idealen klimatischen Vorraussetzungen für landwirtschaftliche Produkte?
Ohne dies würde sonst in meinem Spiel GEtreide in der Sahara genauso gut wachsen wie in Europa, oder Wein sich in der Qualität überhaupt nicht unterscheiden.
- Tja und das mit der Produktivität eines Hofes interessiert mich sehr. Was denkt ihr wieviele Kg oder tonnen pro ha unter mittelmässigen klimatischen Bedingungen geerntet werden konnten?

mir liegt noch viel mehr auf dem Herzen, aber ich denke ich belass es erstmal hierbei. vielen dank im vorraus!

Chris
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Beitragvon euro » Mo Aug 13, 2007 6:17

Weizen gabs keinen, nur Hafer, Strohroggen, Einkorn und im Spätmittelalter Buchweizen(Hirsesorte).Verhältnis Saat -> Ertrag 1 zu 3 d.h. bei 100 kg Aussaat etwa 300 Ertrag.
Ernährunsbasis für die Schweine war der Wald (Eicheln, Wurzeln, Gräser, Mäuse und Würmer)
Die anfallende Düngermenge reichte meist knapp für den Hausgarten.
In Cluny in der Bourgogne gibt es in der dortigen riesigen Abtei ne sehenswerte Doku über die Verhältnisse.
Nach hiesigen Steueraufzeichnungen verfügten fast keine Gehöfte über Zugochsen oder Pferde, der Hakenpflug wurde von Frauen und Kindern oder bestenfalls mal von der Kuh gezogen.
Die Familien waren sehr kinderreich, die Frau bekam mit 13 ihr 1tes und das ging dann im jährlichen Turnus bis etwa 25 weiter, wobei die Kindersterblichkeit etwa 50% erreichte.
Betriebsflächen von über 1 ha dürften bei rein manueller Bewirtschaftung eher utopisch sein.
Ernährunsbasis waren Breie, Suppen aus Feldgemüse, gesammeltes Waldobst und Wurzeln, Haselnüsse etc.
Salz war teuer, Zucker gabs nicht, zum Süssen höchstens mal Wildhonig.

Die Abhängigkeit vom Klima zeigt beispielsweise die Bevölkerunsentwicklung Frankreichs. So lebten dort seit der Römerzeit etwa 8 Millionen Einwohner, im klimatischen Optimum (950-1250) stieg die Zahl auf etwa 20 Millionen um danach aufgrund der fallenden Erträge und des hunderjährigen Krieges wieder auf 10 Mio zurückzugehen.
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Beitragvon SHierling » Mo Aug 13, 2007 7:38

Hallo,
kleine schnelle Korrektur: Buchweizen gehört nicht zu den Hirsen, sondern ist ein Knöterichgewächs. Allerdings dürfte der früher auch nicht 2m hoch geworden sein wie heute, sondern eher so um 80cm.
Hirse gab es aber auch, vor allem Rispenhirsen in rot und gelb - weiß aber grad nicht, welche wo waren, in jedem Fall vertragen da einige Sorten Trockenheit und arme Böden ganz gut, genaueres kann ich Dir noch raussuchen.

Grüße
Brigitta
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Beitragvon Chris29 » Mo Aug 13, 2007 13:44

hallo, erstmal vielen dank für die Antworten und das mit dem Ertrag 1:3 ist schonmal ne super Zahl.
Das es Weizen nicht gab hat mich zuerst ein wenig verwundert, da in allen Quellen, die ich bisher angezapft hab, davon die Rede ist, daß Weizen eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt ist und schon 6-8000 v.Chr angebaut wurde. Im Frankenreich unter Karl dem grossen aßen die Adligen zumeist Weißbrot, hergestellt mit Weizen.(Laut einer Quelle)
Aber dabei schien es sich dann wohl um Vorläufer des heutigen Weizens zu handeln, liege ich da richtig, daß das von dir genannte Einkorn eines der Vorläufer war? Laut wikipedia folgte dann der Emmer und durch eine weitere Kreuzung der heutige Weizen.
Weiss jemand, inwiefern sich der Ertrag zwischen Einkorn und dem heutigen Weizen unter ähnlichen Vorraussetzungen unterscheidet? Oder verrät uns gar die BEzeichnung der Weizenarten den möglichen Ertrag, 1Korn und 1000Korn?

Nochmals zurück zu den Mühlen, weiss da jemand ungefähre Zahlen, wieviel Getreide/jahr oder Tag in einer Hand- oder Wassermühle zu Mehl verarbeitet werden konnte? Die Windmühle ist eher unbedeutend, da sie wohl erst in der Mitte des 13. Jhrs aufkam und somit außerhalb der Zeitperiode des Spiels ist.

