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Übernahme eines Betriebes Schwerpunkt Schafhaltung

Hier nun auch ein Forum für unsere Schafhalter
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21 Beiträge • Seite 1 von 2 • 1, 2
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Übernahme eines Betriebes Schwerpunkt Schafhaltung

Beitragvon Feldi1987 » So Okt 07, 2018 10:08

Hallo zusammen,

Ich bin Andy 34 Jahre und übernehme im nächsten Jahr einen Betrieb im Hunsrück mit dem Schwerpunkt Schafhaltung von einem älteren Herren.
Ich bin seit einigen Jahren sozusagen in "Lehre" bei ihm und so bin ich Schritt für Schritt an die Übernahme seines Betriebs herangeführt worden.
Jedoch sind mir auch ein paar Unklarheiten aufgekommen, die ich natürlich hinterfragt habe, die Antwort mir dann aber nicht so ganz einleuchtet. Deswegen möchte ich gerne Mal ein paar andere Meinungen lesen.

Im Grunde genommen handelt es sich bei meinen Fragen um Dinge, die der jetzige Eigentümer auch in Zukunft so beibehalten möchte, ich aber da Optimierungspotenzial sehe.
Als - markiere ich die Frage meinerseits/ als + die Antwort die ich erhalten habe. Vielleicht könnt ihr eure Erfahrungen Mal Schildern.

Zum Grundsatz:
Der Betrieb hat 60 Mutterschafe (Texel) und verfügt über 40 ha Weide direkt am Hof. Die Anzahl der Tiere steht in Verbindung mit dem hohen Alter des Betreibers. Soll durch mich dann wieder erhöht werden.
Die ganze Sache wird weitgehend biologisch betrieben, jedoch ohne Bio Zertifizierung.

- die Schafe stehen 17 Stunden im Stall und nur 7 Stunden auf der Weide. Kann man den Weidegang nicht ausdehnen? Ich denke das die Tiere besser Gedeihen würden wenn wir sie früher raus lassen. Evtl dann wenn der Morgentau noch da ist!

+ Das bringt nix. Schafe dürfen vor 11 Uhr nicht aus dem Stall, da die Wurmlarven noch an den Grasspitzen hängen und wir die Tiere dann alle 4 Wochen entwurmen müssten!
Der perfekte Weidegang ist von 13:00-19:00/20:00 Uhr. Da habe ich dann auch eine Kontrolle.

- kann man die Schafe nicht im Sommer auch Mal tageweise auf der Weide lassen, statt in den Stall zu treiben?

+ Nein, da werden die Scheu.

-aktuell sind die Weiden ja Recht groß abgezäunt. Würde es keinen Sinn machen die ca. 5 ha Parzellen nochmal zu Unterteilen, das die Schafe sauberer Fressen? Ich denke so picken sie sich nur die Lohrbeeren heraus. Für mich ist das keine gute Bewirtschaftung der Grünflächen.

+Die Parzellen sind in der Größe optimal, da Schafe nie sauber fressen und immer nur das schmackhafteste heraus suchen.

- warum lässt du die Mutterschafe in der Herde ablammen und Sperrst die Tiere dann in engem Boxen, obwohl du nicht sicher weißt welches Lamm und welches Muttertier zusammen gehören. Das ist ja reine Vermutung so wie du es sagst?

+ Das gewährleistet eine bessere Kontrolle der Mutterschafe. Man sieht eindeutig wenn Lämmer dann nicht angenommen werden.

Wie gesagt, ich sehe in gewissen Punkten Optimierungspotenzial oder Änderungsmöglichkeiten. Bin gespannt auf eure Meinung.
Ich denke das viele seiner Meinungen einfach so so sind, weil es schon immer so war.

LG Andy
Feldi1987
 
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Re: Übernahme eines Betriebes Schwerpunkt Schafhaltung

Beitragvon Manfred » So Okt 07, 2018 11:10

Ihr schleppt alle beide eine Menge überholter Vorstellungen mit euch herum.
Das Problem ist halt: Alles, was du ändern wirst, wird ihm weh tun, zumindest zu Beginn, bis er dann evtl. einsieht, dass es anders auch geht.

