Hallo Allerseits,

ich bewirtschafte seit 2010 als Pächter unseren Hof. Auf 17ha baue ich im Nebenerwerb Mais an. Die restlichen Flächen sind Grünland und verpachtet.

Pflanzenschutzmaßnahmen führt ein Lohnunternehmen durch.

Ich habe keine landwirtschaftliche Ausbildung. Ich habe keine Geschwister.

Ich bin im Testament meines Vaters als Alleinerbe eingesetzt.

Eine Cousine und ein Cousin von mit sind Landwirte.

Gilt es als Hoferbenregelung, dass mein Vater mich als Alleinerben eingesetzt hat und kommt es daher nicht auf die Wirtschaftsfähigkeit an (vgl. §7, Abs. 1 letzter Satz HöfeO)?

("die Wirtschaftsunfähigkeit eines Abkömmlings steht jedoch seiner Bestimmung zum Hoferben nicht entgegen, wenn sämtliche Abkömmlinge wegen Wirtschaftsunfähigkeit ausscheiden und ein wirtschaftsfähiger Ehegatte nicht vorhanden ist.")

Oder kann es "dumm laufen" und mir wird vom Landwirtschaftsgericht die Wirtschaftsfähigkeit nicht zugesprochen und meine Cousine oder mein Cousin bekommt den Hof?

Wie findet ggf. eine Überprüfung der Wirtschaftsfähigkeit statt?

Danke für Hinweise!

Henry

Hallo,
imho ist das einfach; hast du die letzten 10 Jahre Gewinn gemacht( im Mittel) bist du fähig (erwiesenermassen)
hast du runtergewirtschaftet und Verluste verursacht bist du unfähig gewesen. Falls es "Liebhaberei" wäre müssten irgendwann die gesparten Steuern nachentrichtet werden.
Soweit meine Kenntnis der Sachlage (ohne Gewähr)
Gruss Christian

Gefühlt würde ich sagen alles im Lot. Du stehst im Testament und hast den Hof anscheinend gepachtet. Ich hoffe auch als ganzes mit allen Flächen plus Wohnhaus.
Es müsste also erstmal jemand das Testament anfechten.

Wirtschaftsfähig kann man auch ohne Ausbildung sein. Man geht meines Wissens aber direkt davon aus wenn der Hof eine Zeit lang aktiv bewirtschaftet wurde.
Wenn's hart auf hart kommt kann sowas auch nachgewiesen werden. Die Landwirtschaftskammer erstellt dann einen Bericht. Da kommen dann relativ einfache Fragen auf den Tisch die man beantwortet. Wann säht man Weizen oder ähnlich. Nichts was man nach zehn Jahren Pacht nicht können sollte.

Wie immer gilt aber auch hier:
Last euch von einem guten Fachanwalt/Notar und definitiv auch von einem Steuerberater vernünftig beraten! Nicht das erste Mal, dass sowas dann in die Hose geht oder hohe Steuerzahlungen anfallen.

Sinnlos hier drüber zu philosophieren, weil wir eigentlich nichts kennen

Hallo,

Wo liegt der Hof (Bundesland)?

Wie hoch ist der Einheitswert?

Kann der Eigentümer den Hof evtl. aus der Höfeordnung nehmen?

Gruss

....und seit wann sind Cousin und Cousine " Abkömmlinge" des vererbenden Vaters?
Der Vater hat den Hof offenbar rechtmäßig geerbt und allein die erfolgreiche Pacht seit rund 11 Jahren sollte als Beweis für die Wirtschaftsfähigkeit des TE ausreichen.

Danke für die Bisherigen Informationen.

Ich habe in den ganzen Jahren Gewinn gemacht.

Je nach Wirtschaftsjahr grob 12000-16000€

Die Maschinen sind alle alt, aber komplett abgeschrieben. Ich weiß, wie ich Pflug und Grubber warten und instandsetzen muss. Ich brauche pro Hektar länger als andere mit mehr PS und Arbeitsbreite, aber das macht mir nichts. Ich kann günstig wirtschaften.

Der Deutz läuft auch und ist günstig zu reparieren. Es kommen ja nicht viele Stunden zusammen jedes Jahr.

Im Hauptberuf habe ich eine Musikschule.

Die Zeit für mich beim Ackern ist eine gute Zeit. Ist ein guter Ausgleich zum "in der Schule sitzen". Ich kann mir die anfallenden Arbeiten gut einteilen. Vormittags kommen keine Musikschüler zu mir. In den Schulferien auch nicht.

