Hallo, ich habe gerade ein Protokoll von einem Vortrag vom QS fertiggestellt. Der Vortrag ist zwar schon etwa ein Jahr vorbei, dennoch dachte ich es wäre interessant den Text hier zu veröffentlichen. Ich habe mir erlaubt einen persönlichen Kommentar unter das Protokoll zu schreiben, was ja eigentlich in Protokollen nicht üblich ist. Da ich nicht viel Zeit habe im Moment belasse ich es auch bei der Rohfassung ohne weitere Überarbeitung.. Wie dem auch sei, freue mich auf Kommentare und Kritiken und was ihr so darüber denkt.
Schöne Grüße!
Julian
13.01.10 QS - Ihr Prüfsystem für Lebensmittel, Austausch mit NGOs
- Oliver Thelen
In diesem Vortrag war der letzte Vortrag des Agrarökonomischen Seminares und wurde von Oliver Thelen gehalten. Er ist Prokurist/Stellvertreter des Geschäftsführers und für Recht, Verträge und Zeichennutzung bei QS verantwortlich.
Zunächst wurde die Organisation von QS vorgestellt. Die QS Qualität und Sicherheit GmbH wurde 2001 von Verbänden der Lebensmittelwirtschaft (DRV, DBV, VDF, BVDV, HfM und der CMA) für den Bereich Fleisch und Fleischwaren gegründet um das Vertrauen der Verbraucher nach der BSE-Krise wiederherzustellen. Im Jahr 2004 wurde die QS Obst-Gemüse-Kartoffeln GmbH gegründet. Heute habe man 32 Mitarbeiter, 4 für Presseangelegenheiten und 2 für Krisenkommunikation. Man koordiniere 120.000 Partner und man habe über 31.000 landwirtschaftliche Betriebe besucht. Damit ein Produkt ein QS-Prüfsiegel erhält müssen alle Beteiligten Betriebe zertifiziert sein. QS-Standards entsprechen größtenteils den gesetzlichen Mindestanforderungen und unterscheiden sich lediglich in minimaler Weise. Um die Qualitätssicherheit garantieren zu wollen führt QS maximal jährlich vorher angekündigte Betriebsbesuche durch.
Nach der Einführung in QS, wurde auf die Zusammenarbeit mit Greenpeace eingegangen. Greenpeace und QS seien in einem „Wettbewerb im Unterbieten von Pestizidobergrenzen“ gewesen. Man führe sachliche Diskussionen für eine positive Sache. Dabei sei Greenpeace offensiv aber man würde auch Hand in Hand arbeiten und man ernte sogar Lob bei Erfolgen. Das Verhältnis Greenpeace würde als wurde als emotionslos und sachlich beschrieben. Man achte Greenpeace habe ein offenes Visier, liebe sich nicht aber man komme immer wieder auf gleiche Nenner. Im Tierschutz hingegen sähe das ganz anders aus, dort sei es ein emotionales Thema, da QS jede Stufe bewache, einschließlich des Transportes. (Vor allem wird hier kritisiert, dass QS- keine höheren Standards an Tierschutz stellt als der Gesetzgeber.) Es vergehe keine Woche ohne Medienbeiträge zu diesem kritischen Thema des Tierschutzes. Im Web sei Greenpeace zwar auf allen großen Plattformen vertreten, dies würde aber wenig strukturiert eingesetzt mit leichter Ausnahme von Youtube.
Danach wurde das Verhältnis zur Tierschutzgruppe Peta (People for Ethical Treatment of Animals) beschrieben. Peta bestehe im Kern seit langer Zeit aus etwa 5 Personen.
Peta gehe einen radikalen Weg miesen Weg auf schmalem Grat und aus halbangreifbaren Behauptungen. Etwa wöchentlich käme es zu Anzeigen von Hausfriedensbrüchen, Briefen, nächtlichen Anrufen und Einbrüchen von Tierschützern wovon sich Peta allerdings distanziere. Material, wie nächtliche Videoaufnahmen von Ställen werde anonym zugespielt. Peta sei mittlerweile in allen Medien und Internetportalen vertreten und nutze diese sehr aktiv und organisiert. Beispiele waren dafür Youtube, Facebook, StudiVZ, Xing, etc.