Aber evtl. solltest du bei dir selbst anfangen.
Löse dich von der Vorstellung, dass Weiden sauber abgefressen sein sollten und das das, was stehen bleibt, Futterverschwendung wäre. Das ist seit mehreren Jahrzehnten fachlich widerlegt.
Trotzdem ist es sinnvoll, die Flächen in deutlich kleinere Koppeln zu unterteilen, aber aus anderen Gründen, als du denkst. (Nicht für sauberes Abfressen, sondern um die Überweidung der bevorzugten Futterpflanzen zu verhindern.)
Lies dir mal dieses Buch durch. Das is das Beste, was es auf Deutsch zum Thema Weidemanagement gibt:
https://www.regenerative-landwirtschaft.net/downloadseite/Voisin-Die_Produktivitaet_der_Weide.pdf

Die zweite Vorstellung, von der du dich trennen solltest, ist die, mehr produzieren zu müssen, um mehr Gewinn machen zu können.
Bei der extensiven Weidehaltung (Schafe wie Mutterkühe) kostet unter deutschen Rahmenbedingungen jedes erzeugte Tiere im Schnitt zwei bis drei mal so viel, wie es an Verkaufserlös einbringt.
Die Tiere sind bei diesen Haltungsformen kein gewinnbringender Selbstzweck wie bei der Intensivtierhaltung, sondern ein teures Werkzeug. Deshalb sollte man aus so einem Betrieb im ersten Ansatz nicht mehr Tiere halten, als man für seine vertraglichen Verpflichtungen (Vertragsnaturschuth, Bio-KULAP, usw.) benötigt. Davon ausgehend kann man dann seine Grenzkosten ermittel (wieviel kostet es mich mehr, ein Tier mehr zu erzeugen) und sich überlegen, ob evtl. einige Tiere mehr wirtschaftlich sind.
Wenn du mit dem Betrieb mehr vedienen willst, dann solltst du zuerst die Einnahmen aus Förderprogrammen und deinen Arbeitszeitbedarf optimieren.


Was die bessere Tierkontrolle und die gesteigerte Zahmheit angeht, hat er schon recht. Die Frage ist halt, ob der extrem hohe Aufwand dafür durch einen Mehrertrag und eine bessere Lebensqualität des Tierhalters gerechtfertigt ist.
Schafe lassen sich auch in reiner Weidehaltung zahm halten, wenn man entsprechenden Betreuungsaufwand betreibt und regelmäßig Leckerli (z.B. das Mineralfutter) und Streicheleinheiten verteilt, so dass die Tiere die Nähe zum Halter als positiv empfinden und sie suchen.
Dort, wo Schafhaltung wirtschaftlich (also ohne Flächen- und Tierprämien) betrieben werden muss, werden sehr viele Tiere pro Mensch gehalten. Ein hoher Betreuungsaufwand verbietet sich so automatisch, und es wird knallhart auf Problemlosigkeit und Robustheit der Tiere selektiert.
In Ozeanien gibt es dazu folgenden Spruch: Wenn du eine neue Schafherde aufbaust, fahre in den ersten zwei ode drei Jahren zur Lammzeit einige Wochen in den Urlaub. Die Schafe, die du danach noch hast, sind die, die es wert sind, mit ihnen weiter zu züchten.
In D kann man das natürlich nicht bringen. Aber wenn du nicht lernst, hart zu selektieren, dann vermehrst du deine Arbeit. Wenn du jedes Schaf, das Geburtshilfe benötigt oder seine Lämmer nicht poblemlos annimmt, ausnahmslos schlachtest, dann werden die Probleme nach einigen Jahren deutlich weniger und dann kannst du deine Schafe, wenn zu passender Zeit gedeckt, auch problemlos auf der Weide lammen lassen.
Merke: Das Ziel beim Selektieren ist nicht, jedes gute Tiere zu behalten, sondern alle schlechten Tiere los zu werden. D.h. im Zweifel Kopf ab.