@SHierling:
Du sprichst von einigen Sorten der Rispenhirse. Kann man das auch ohne Gewissensbisse verallgemeinern und sagen, die Rispenhirse kann auf trockenen und armen Böden mehr oder weniger problemlos angebaut werden? Sonst wirds wohl im Spiel zu kompliziert :?
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Beitragvon euro » Mo Aug 13, 2007 14:03

Leistung Mühle errechnet sich aus maximaler Grösse Mühlenrad ( aus Holz) x etwa 30 rpm.
Dürfte dann etwa, bei Durchmessern von 2,5 bis 4 Meter zwischen 2-6 kw liegen. Heisst dann wohl Stundenleistungen von 100 bis 300 kg je nach Feinheitsgrad.Die Mühlen wurden auch zum Mahlen von Baumrinde und dergleichen genutzt, an der Leistung lag es kaum, schon eher an den Transportdistanzen der zu mahlenden Materie.
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Beitragvon Chris29 » Di Aug 14, 2007 1:43

danke euro! Damit hätt ich fast alles beisammen.
noch zwei kleine Fragen:
- Wie hoch würdest du den Ertrag eines Hofes mit 1 ha Getreideanbau und 5 Wirtschaftskräften unter damaligen technischen Vorraussetzungen(ohne Pflug und Ochsen, nur Spaten und sonstiges HAndwerkszeug), unter durschnittlichen klimatischen Bedingungen und durchscnittlicher Bodenqualität in Kilogramm schätzen?
- inwiefern ist der Ertag eigentlich vom Klima und Boden abhängig? Kann man hier eine ungefähre Aussage machen, wieviel % Ertrag ein Bauer auf hochwertigem Boden + super Klima mehr macht als einer unter schlechtesten Bedingungen? Sind die Unterschiede gross?

grüsse
Chris
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Beitragvon SHierling » Di Aug 14, 2007 6:51

Hallo,
Ja, kannst Du so schreibien. Mein Buchweizenspezi kommt heute erst, da hab ich die Geschichte leider nicht online gefunden, kommt heut Abend.
Mehr Hirse guckst Du hier:
http://www.hirsemuehle.de/hirse_htmls/h ... hichte.htm

Unterschiede im Ertrag gehen vom Sandboden/Grenzertragsboden in der Heide bis zu 100-Punkte-Boden auf Fehmarn schon mal bis 30% (weltweit gerechnet natürlich mehr, irgendwo am Rand der Wüste oder in den Bergen wächst halt gar nichts mehr ) , und ich würde auch 10-15% ansetzen für die Fähigkeiten des Betriebsleiters.

Gibts das Spiel dann auch für Linux? Wann ist das fertig? Wo kann ich die Beta-Version laden? :wink: :wink:

Grüße
Brigitta
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Beitragvon euro » Di Aug 14, 2007 7:43

Hmm, ertragsrelevant waren damals ( wie heute) mehrere Faktoren.
Humusanteil Boden, Wasserführung, klimatische Lage was den Standort angeht und dann Austauschmöglichkeit Saatgut, Bezugsmöglichkeit von Dünger und Arbeitskräften was die Bestandsführung angeht.
Würde die Ertragserwartungen von 100Kg/ ha bis 1500kg/ ha ansetzen.
Den höchsten Wert in Flussniederungen an Wirtschaftswegen, den niedrigsten an Berghängen in schwachbesiedelten Gegenden.
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Beitragvon SHierling » Di Aug 14, 2007 14:25

So, PS zum Buchweizen. Der wächst gern auf eher leichteren Böden, auch anmoorig (das ist dieser "schwarze Sand" in manchen Gegenden), und da vor allem WARM (keine späten Nachtfröste etc!), ist früher auch schon so gewesen, hat sich über Zucht nicht so viel dran geändert. Ertrag sind heute so ca 10-15 dt/ha, da ist aber viel Zucht dabei - früher waren das aber eher so 3, mehr nicht.

Grüße
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Beitragvon euro » Di Aug 14, 2007 16:06

Naja, der letzte den ich vor 10 Jahren angebaut hab, auf nem ausgewinterten Rapsfeld(ohne Düngung) aber mit CCC, hat über 4t/ha gebracht.
War ne polnische Sorte und wahrscheinlich züchterisch schon stark verbessert.
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Beitragvon schualer » Di Aug 14, 2007 16:10

wenn das Speil fertig ist krieg ichs dann GRATIS???
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Beitragvon Chris29 » Di Aug 14, 2007 16:27

