Klingt zunächst wie ein Widerspruch, aber ist vielleicht doch keiner. Warum?
1. Je mehr Fläche in die Bioproduktion fallen, um so kanpper werden die Lebenmittel, um so mehr steigen die Preise, auch für die Konventionellen Lebenmittel. Einfach deshalb, weil geringere Durchschnittserträge durch Biolandwirtschaft entstehen und diese Flächen für die konventionelle Produktion wegfallen. Schlecht für den Verbraucher, gut für den Landwirt, zur Sicherstellung der Versorgung müssen die Konventionellen herhalten, die werden also um so mehr wieder gebraucht.
2. Je mehr Betriebe auf Bio umstellen, um so teurer wird es mit der staatlichen Finanzierung/Förderung. Das ist bei knappen öffentlichen Kasssen bald nicht mehr vom Steuerzahler finanzierbar, die Förderung muss gekürzt/eingeschränkt werden, siehe gegenwärtig Solarindustrie. Die erst gehätschelten Firmen graben sich gegenseitig das Wasser ab und gegen reihenweise pleite, weil der Staat nicht mehr genug Geld zuschießt um die solare Energieerzeugung überhaupt konkurrenzfähig zu halten.
3. Früher hat die grüne Opposition die bürgerlichen Parteien stets gedrängt, die Bioförderung auszubauen. Nur so konnte überhaupt noch zusätzliches Geld mit dem Segen der Parlamente in die Landwirtschaft fließen. Die Bürgerlichen und der Bauernverband hat das zwecks Machterhalt so hingenommen, besser Geld in die Biolandwirtschaft als gar keins in die Landwirtschaft.
Warum hatte damals Schröder die Agenda 2010 auf den Weg gegen seine Parteiinteressen auf den Weg gebracht und nicht die Kohl Regierung? Weil die SPD sonst Sturm gegen den Sozialabbauer Kohl gelaufen wäre. Erst mit der "Einsicht" von Clement, Schröder und Co. waren solche tiefgreifenden Sozialreformen durchsetzbar.
Umgekehrt ist die Merkel beim Atomausstieg eingeknickt, den Grünen hats diebisch gefreut. Warum? Weil der Wille zum Machterhalt größer ist als eherne Prinzipien und da wird, wenn's hart kommt, auch die Politik der Opposition durchgedrückt, auch wenn sich der Regierungshaufen völlig zerstreitet.
4. War es in Zeiten von Butterbergen und Milchseen noch marktkonform, dass landwirtschaftliche Übererträge gegen Intervention vernichtet wurden oder viel besser: In Form von Biolandwirtschaft erst gar nicht erzeugt wurden bzw. wegen Krankheits- und Schädlingsbefall auf dem Feld geblieben sind, so bringt die Bioenergiesparte, angeschürt von Rot-Grün und wohlwollend geduldet von Schwarz-Gelb, eine willkommende Alternative in Form von Biogas und Biosprit. Es müssen keine Überschüsse mehr mit Steuergeldern vernichtet werden, die Agrarmärkte konnten sich stabilisieren und es entstand die Diskussion um Teller oder Tank. Mittlerweile sind Lebensmittel so wertvoll geworden, dass die Verbraucher angehalten werden, abgelaufene Lebenmittel nicht mehr in die Tonne zu werfen. Die kann man ja trotzdem noch verzehren, wenn sie noch gut aussehen und riechen, so die Aigner. Also neue Wertschätzung für die Landwirte.
Also dank regenerativer Energien und weiterem Ausbau des Biolandbaus wird die schon totgesagte Landwirtschaft eine Renaissance erleben. Ist nur noch die Frage, wie lange dies der Verbraucher bezahlen will und kann, er muss ja in die Bresche springen für höhere Energiepreise (Sprit in Form von E 10 und EEG-Umlage, Ökosteuer) und höhere Lebensmittelpreise (Bio, Eier und Fleisch aus tiergerechter Haltung etc.). Bisher ist ja Rechnung ganz gut aufgegangen, der unbedarfte Verbraucher kann für eine "bessere" Umwelt und "bessere" Lebensmittel ruhig etwas tiefer in die Taschen greifen. Ein geschickt gemachter Schachzug mit dem Segen der Politik, NGOs, Kirchen usw. den Leuten immer schön das Geld aus der Tasche zu ziehen. Kein Marketingstratege hätte das besser machen können. Im Mittelalter gab es auch schon sowas, damals hieß das Ablasshandel. Kauf dich frei und du erlangst dein Seelenheil. Heute muss es heißen, kauf dich frei von CO2 - deine Umwelt und du werden glücklich dabei.
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