Höfeordnung oder auch Höferolle, wird von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich geführt/definiert. In den NBL, mit Ausnahme von Brandenburg, gibt es gar keine Höfeordnung. In einigen ABL, soweit ich weiß, auch nicht! Die Frage der Wirtschaftsfähigkeit wird sehr unterschiedlich bewertet und im Hinblick auf zukünftige Förderungswürdigkeiten sehr unterschiedlich betrachtet. Die Antworten hier sind eher ein Stochern im Nebel! Falls du Mitglied im DBV bist, wird dir dieser sicher deine Fragen beantworten können. Falls nicht, bist du auf einen Fachanwalt angewiesen. Wenn du davon ausgehen musst, dass die alternativen Erben sich um das Erbe bemühen möchten, sollte deine Argumentation wasserdicht sein! Viel Glück!

DWEWT hat geschrieben:Falls nicht, bist du auf einen Fachanwalt angewiesen

Hallo,
gibts das jetzt "Fachanwalt Agrarrecht"?
Hab mal gegen einen Anwalt prozessiert und meinen Anwalt als "Fachanwalt Agrarrecht " bezeichnet. Das hat die Gegenseite zu einer Meldung an die Anwaltskammer genötigt, und zu einigem Schriftwechsel geführt,bis meine Übertreibung geklärt war.
Gruss Christian

Die Höfeordnung dient heuzutage ja überwiegend dazu weichende Erben zu benachteiligen bzw. mit einem Bruchteil dessen abzufinden, was ihnen nach dem BGB zustehen würde. Insofern ein diskriminierender Tatbestand, ein Anachronismus unserer Tage. Wenn einer der benachteiligten Erben es schafft, sich bis zum Bundesverfassungsgericht durch zu klagen, hat er gute Chancen, dass die Höfeordnung auf dem Müllhaufen der Rechtsgeschichte landet....!

Hoffentlich macht niemand diese " Büchse der Pandora" auf!

Falls doch würden vermutlich leider auch die " Landgut"- Paragrafen im BGB aufgeweicht werden...
Aber andererseits müssten sich dann die Hofbesitzer besser und auch intensiver und vor allem früher um die Übergabe kümmern, damit ihre Abkömmlinge nicht alles zerschlagen!

Das ganze ist ein sehr komplexes Thema in dem auch die Altersversorgung der Landwirte steckt.
Leider kommt auch dieses in der Ausbildung der Bauernschaft gar nicht vor.

PS.:
Die Höfeordnung sollte mal der Erhaltung " wirtschaftsfähiger" Agrarstrukturen dienen.
Wo es keine gab, waren alle 2.-3. Generation komplette Flurneuordnungen nötig.

CarpeDiem hat geschrieben:Die Höfeordnung dient heuzutage ja überwiegend dazu weichende Erben zu benachteiligen bzw. mit einem Bruchteil dessen abzufinden, was ihnen nach dem BGB zustehen würde. Insofern ein diskriminierender Tatbestand, ein Anachronismus unserer Tage. Wenn einer der benachteiligten Erben es schafft, sich bis zum Bundesverfassungsgericht durch zu klagen, hat er gute Chancen, dass die Höfeordnung auf dem Müllhaufen der Rechtsgeschichte landet....!

Es sollte dir nicht schwerfallen, sich mit den allgemeinen Methoden der Unternehmensbewertung zu beschäftigen und da wirst du feststellen, dass das landw. Anerbenrecht gegenüber anderen Pflichtteilsberechtigten mehr als großzügig ist. Denn bei sorgsamer Bewertung eines dann nicht mehr existenzfähigen und existenzwürdigen Hofes wird man dann feststellen, das unter Berücksichtigung von Altenteilslasten, Fremdkapital, Rückbaukosten, nicht gezahlter Entlohnung und Steuerlasten (Überführung des Restbetriebs ins Privatvermögen) nichts mehr bleibt.

Englberger hat geschrieben:

DWEWT hat geschrieben:Falls nicht, bist du auf einen Fachanwalt angewiesen

Hallo,
gibts das jetzt "Fachanwalt Agrarrecht"?
Hab mal gegen einen Anwalt prozessiert und meinen Anwalt als "Fachanwalt Agrarrecht " bezeichnet. Das hat die Gegenseite zu einer Meldung an die Anwaltskammer genötigt, und zu einigem Schriftwechsel geführt,bis meine Übertreibung geklärt war.
Gruss Christian

Ja, es gibt den "Fachanwalt für Agrarrecht".

langholzbauer hat geschrieben:
Falls doch würden vermutlich leider auch die " Landgut"- Paragrafen im BGB aufgeweicht werden...

Die Kernaussage des BGB zum "Landgut" ist: "selbstständige Wirtschaftseinheit"! Mehr nicht. Alles andere ist Auslegungssache.

DWEWT hat geschrieben:

langholzbauer hat geschrieben:
Falls doch würden vermutlich leider auch die " Landgut"- Paragrafen im BGB aufgeweicht werden...

Die Kernaussage des BGB zum "Landgut" ist: "selbstständige Wirtschaftseinheit"! Mehr nicht. Alles andere ist Auslegungssache.

Steht alles im WOERMANN