Hallo zusammen,

vermutlich wird mir keiner helfen können, aber jeder Ratschlag ist mir im moment recht...

Ich war vor ein paar Wochen auf einer Hausmesse. Dort hat ein sehr bekannter Hersteller für Spezialmaschienen ausgestellt, vorgeführt und beraten. Fand ich so toll, das ich ein Gerät bestellt hab.
Hab auch gleich nach der Lieferzeit gefragt, soll lagernd sein, kommt also innerhalb von 2 bis 3 Wochen. Bestellen konnte ich natürlich nur beim Händler, da Hausmesse, dafür aber mit 3% extra Messerabatt.
Soweit alles toll.
Nach kapp einer Woche kam die Auftragsbestätigung und die Rechnung für die Anzahlung. Soweit auch noch alles normal. Kurz darauf auch gleich die Schlussrechnung, damit die Maschine geliefert wird.
Soweit auch noch nicht ungewöhnlich, da ja beim Hersteller lagernd.

Also bezahlt und gewartet, Spedition sollte sich zeitnah melden.
Dann die Firma angerufen "ja, Transport im moment schwierig, dauert noch paar Tage"
Fand ich auch noch nicht so außergewöhnlich, wenn man bedenkt was aktuell so alles los ist.

Heute wieder angerufen " ja, da haben wir jetzt ein Problem, ich kann nicht sagen, wann geliefert wird, wir sind insolvent"
Außerdem hab ich die Nummer vom Insolvenzverwalter bekommen (nicht erreichbar, am Freitag nachmittag)

Angeblich soll der Hersteller an einer Lösung interessiert sein, da er ja im Prizip auf der Messer verkauft hat... Dort angerufen, Insolvenz ist bekannt, keine Auskunft am Telefon... Schreiben Sie eine Mail

So, was soll ich jetzt tun?

Bevor jetzt der erste fragt, wie man so blöd sein kann, im voraus zu bezahlen: Relativ einfach, so klein wirkte die Firma nicht, Hausmesse mit nahmhaftem Hersteller, Vorkasse ist generell nicht ungewöhnlich. Oder hat schon mal jemand ein Auto gekauft, angemeldet, mitgenommen und erst später bezahlt? (Also Auto und Brief, sonst hat der Händler ja noch den Eigentumsnachweis)
War auch keine Onlinefirma, sondern so richtig mit Ausstellungsraum und vielen Maschinen...

Blöderweise ist jetzt Wochenende...
- Hinweise auf die Insolvenz sind noch keine zu finden, nur die Aussage von Geschäftsführer
- noch kein Kontakt zum Insolvenzverwalter, weil Wochenden (Name gegoogelt, große Kanzlei, Ort passt auch)

Was ist sinnvoll zu tun? Oder muss ich warten, bis sich der Insolvenzverwalter melden um meine Forderung anzumelden?

Die Rechnungen hat doch vermutlich der Händler auf seinen Namen geschrieben?
Dann ist dieser dein Vertragspartner. Mit der Insolvenz hast du dann direkt nichts zu tun.

Für den Händler, so er die Maschine beim Hersteller bereits bezahlt hat, sollte für die Maschine ein Aus- oder Absonderungsrecht bestehen.

Der Insolvenzverwalter wird sich erstmal einarbeiten müssen, also alles einige Zeit dauern.

Hallo Namenskolleg.

Erst einmal ein paar weitere Infos bitte:
1. Um welchen Betrag geht es denn überhaupt?
2. Wer war dein Vertragspartner? Der Hersteller oder der Händler? (Ich vermute der Händler)
3. Welche Zahlungsbedingungen waren beim Vertragsabschluss (schriftlich) vereinbart?

Wenn ich richtig liege, dann hast du über einen Händler gekauft. Welches Gerät das ist und ob du das jetzt nun im Internet oder am Messestand vom Hersteller gekauft hast, ist eigentlich erst einmal völlig egal.
Wenn dein Vertragspartner pleite ist, dann ist er pleite. Insolvenz bedeutet eben immer, dass jemand ohne Geld nach Hause fährt. Hört sich bitter an, ist aber eben auch leider genau so.