Was den Parasitendruck angeht: Der ist bei eurer Haltungsform im Stall, wo sich der Kot ansammelt und die Tiere sich die meiste Zeit aufhalten, mit Abstand am größten.
Auf der Weide meidet man Parasitendruck am einfachsten durch häufigen Umtrieb und indem man die Tiere nicht zwingt, den Aufwuchs tief abzufressen.
Wenn er die Tiere bisher nicht entwurmt und dieser Tierstamm schon seit Jahrzehnten auf diesem Betrieb gehalten wird, dann sind sie vermutilch schon sehr gut auf Resistenz gegen die vorhandenen Parasiten selektiert. Das solltest du auch beibehalten und statt die Herde im ganzen zu entwurmen parasitenanfällige Tiere konsequent aussortieren.

Regelmäßiges Entwurmen erzeugt auf Dauer zwei Sachen: Medikamentenresistente Parasiten und parasitenanfällige Schafe. In Folge muss man dann immer mehr und immer häufiger mit Chemie ran. Auf Dauer funktioniert nur die seit tausenden von Jahren erprobte Lösung der Natur: Selektion auf Resistenz.
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Re: Übernahme eines Betriebes Schwerpunkt Schafhaltung

Beitragvon Feldi1987 » So Okt 07, 2018 12:48

Hallo Manfred,

Vielen Dank für deine ehrliche Antwort.
Was das Thema produzieren angeht.
Der jetzige Betreiber hat immer rund 150 Mutterschafe gehalten, bis vor ein paar Jahren, wo es mit der Gesundheit schlechter lief.
Zu diesem Zeitpunkt hat er seine Herde drastisch reduziert.

Kurz danach habe ich mehr durch Zufall Kontakt zu ihm bekommen. Ich suchte damals eine Unterstellmöglichkeit für meinen Rückewagen. Und da kam man öfter ins Gespräch und es entstand durch immer mehr kleinere Mithilfe eine Art Freundschaf und langfristige Zusammenarbeit, die sich im Laufe der Jahre gefestigt hat.
Ich schweife ab....

Naja, jedenfalls, hat er sein Fleisch und alle anderen anfallenden Nebenprodukte immer in der Direktvermarktung verkauft und es besteht entsprechende Stammkundschaft die seit vielen Jahren nur einen Bruchteilkaufen können,von dem was sie eigentlich möchten.
Und erstaunlicherweise ist nur ein Verlust von rund 15% zu verzeichnen gewesen.
Als ich kam waren gerade noch 15 Mutterschafe da, jetzt sind wir schon wieder bei 60 und es ist immernoch zu wenig um alle Leute Bedienen zu können.

Der Betreiber ist ein Knall harter Vertreter der Selektion.
Und das musste/durfte ich auch bereits lernen. Da legt er viel wert drauf.

Zum Thema Parasiten, das ist so der Knackpunkt an dem sich die Geister scheiden bei uns. Er ist eher ein Mensch von der Fraktion aufstehen um 12 Uhr und dann anfangen zu arbeiten, sei ihm auch gegönnt im Alter, nur das ist eine Art und Weise die ich nicht bewerkstelligen kann. Bei mir klingelt um 5 des Wecker und dann geht es nunmal los, auch wegen meines Hauptgeschäftes.
Ich habe daher den Eindruck das die Schafe eher aus Bequemlichkeit so spät auf die Weide kommen und konnte mir auf die Erklärung mit den Parasiten am Grashalm keinen Reim machen.

Es gibt bei uns in der Nähe keine Schäfer oder Schafhalter bei denen man sich Mal ein alternatives Bild machen könnte.
Altes Wissen ist schön, altes Wissen ist Macht toll, aber in manchen Punkten auch überholt. Und meiner Meinung nach, ließe sich vieles vielleicht gut kombinieren.
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Re: Übernahme eines Betriebes Schwerpunkt Schafhaltung

Beitragvon Manfred » So Okt 07, 2018 13:26

Bezüglich des Lebenszyklus verschiedener Parasiten habe ich nicht genug Wissen, um seine Aussage einschätzen zu können. Da gibt es aber erstaunliche Kreisläufe. Leberegel-Larven z.B. bringen befalle Ameisen dazu, noch oben auf Pflanzen zu klettern, um sich fressen zu lassen:
www.weichtiere.at/Schnecken/index.html? ... elium.html

Auf der anderen Seite hatten Schafe viele tausend Jahre Zeit, sich an solche Parasiten anzupassen. Die Stallhaltung ist ja eine ziemlich junge Erfindung.