Hi Brigitta,
du hast ja was Ahnung von Spielen :) , von einer Beta Version bin ich noch weit entfernt, sitze im Moment Tag und Nacht am Design, und bei dem was ich im Moment plane einzubauen, wird die Design Phase auch noch n bisl dauern, zumal Infos zum frühen Mittelalter ziemlich rar gesät sind und meist nur auf Vermutungen aufbauen. Aber in den nächsten Monaten, spätens in 2 Jahren(da endet mein Studium und hab ich nimmer soviel Zeit) bist du herzlich zur Beta eingeladen.

dank eurer Hilfe und einiger anderer Quellen konnte ich fürs Projekt, welches im Jahr 750 n.chr. beginnen wird, schon diese Daten sammeln:
- pro Haushalt im Durschnitt 5 Bewohner
- durchschn. 1 kg Brotverbrauch / Tag / Person ( kaum vorstellbar, wären bei einem Haushalt 5 * 365 kg Brot im Jahr)
- durchschn. 1 Liter Wein bzw Bier / Tag / Person(das kann man sich schon eher vorstellen :D )
- Pferd doppelte Leistung Ochse
- Ertrag pro ha je nach Vorraussetzungen ca 100 - 1500 kg, Saat zu Ertrag meist zwischen 1:2 oder 1:3
- Mühle je nach Ausstattung pro Stunde 100-300 kg Mehl
- es gab wenige "dicht" besiedelte Räume(z.b. um Paris) 37 Einwohner/km2, normal waren 2-10 Eiwnohner/km2
- es gab wenige Städte
- Bodenqualität werde ich wohl von dieser Karte ableiten: http://soils.usda.gov/use/worldsoils/ma ... dqual.html

und noch einiges mehr.
Tja und innerhalb des Spieles werde ich die Landwirtschaft als Bestandteil der GEsamtwirtschaft versuchen so komplex wie möglich zu simulieren, weil die Landwirtschaft im gesamten Mittelalter stets bis zu 90 % ausmachte. D.h. u.a. Integration von Bodenqualität, Klima(Temperatur, Niederschlag), Bauernwerkzeug, technologische Fortschritte(Ochsenjoch, Räderpflug, Wassermühlen, Kummet, Sense etc.) .
Mit den Zahlen, die ihr mir hier genannt habt und aus anderen Quellen lässt sich nun schon die ein oder andere Hungersnot verhindern, wobei ich das Problem mit den 1kg/Tag Brotessern noch in den Griff bekommen muss, wenn doch gerade mal 100kg-1500kg geerntet werden konnte(reichte ja dann gerade eben zur Selbstversorgung und unter schlechteren Bedingungen zu häufigen Hungersnöten).

Ehm, eine Frage hab ich doch noch: Wieviel Mehl bzw. Brot lässt sich denn aus nem Kilo Getreide herstellen? Gehen beim HErstellungsprozess ein paar Gramm verloren, durch Hitze etc?

grüsse
Chris
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Beitragvon euro » Di Aug 14, 2007 16:37

Das mit 1kg Brot/Tag sahen die in Cluny aber ganz anders. Glaube es war mal kein kg/ Woche. Die sprachen von Breien und Suppen, schaue mal ob ich keinen Link dazu finde.
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Beitragvon estrell » Di Aug 14, 2007 18:27

Die Verhälltnise um ca 800 n Chr in der Aachner Gegend sind durch die Hofmaiereien die man Karl dem Großen zuschreibt sehr gut bekannt - es existieren viele Aufzeichnungen, die man zB über Bibliotheksauskunft von Aachen und Malmedy bekommen kann.
Die Verhälltnisse hier in der Gegend (Westeifel) und die in der Aachner Gegend sind sehr unterschiedlich gewesen - während man im Aachner Raum noch sehr vom römisch geprägten Stadtleben profitierte, lebten die Menschen in der Westeifel in sehr ärmlichen Verhälltnissen.
Breie, wie euro schreibt waren tägliches Nahrungsmitel - Hafer, Buchweizen, Roggen wurde hier hauptsächlich angebaut, in tieferen Lagen um die 400m gab es dann auch Gerste und Hirse.
Apfelmost wurde anstelle von Wein getrunken, man vermostete aber auch gesammeltes Wildobst.
Ihr habt noch etwas wichtiges vergessen! Den Lein! Lein wurde zu Fasern verarbeitet (Flachs und Werg) die Leinsamen wurden gepresst und das Öl war wichtiges Nahrungsmittel, aber auch Rohstoff (Leinölfirnis).
Leinen war das wichtigste Erzeugnis - ein Hemd aus Leinen musste 5 Generationen überstehen. Und Leinen war auch wichtiger Tauschrohstoff.
Daneben war Wolle wichtig, Leder, Felle und Getreide, regionsweise aber auch Eicheln, Kastanien (Esskastanien) Gallen und Eichenrinde, Holzkohle, wenige Erze zB Raseneisenstein.

