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Bauernverband Schleswig-Holstein:
Rudeljournalismus
Der Spiegel versteht sich als Nachrichtenmagazin. In diesem Sinne berichtet er in der aktuellen Ausgabe über eine Studie, die Greenpeace hat erstellen lassen. Demnach ist eine andere (bessere) Landwirtschaft möglich. Weniger Klimagase, niedrigere Importe, reduzierte Ackerfläche, deutsche Selbstversorgung. Dazu gehört allerdings eine komplette Wende: Halber Fleischkonsum, Reduktion der Lebensmittelabfälle. Und: Das Greenpeace-Modell berücksichtigt bislang das Thema Kosten nicht.
Über das Modell soll hier nicht gestritten werden. Es ist das gute Recht von Grennpeace, Luftschlösser zu bauen. Es sollte aber darüber gestritten werden, wie der Spiegel sich in das Thema involviert. Nämlich als Handlanger.
- Mittels einer Sprache, die an Einseitigkeit nicht zu überbieten ist und hart an der Grenze zur Abfälligkeit rüttelt – bewusst, so scheint es.
- Mit einer Recherche, die die Betroffenen ausblendet – Landwirte und Verbraucher.
- Mit Vorwürfen, die den Bauern in der Gesamtheit Rechtsbeugung unterstellen.
Beispiele? „Ohne zu zögern“ schneiden die Tierhalter Schweineschwänze ab, „wahllos“ setzen sie Antibiotika ein, „großzügig“ würden Pestizide auf die Äcker gebracht. Die Empathie für die Kreatur sei den Bauern verloren gegangen. Bauern, die sich an Gesetze halten. Bauern, die in der Initiative Tierwohl mitmachen. Deren Tiere seien ihr kurzes Leben lang krank, wird behauptet. Nachweise werden keine angeführt.
Für unbestreitbar hält der Spiegel, dass diese Art der Landwirtschaft in letzter Konsequenz das Überleben der Menschheit in Frage stellt. Geht’s noch? Fakten? Stören nur. Denn „man braucht keine Ahnung zu haben um zu erkennen, dass das nicht richtig sein kann“, so der Spiegel.
Das ist unanständig. Da fällt einem nichts mehr zu ein. Deshalb zitieren wir einfach Kollegen der Spiegelredaktion. Die Zitate treffen den Nagel auf den Kopf.
„Wir lügen nicht – wir sind schlampig, denkfaul und ein bisschen propagandistisch.“ Das sagt Hans-Ulrich Jörges vom „stern“ vor geraumer Zeit schon selbstkritisch über seine Zunft.
„Aufgabe kritischer Journalisten wäre es, die Hintergründe zu hinterfragen, und nicht der PR-Abteilung von Greenpeace die Arbeit abzunehmen, meinte kürzlich Johannes Kaufmann, „Salonkolumnist“.
Jorges nennt ein Verhalten, wie der Spiegel es zelebriert „Rudeljournalismus“, wir sagen dazu TRUMPeten. Der Spiegel selbst verurteilt postfaktisches Verhalten und stellt sich doch auf genau diese Seite: Die Intelligenz in der Redaktion weiß offenbar genau, was das (Bauern-)Volk zu tun hat. Denn es gebe ja eine funktionierende Alternative.
Funktionieren wird das Modell nur, wenn die Kosten zu den Erlösen passen. Dies ist wohl das größte Manko des Greenpeace-Modells. Da man keine Antwort hat, wurde dieser Aspekt wohlweislich ausgelassen. Greenpeace darf das. Aufgabe des Spiegels wäre es, diesen wunden Punkt herauszuarbeiten. Stattdessen macht man sich zum Handlanger einer Organisation, deren Ziele durchaus kritisch zu hinterleuchten wären.
Heute kauft man uns Bauern nicht ab, dass wir nach bestem Wissen Landwirtschaft betreiben. Das ist schlimm. Aber es immer noch besser, als wenn man uns die Ware nicht mehr abkauft. Der Verbraucher selber scheint nicht ganz unzufrieden mit uns zu sein. Denn er kauft alles, was wir ihm anbieten – und dies trotz Horrormeldungen zum günstigsten Preis. Da bleibt wenig Raum für Ängste. Seltsam. Oder doch normaler, als der Spiegel und die Kronzeugen denken?
Und wir halten uns an die Worte von Werner Schwarz: „Machen wir etwas gut, dann zeigen wir es doch. Machen wir etwas noch nicht so gut, verändern wir es.“ Das ist ehrlich, es weist in die Zukunft und wäre berichtenswerter als so manches Luftschloss, lieber Spiegel!