Und was die Direktvermarktung angeht: Wenn man eine gut laufende Direktvermarktung hat, heißt das ja nicht, dass man deswegen mehr eigene Lämmer unwirtschaftlich produzieren muss. Es gibt genug Schafhalter, die gerne Lämmer verkaufen. Und den Zukauf kann man seinen Kunden auch gut kommunizieren.
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Re: Übernahme eines Betriebes Schwerpunkt Schafhaltung

Beitragvon Feldi1987 » So Okt 07, 2018 13:52

Und genau da liegt wieder ein Knackpunkt.

Ein Zukauf von außen möchte er nicht, und das kann ich auch nachvollziehen.
Die Lämmer werden ausschließlich biologisch gemästet ohne zufütterrung von Kraft- oder Mineralfutter.
Und das macht sein Fleisch aus und das schätzen wohl auch die Kunden.

Wir vertreten da beide den Standpunkt, das nichts verkauft wird, bei dem man nicht selbst die Haltung bestimmen kann. Man weiß eben nicht genau wie mit den Tieren verfahren worden ist.
Genauso wird kein lebendes Tier von uns verkauft.

Das mag vielleicht in gewisser Weise unwirtschaftlich sein, aber das hat dann doch etwas mit Grundsätzen zu tun, die man den Tieren und seiner Kundschaft gegenüber vertritt.

Die Kunden kenne ich zum Großteil mittlerweile auch persönlich, und da kann ich mir bei weitem nicht vorstellen daß diese einen Zukauf von Fremdtieren befürworten.
Das ist eben ein ganz treuer Haufen von Leuten und bei einem solchen clientèle hinterlässt es dann schon einen bitteren Nachgeschmack.
Wenn man die Herkunft verheimlichen würde, würde man es vielleicht nicht merken, aber ich denke das ist keine Art und Weise zu handeln.

Eines hab ich Mal gelernt bei ihm. Das einzige was fremd rein kommt ist der Zuchtbock, und lebend verkauft wird nichts.
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Re: Übernahme eines Betriebes Schwerpunkt Schafhaltung

Beitragvon T5060 » So Okt 07, 2018 13:56

Übernehme den betrieb und halte 50 Milchkühe
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Re: Übernahme eines Betriebes Schwerpunkt Schafhaltung

Beitragvon Qtreiber » So Okt 07, 2018 14:49

Manfred hat geschrieben:Ihr schleppt alle beide eine Menge überholter Vorstellungen mit euch herum...……..
..................….Auf Dauer funktioniert nur die seit tausenden von Jahren erprobte Lösung der Natur: Selektion auf Resistenz.

Ein interessanter Beitrag, auch wenn ich natürlich von "Prämienotimierern" nicht sooo viel halte. Liegt aber vielleicht an meiner "wovon-lebst-du, wenn-die-Prämie-gestrichen-wird"-Paranoia. :wink:
Manfred hat geschrieben:Die Tiere sind bei diesen Haltungsformen kein gewinnbringender Selbstzweck wie bei der Intensivtierhaltung, sondern ein teures Werkzeug.

Eine interessante Sichtweise. Wahrscheinlich werden aber viele Mutterkuhhalter darüber empört sein, weil sie denken, ihr Produkt ist wichtig und wirtschaftlich.
Manfred hat geschrieben:Und was die Direktvermarktung angeht: Wenn man eine gut laufende Direktvermarktung hat, heißt das ja nicht, dass man deswegen mehr eigene Lämmer unwirtschaftlich produzieren muss. Es gibt genug Schafhalter, die gerne Lämmer verkaufen. Und den Zukauf kann man seinen Kunden auch gut kommunizieren.

