Hallo,

ich habe mal eine Frage an "Kälbererfahrene":
Mein Onkel hat sich ein Kalb (Holstein, 16 Tage alt) geholt, welches er jetzt mit dem Eimer aufzieht - er hat mit der Aufzucht an sich auch Erfahrung, aber er möchte das Kalb allein halten. Seine Frau hat nun vor, ihm ein zweites dazu zu schenken, weil sie (zurecht) befürchtet, das Kalb (eine Färse) könne auf ihn geprägt werden und, mit der Annahme ein Mensch zu sein, später gefährlich und dann geschlachtet werden, wie es mit den beiden letzten Kälbern aus selbem Grund auch passiert ist (sie wollten immer mit ihm "spielen"). Seine Frau hat vor das zweite Kalb in zwei Wochen aus dem Stall einer Bekannten zu holen, fragt sich aber, ob es in zwei Wochen nicht schon zu spät ist und ein anderes Kalb die Mensch-Prägung der jungen Färse noch aufhalten kann.

ALSO HIER DIE EIGENTLICHE FRAGE: Mit welchem Alter wird ein Kalb "geprägt" (im Sinne von "ich bin eine Kuh, kein Mensch oder sonstiges") ???

Rocky

Kälber sollte man nicht nur nicht alleine halten, nach dem Tierschutzgesetz ist es m.E. verboten.
Allerdings werden 2 Kälber nicht alleine dadurch "ungefährlich" für den Menschen, dass sie zu zweit sind.
Meine goldene Regel: ALLES, was sie bei mir als großes Tier nicht dürfen (weil es zu gefährlich ist), dürfen sie auch als Kalb nicht.
Aber ich denke, da werden sowieso noch viiiieeele Antworten kommen, die da näher drauf eingehen.

Rocky Mountain hat geschrieben: Seine Frau hat nun vor, ihm ein zweites dazu zu schenken, weil sie (zurecht) befürchtet, das Kalb (eine Färse) könne auf ihn geprägt werden und, mit der Annahme ein Mensch zu sein, später gefährlich und dann geschlachtet werden, wie es mit den beiden letzten Kälbern aus selbem Grund auch passiert ist (sie wollten immer mit ihm "spielen").

Vergiss es....wenn er mit einem Kalb so viel übertrieben, falsch und inkonsequent herumfummelt, dass er das schafft, dann bekommt er das auch vermutlich mit zweien, oder zehn auch noch so fatal hin.
Ein zweites Kalb zur Gesellschaft so schnell wie möglich muss aber allein schon gesetzlich her.

okay, danke - weiß trotzdem jemand wie das mit der Prägung ist? Gibt es überhaupt so etwas wie ein "Prägealter" ?
Rocky

Bei weniger als 3 vorhandenen Kälbern ist Einzelhaltung gestattet, oder hat sich da in letzter Zeit was geändert?

kaltblutreiter hat geschrieben::klug: Bei weniger als 3 vorhandenen Kälbern ist Einzelhaltung gestattet, oder hat sich da in letzter Zeit was geändert?

Da sieht man mal wieder, wie "ungenau" die Gesetze sind.
Laut der Kälberhaltungsverordnung ist es erlaubt, Kälber in Einzelhaltung zu halten, wenn weniger als drei vergleichbare Kälber vorhanden sind. Das heisst aber ja nicht, dass das Kalb das einzige Rind am Hof ist.
Hier geht es aber ja darum, dass der Onkel nur ein Kalb hat. Und die Einzelhaltung von soziallebenden Tieren, zu denen auch Rinder gehören, ist laut Tierschutzgesetz, das eine Art- und verhaltensgerechte Haltung verlangt, verboten. Im Schweizer und im Österreichischen Tierschutzgesetz wird sogar explizit die obligatorische "Möglichkeit zum Sozialkontakt" erwähnt.

Rocky, warum will dein Onkel unbedingt ein Kalb zum spielen? Was soll aus dem Tier werden, welche Bestimmung hat es zukünftig? Das täte mich brennend interessieren.
Wie wäre es mit einem Hund, der zwar auch Kontakt zu Artgenossen braucht aber in erster Linie ohne Probleme auf Menschen geprägt werden kann. Ein Hund lässt sich auch artgerecht einzeln halten, aber bestimmt kein Kalb!

die ersten 5 Tage

Muckse hat geschrieben:Rocky, warum will dein Onkel unbedingt ein Kalb zum spielen? Was soll aus dem Tier werden, welche Bestimmung hat es zukünftig? Das täte mich brennend interessieren.