Durch Drängen der Maiereien wurde seit 800 die Dreifelderwirtschaft eingeführt, bei der Brache, Acker und Weide sich abwechselten.
Dem Vieh standen fast ausschließlich unbrauchbare Flusslagen und Waldweiden zur Verfügung, man mähte, wo immer möglich, sammelte Einstreu im Wald und am Moor. Der Torfstich ist hier in Moorgegenden seit 1100 aktenkundlich bekannt und geregelt.
Fischfang und Jagt waren vom Regierenden geregelt - selbst der Fang von Niederwild war nur für die Versorgung von den Regierenden erlaubt.
Neben der Arbeit auf dem eigenen oder gepachteten Land mussten die allermeisten Menschen noch Frohndieste leisten - also für die Grundherren arbeiten - das führte dazu, das sie ihre eigenen Felder eben nicht zur günstigsten Zeit bewirtschaften konnten, denn damals bestimmte der Grundherr, wann sein Volk für ihn zu arbeiten habe... die Pachtzinsen und der Kirchenzehnt waren aber egal wie zu entrichten.


In alten Unterlagen der Abtei Stavelot sind die Leistungen der Milchrinder zu finden - damals gab es schon Leistungsprüfungen - darin sind die Rindergewichte zu finden - die bei max 450kg lebend lagen - stockmass wurde mit umgerechnet 1,10 angegeben! Die Höchstleistung einer Kuh an Milch lag bei täglich 12l. Davon brauchte ihr Kalb jedenfalls zu Beginn noch 4-6l am Tag....
Ochsen waren absoluter Luxus - zumal diese erst nach 3 Jahren in Zugdienst durften, also musste man sie 3 Jahre füttern, bevor sie etwas leisten konnten. Wenn es im Ort einen Ochsen gab, so war das der des reichsten Mannes - meist der des Gastwirts. Dieser verlieh das Tier gerne gegen einen hohen Zins.
Die ärmsten im Frühmittelalter waren die Hirten - und zwar absteigend die Pferdehirten, die Rinderhirten, Schaf- und Ziegenhirten und Schweinehirten. Der Lohn für das Hüten des Schafhirten von Sourbrodt - einem kleinen Venndorf - betrug für 260Schafe:
5kg Roggen-Brot, 4kg Getreide-Schrot, 1kg Butter, 3kg Schmalz, Fett oder Flomen, und 50g Salz im Monat! Milch durfte er sich melken.
Im Jahr durfte er sich zusätzlich 2 Schafe schlachten, die man ihm zuwies - und es werden nicht die Besten gewesen sein. Der Lohn musste anteilig von jedem Schafbesitzer getragen werden.

Herden wurden in der Regel je nach Tiergruppe getrennt von irgendeinem Hirten gehütet für das ganze Dorf zusammen. Weiden mit Einzäunungen fürs Vieh waren bis ins Spätmittelalter unbekannt.
Gemeinschaftlich genutzt wurde auch der Dorfteich und der Anger (die Fläche um den Teich) Diese Fläche wurde als gemeinsame Bleiche genutzt.

Äcker waren immer handtuchartig - länger als breit. Sie wiesen eine deutliche Wölbung auf. Die Form ergab sich aus dem hohen Arbeitsaufwand beim Wenden des Pfluges.

Noch eine gute Quelle zu Informationen zum Mittelalter sind auch Mussen - oder die Mittelaltergruppen in deiner Nähe - die sich in der Regel sehr intensiv mit dem Leben ihrer Zeit auseinander setzen. zB unter www.karfunkel.de kannst du die Gruppen bei dir in der Gegend finden.

Dann fällt mir noch ein, das die Mussumsdörfer, zB Kommern in der Eifel (Rheinisches Freilichtmuseum Kommern) sehr viele Informationen bieten - die dort arbeitenden Gruppen teilen gerne ihr Wissen.
Mir ist egal ob Diktatur des Denkens von rechts oder von links kommt - ich denke immer noch was ich will!
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Beitragvon estrell » Di Aug 14, 2007 18:51

ausser in der Wikipedia findest du auch viele Infos hier: http://www.uni-muenster.de/Geschichte/h ... en/agrarg/

und wenn du unter Fron / Frohn, Hörig, Leibeigen, schollengebunden nachsiehst. Oft finden sich dann Listen der uralten "Herdfeuerbücher" in denen man den Familienstand finden kann und die finanziellen Verhälltnisse zB das jemand "10 Taler schuldet, nur eine Kuh besitzt, drei Kinder hat und eins im Jahr verstorben ist....." auch wieviel Fläche bearbeitet wird findet sich da.
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