1. ist das dann keine "Direktvermarktung" mehr, sondern "Fleischhandel", auch, wenn es rechtlich möglicherweise noch unter Landwirtschaft laufen kann. und 2. halte ich aus diesem Grunde es durchaus nicht für so einfach, dies mit den Kunden zu "kommunizieren". Entweder ich muß die Kunden belügen sprich: verarschen, oder ich muß mich dauernd rechtfertigen, warum die Kunden ihr Lammfleisch trotzdem bei mir kaufen sollten. Von daher kann ich die Handlungsweise de TE sehr gut verstehen.
Im übrigen bin ich der Meinung, dass ich hier ENDLICH gelöscht werden möchte.
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Re: Übernahme eines Betriebes Schwerpunkt Schafhaltung

Beitragvon Feldi1987 » So Okt 07, 2018 16:48

Genau so sehe den letzten Punkt auch
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Re: Übernahme eines Betriebes Schwerpunkt Schafhaltung

Beitragvon Manfred » So Okt 07, 2018 17:51

Ich rede ja nicht davon, irgendwas zuzukaufen, sondern wenn, dann natürlich von einem Betrieb / von Betrieben, wo man das mit gutem Gewissen vertreten und kommunizieren kann.
Aber das bleibt natürlich jedem selbst überlassen.

Und was die Wirtschaftlichkeit extensiver Haltung angeht: Für diese Aussage werde ich öfter kritisiert. IdR von Leuten, die noch nicht nachgerechnet haben. Bei reiner Mutterkuh- oder Schafhaltung ist das ja relativ einfach: Kosten pro verkauften Tier = alle Kosten des Betriebs / Zahl der verkauften Tiere.
Mutterkuhhaltung kann man zwar auch input-intensiv betreiben, auf unserem Grenzertragsstandort würde das aber schwierig werden.
Was den möglichen Wegfall von Subventionen angeht, mache ich mir wenig Sorgen. Sollte das schlagartig passieren, müsste eh komplett neu gewürfelt werden, und für die Situation sehe ich mich gut gerüstet. Evtl. wäre ich dann einer der Wenigen, die hier auf unserem Standort überhaupt noch Landwirtschaft betreiben könnten. Auf günstigeren Standorten, mit besseren Böden und besserem Klima, mag das wieder komplett anders aussehen.

Wirtschaften muss ich aber unter den aktuellen Rahmenbedingungen. Und auf sich stark ändernde Rahmenbedingungen kann der am besten reagieren, der am flexibelsten ist und das nötige Wissen besitzt, und nicht der, der eingleisig fährt und langjährige Kredite für Berge von Beton am Hals hat.
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Re: Übernahme eines Betriebes Schwerpunkt Schafhaltung

Beitragvon County654 » So Okt 07, 2018 17:57

Hallo Andin ,
interessantes Thema.
Wenn Du aus dem Hunsrück kommst, wäre eventuell ein Fachlehrgang für Schafe auf der Neumühle gut angelegte Zeit :klug:
http://www.hofgut-neumuehle.de/pdfs/Schaf_Sach_2017.pdf
Es muß anders werden, wenn es besser werden soll!
Aber keiner weiß, ob es gut wird, wenn es anders wird........
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Re: Übernahme eines Betriebes Schwerpunkt Schafhaltung

Beitragvon Fassi » So Okt 07, 2018 19:06

Ja, ich würde ganz dringend einen Kurs in Schafhaltung empfehlen, bevor der Betrieb übernommen wird. Da ist viel veraltetes Wissen und auch viel Legende dabei. Auch hier in den Beiträgen.