Vielleicht war er im Prägealter zuviel mit Rindern unterwegs?

mfg

Muckse hat geschrieben:Rocky, warum will dein Onkel unbedingt ein Kalb zum spielen?

Ich gehe mal davon aus, dass der Onkel das Kalb nicht zum Spielen haben will. Aber er hat sich eben von Anfang an den anderen (früheren) Kälbern gegenüber falsch verhalten, so dass die IHN zum spielen haben wollen.

http://www.rhein-zeitung.de/regionales_ ... 08265.html

Das waren auch "Kuschelrinder"

Nein mein Onkel möchte das Kalb nicht zum Spielen haben . Er und meine Tante haben einen Betrieb in dem sie Fleischrinder in Mutterkuhhaltung halten. Dazu bieten sie aber auch Bauernhofurlaub an - und der lässt sich ohne Streicheltiere (dazu würde ich die Mutterkühe nicht empfehlen ) schlecht realisieren.

Aber doch kein Kalb! Was ist denn mit Kaninchen, Meerschweinchen (oder vielleicht auch Schafe oder Lamas)? Nicht zu reden von Hund und Katze?

kaltblutreiter hat geschrieben:Aber doch kein Kalb! Was ist denn mit Kaninchen, Meerschweinchen (oder vielleicht auch Schafe oder Lamas)? Nicht zu reden von Hund und Katze?

Hallo
Bei Lamas hört es damit auch schon auf, bzw. kann mit Lamahengsten lebensgefährlich werden.
Ich finde die Idee mit Rindern auch nicht so wirklich so schlau...oder würde zu dem Zweck (schön zu den Feriengästen aber mit Freßgitter/Zaun dazwischen) aus vernünftiger Aufzucht von einem guten Betrieb dann eher so zwei alte, schon bekanntermaßen gesunde, ruhige und schmusige Milchkühe kaufen, wie Du sie mal haben wolltest.
Wie wärs denn eventuell mit Zwergziegen? Für die ist das grundsätzlich ein netter Job...alllerdings ist da wieder das Problem, den Leuten zu verklickern, dass sie nichts Falsches und vor allem auch nicht zu viel füttern dürfen.

Grundsätzlich ist es selbstverständlich möglich, selbst Kälber so aufzuziehen, dass die sich überall ruhig anfassen lassen und trotzdem friedlich bleiben.
Auch das ist aber noch keine Versicherung gegen ggf. Unbedarftheit, Dummheit und Selbstüberschätzung der Feriengäste oder Kinder und die werden ja wohl auch gleich da an Jungtiere dran dürfen, bzw. gedurft haben bisher, wie es sich liest.
Dann ist das Problem auch erstrecht kein Wunder. Besser bleiben lassen, oder die Kälber ganz schnöde immer so kaufen, dass sie für die Feriengäste noch klein sind zum kuscheln und nach deren Abreise dann .......ebenfalls lieber immer schon früh "abreisen" werden.

Mit Zwergziegen, sofern kein Bock dabei steht, ist die Unfallgefahr da doch deutlich geringer, selbst, wenn man eine Art Streichelzoo bauen will, dass unter Aufsicht da auch Kinder direkt reinkönnen zu den Tieren.

Und mal nebenbei bemerkt, ich selbst bin in Sachen Tiere, Hygiene und übertragbare Krankheiten nun wahrlich kein Paranoiker , allerdings weiß man ja nie, wer da als Feriengast bei einem hereinschneit und wie der es damit im Ernstfall dann hält,mal davon abgesehen, dass es ohnehin dann schon schlimm werden kann in so einem Fall für einen Landwirt oder Schäfer, selbst, wenn gar nicht wirklich viel passiert ist, sondern nur eine Übertragung nachgewiesen wurde.Man stelle sich nur mal ein Kind vor mit nur ganz leichter Kälberflechte. o.Ä.

Ich würde Tiere, mit denen Feriengäste und Kinder nah zutun haben, deshalb tunlichst gut entwurmen/impfen und ggf. auch den ein oder anderen Bluttest zur Absicherung machen lassen.
Hier nochmal ein worst-case-szenario für den betroffenen Bauern und die Kranken....direkt aus dem wirklichen Leben:
http://dgk.de/index.php?id=1592

Mehr oder weniger all das, was Moorfee schreibt, hat mich dann auch davon absehen lassen, mit meinen beiden ochsen etwas in Richtung Tourismus zu unternehmen.
Die Erfahrung zeigt, dass die Touristen (generell die Leute heutzutage, die nur noch wenig Kontakt zu Tieren und LWS haben) jeden Blödsinn machen, aber wehe, es passiert mal was, dann geht's gleich vors Gericht.