Zielgruppe seien hier vor allem jüngere Menschen. Der Vortragende zitierte einen der Hauptverantwortlichen Petas, mit ähnlicher Aussage wie er instrumentalisiere Medien um gezielte Propaganda zu verbreiten um die Fleischindustrie gezielt zu diskreditieren. Dazu seien alle Mittel recht und Peta bewege sich hier an der Grenze oder jenseits der Legalität. Hierzu wurde eine Methode beschrieben wie der Angriff von Peta auf QS mittels der Schöpfung des QS- Skandals. Hier wurden Aufnahmen von Tierschützern über Peta im ARD Monitor mit Interviews veröffentlicht, was die Geburt des QS Skandals war. Zeitgleich wurde eine Homepage zum gleichen Thema Vorgeschriebenen Brief zum ausdrucken hochgefahren, was zur Folge hatte, dass täglich hunderte Beschwerdebriefe ohne Absender QS erreichten und das kleine Büro überforderten. Sehr erbost war der Vortragende darüber das aus seiner Sicht nicht die Möglichkeit bestand darauf reagieren zu können, Medien hätten bereits eine fertige Meinung gehabt und letztlich habe man sich nur entziehen können um den fast täglichen Fernsehberichten nicht weitere Nahrung zu geben. Zeitgleich wurde ein Dokumentationsfilm veröffentlicht und ausgestrahlt, für den Peta verantwortlich sei. Dieser Film wurde nach der Erstausstrahlung vom Hamburger Landesgericht wegen Wahrheitsverdrehung verboten. Peta skandalisiere, verdrehe Tatsachen, beeinflusse Presse, welche bei der Diskreditierung von QS noch verstärkend wirke. Es sei keine Zusammenarbeit Seitens Peta möglich, da man für Peta das Feindbild sei.
Die Diskussion war leider sehr kurz da sich viele bereits auf ihren Feierabend freuten. Größtenteils gab es Mitleid in der von Agrarwirtschaftlern besetzten Hörerschaft. Es schien mir während des Vortrages als würde der Redner mich für einen potentiellen Petatäter halten, da er mich ständig löcherte als seine Hasstiraden entgegenkamen. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich inmitten der Anzugsträger eine kaputte Jogginghose und Schirmmütze trug. Eigentlich handelte der Vortrag etwa 85% von Peta und deutlich war zu merken, dass sich der Vortragende Luft verschaffen wollte und seinen aufgestauten Aggressionen Raum verschaffen wollte. Dabei wurde er selbst zwischenzeitlich sehr unsachlich und hielt einen ehr undifferenzierten Vortrag mit wenig wissenschaftlichen Anspruch um Peta ebenfalls zu diskreditieren. Es war interessant in die offene Auseinandersetzung hinzublicken. Doch konnte ich mich allerdings erst später genauer Informieren, was mir einen neuen Blickwinkel eröffnete. Für mich stellt sich die Frage ebenfalls nach dem Nutzen von QS. QS scheint ein ausschließliches Marketinginstrument zu sein. Die Aussage, dass QS beim Kunden Erwartungen an Qualität und Haltungsbedingungen suggeriere, aber nicht gewährleisten könne, halte ich für treffend. Ebenfalls würde ich gerne Wissen wie man 120.000 Betriebe ausreichend kontrollieren will, wenn alle Kontrollen mit reichlich Zeit im Vorhinein angekündigt werden. Für die Einhaltung der Gesetzespflichten sollte dann meines Erachtens doch der Gesetzgeber verantwortlich sein und keine der Industrielobby.
Aus meiner Sicht sollte man als stellvertretender Geschäftsführer wissen für wen man arbeitet und sich nicht wundern wenn Diskussionen über die Sinnhaftigkeit des hochgeförderten Marketinginstruments QS hochkommen, da der Inhalt kaum über normaler Werbung hinauskommt.