Stallhaltung bei Schafen verursacht zB den wenigsten Parasitendruck, da die meisten Schafsparasisten Feuchtigkeit mögen/brauchen und das auch gerne am Futter, um überhaupt aufgenommen zu werden. Da sind im Stall die schlechtesten Möglichkeiten, dh die sind nicht mal im Ansatz auf irgendwelche Resistenz selektiert. Eher das Gegenteil. Daher kommt übrigens auch die veraltete Methode, Schafe nicht vor Mittag auf frische Weiden zu lassen. Das ist keine Faulheit, sondern ne alte Wurmbekämpfungsart aus der Zeit vor den chemischen Wurmmitteln. In der Tat sitzen im feuchten Morgenstunden einige Wurmkuren auf den Gräser. Kann man aber auch mit selektiver Entwurmung in den Griff bekommen. Was übrigens auch in Ländern mit intensiver Schafhaltung gemacht wird, nur nicht so deutlich kommuniziert.

Auch reine Stallhaltung muss nicht schlecht sein, wenn der Kundenstamm das akzeptiert, man weitestgehend Technisieren kann, 3 Lammung in 2 Jahren mit min. 1,5 Lämmern pro Schaf schafft und halt für gute Preise direkt vermarktet. Letzteres klappt zB mit Texeln nicht, die schaffen pro Jahr nur eine Lammung. Ich durfte da einige Betriebe kennen lernen, die damit durchaus gute Einkommen erwirtschaftet haben.

Geht aber halt auch auf die andere Art über Prämienoptimierung und Beweidungsgelder. Dann würde ich persönlich allerdings die Lämmererzeugung komplett einstellen.

Gibt aber auch Mischformen, da wird allerdings wirklich sehr häufig Geld verbrannt. Wenn ich in der Beratung bei Schafen jedoch eins gelernt hab, dann dass man, im Gegensatz zu vielen anderen landwirtschaftlichen Betriebszweigen, keinen pauschal beurteilen kann. Dann sind immer Einzelfälle.

Deswegen ist ein tiefergehender Lehrgang und auch ein paar Betriebsbesuche im Vorfeld die beste Lösung.

Gruß
http://www.youtube.com/watch?v=AMpZ0TGjbWE

https://youtu.be/Tmq8KHPxdrE
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Re: Übernahme eines Betriebes Schwerpunkt Schafhaltung

Beitragvon Feldi1987 » So Okt 07, 2018 19:59

Die Geister scheinen sich wohl zu teilen.
Ich habe heute Abend im Stall das Thema nochmal aufgegriffen und die ausführliche Erklärung ähnelt die von Fassi sehr.

Ist ein Lehrgang zur Schafhaltung denn so ausgesprochen gut? Der jetzige Betreiber meint das müsste ich nicht, ich wüsste genug durch ihn.

Versteht mich nicht falsch, aber es sind einfach keine anderen Leute zur Hand bei denen ich mir eine andere Meinung bilden kann und deswegen Versuche ich Dinge die mir spanisch vorkommen Mal zu hinterfragen. Beim Betreiber fehlen oft die detaillierten Erklärungen sodass man vermuten könnte " es ist so weil es immer so war".

Auf dem Hof bewirtschaften wir nur unsere eigenen Flächen und klar gibt es dafür Subventionen, aber das ist wirklich nicht die Welt.
Der größte Teil des Umsatzes ist in der Direktvermarktung zu finden. Gut, nicht mehr seit dem ich da bin, aufgrund des minimalen Schafbestandes.

Ich denke das Hauptproblem ist , wenn man das so nennen darf, dass er am liebsten hätte, das alles so weiter läuft wie bisher. Aber da sind wirklich Sachen die optimiert gehören und da werde ich mich auch durchsetzen können.

Beispielsweise das heuen:
Er lässt die Hälfte der Flächen seit Jahren von einem Bauern aus dem Dorf heuen. Er bekommt dafür die Hälfte der ballen und noch zusätzlich einen entsprechenden Betrag bezahlt, von dem dann natürlich eine pauschale für die ballen abgezogen wird. Alles in allem dann aber doch noch ziemlich happig.
Maschinen in entsprechender Größe sind vorhanden, sodass man die heugewinnung selbst machen kann.

Der Witz an der Sache: er muss im Winter wieder Heu von diesem Bauern aufkaufen.
Für mich wirklich eine Farce.

Er lebt sehr bescheiden aber zufrieden und kann das auch von dem Hof ganz Gut. Aber machen wir uns nichts vor, mehr als ein Nebenerwerb ist es nicht und das soll es auch nicht werden. Das Hauptgeschäft ist und bleibt bei mir der Forst.

Im groben und ganzen harmonieren wir sehr gut und jeder ist jederzeit bereit vom anderen zu lernen, aber in manchen kleinen Punkten ist er dann doch sehr hartnäckig mit seinen 87 Jahren.

Aber es wird schon. Vielleicht sollte man auch nicht an alt bewährten Verfahren rütteln. Es ging ja auch so immer, und die Tiere stehen dort an erster Stelle.
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Re: Übernahme eines Betriebes Schwerpunkt Schafhaltung

Beitragvon Fassi » So Okt 07, 2018 20:27

Ja, der Lehrgang wäre nötig. Er mag viel wissen, aber bei 87 Jahren ist auch einiges veraltet bzw. überholt, wie zB das Weiden/Hüten nach dem Tau. Gerade bei den Wurmgeschichten hat sich einiges geändert (Wirkstoffe, Behandlungsstrategieen usw.). Ein Lehrgang hilft dir einzuschätzen, was von seinem Wissen und Erfahrungen wertvoll ist (das dürfte vieles sein) und was überholt. Du bekommst dadurch auch Argumentationshilfen ihm gegenüber.

Zusätzlich bekommst du einen anderen Blick auf die Schafhaltung, da du dabei garantiert andere Betriebsweise und -systeme kennen lernst. Und du kannst die Möglichkeiten besser abschätzen. 15 bis 20 Mutterschafe nebenbei ist kein Thema, 40 erfordern schon etwas mehr Planung und 100 sind ein echter Nebenjob. Auch in der Vermarktung. Wenn man zB innerhalb von 7 Tagen 14 Ablammungen hat, kann das durchaus an die Substanz gehen und stellt beim Einsatz von Ablammboxen auch etwas Ansprüche an die Organisation. Auch wenn man auf problemlose Ablammungen und Mütterlichkeit selektiert hat.

Meine Schafe zB hatten bevorzugt abends zwischen 6 und 12Uhr oder morgens zwischen 5 und 9 Uhr gelammt. Tagsüber Lämmer zu bekommen war eher eine Ausnahme, sowohl bei den Texeln wie auch bei den Füchsen. Dh min. 2 Kontrollgänge nachts, denn ohne ist immer irgendein Mist passiert.

Gruß
http://www.youtube.com/watch?v=AMpZ0TGjbWE

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Re: Übernahme eines Betriebes Schwerpunkt Schafhaltung

Beitragvon Feldi1987 » So Okt 07, 2018 20:40

Danke Fassi,

Dann werde ich mich mit diesem Lehrgang wohl Mal auseinandersetzen. Macht schon Sinn was du schreibst wenn das wirklich so intensiv behandelt wird.

Ich dachte das würde mehr so einer Infoveranstaltung ähneln, nach dem Motto: ein Schaf Brauch Weide und du brauchst einen Zaun und fütterst im Winter.......

Aber wie gesagt, intensiv macht Sinn und erweitert natürlich den Horizont ungemein
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Re: Übernahme eines Betriebes Schwerpunkt Schafhaltung

Beitragvon Qtreiber » So Okt 07, 2018 21:28

Fassi hat geschrieben: Er mag viel wissen, aber bei 87 Jahren ist auch einiges veraltet bzw. überholt

Na na na, das ist jetzt aber Alters-Diskriminierung.
Natürlich KANN ein 87-jähriger u.U. das Wissen aus den 50er Jahren heute noch anwenden, ABER er könnte sich genausogut auf dem Laufenden gehalten haben wie ein Jüngerer.
Feldi1987 hat geschrieben:aber in manchen kleinen Punkten ist er dann doch sehr hartnäckig mit seinen 87 Jahren.

Wirklich Hunsrück ? Nicht Eifel ? Hört sich an wie P. K. :wink:
Im übrigen bin ich der Meinung, dass ich hier ENDLICH gelöscht werden möchte.
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