Ob du noch Chancen auf dein Geld oder die Ware hast, hängt von mehreren Faktoren ab.
Erst einmal wurde wahrscheinlich ein Insolvenzantrag gestellt? Bedeutet noch nicht, dass der Geschäftsbetrieb sofort eingestellt wird. Auf alle Fälle musst du deine Forderung sofort schriftlich beim Insolvenzverwalter geltend machen. Schick sämtliche Unterlagen die du zum Kauf hast, auch wenn du sie für noch so unwichtig hältst, mit.
Außerdem würde ich die Firma schriftlich auf einen Lieferverzug hinweisen.

Eine Chance könnte sein, dass die Firma genau über ihre finanziellen Verhältnisse bescheid wusste und absichtlich noch solche Käufe abschloss oder anderweitig die Insolvenz verschleppte. In dem Fall haftet nicht nur die Firma (falls es eine juristische Person ist), sondern auch die Geschäftsführung mit dem persönlichen Vermögen.

Ob du dir einen Anwalt nimmst oder nicht, wird sicherlich vom Kaufpreis abhängen. Für ein paar hundert Euro wird sich das sicherlich nicht rechnen und ist wahrscheinlich auch den Ärger nicht wert.

Ich hatte selbst einige Kunden die Insolvenz anmelden mussten. Das kommt meist relativ überraschend und ist so auch nicht unbedingt vorhersehbar. Irgendwann wundert man sich eben warum kein Geld mehr kommt und irgendwann meldet sich der Insolvenzverwalter. Bei mir waren das eher kleinere Beträge, bei einem Fall hab ich einen Teilbetrag erhalten (ca. 50% ) bei allen anderen Fällen ging ich leer aus.

- Also der Vertrag ist natürlich mit dem Händler, Hersteller wäre mit lieber gewesen, ging aber wegen Hausmesse nicht. Preis direkt über Händler dann auch 3% teuerer und kein Ansprechpartner vor ort
- geht um ca 20k€
- die klassischen Bedingungen eben, 30% Anzahlung bei Auftragsbestätigung und Restzahlung vor Lieferung. In der Größenordnung nicht ungewöhnlich, hatte da auch noch nicht gekauft. Etwa 50 km Entfernung, aber Händler für meine Region

Könnte schon möglich sein, dass die Geschäfte noch schnell wegen der Schieflage durchgezogen werden sollten. Wirkte aber wie gesagt, ganz anders. Auch kann ich mir nicht vorstellen, das die Hausmesse stattgefunden hätte, wenn die Beziehung zwischen Händler und Hersteller schon finanzell angespannt gewesen wäre.

Auch hatte ich den Eindruck, der Geschäftsführer hat Interesse an einer Lösung. Geht aber eben alles über den Insolvenzverwalter, den ich aufgrund von Wochenende nicht erreichen kann.
Mir geht es in erster Linie darum, was kann ich jetzt schon tun? Macht es Sinn, etwas zu tun, oder muss ich auf den Insolvenzverwalter warten?

Der Händler ist insolvent oder?
Mfg

Ja, der Händler, sonst wär's ja einfach.

fischerwast hat geschrieben:Mir geht es in erster Linie darum, was kann ich jetzt schon tun? Macht es Sinn, etwas zu tun, oder muss ich auf den Insolvenzverwalter warten?

Du musst deine Forderung anmelden und dann auf den Abschluss der Arbeit des Insolvenzverwalters warten.

Merkwürdige Zahlungsbedingungen scheint es in der Landwirtschaft zu geben.
Anzahlung kann ich ja noch nachvollziehen (obwohl bei Lagerware eigentlich unnötig), aber Vorauszahlung VOR Lieferung?

fischerwast hat geschrieben:Oder hat schon mal jemand ein Auto gekauft, angemeldet, mitgenommen und erst später bezahlt? (Also Auto und Brief, sonst hat der Händler ja noch den Eigentumsnachweis)

jepp.
Und wenn ich zu meinem Händler fahre, mir das angemeldete Fahrzeug ansehe (könnte ja beim Abladen beschädigt worden sein) und dann bezahle, ist auch das keine Vorkasse.

Diesbezüglich kann ich mich an einen Zuckerrübenvollernterhersteller erinnern, den ich so um die Jahrtausendwende besichtigt habe.
Da wurde gesagt,
1/4 bei Auftragserteilung,
1/4 während der Fertigung
1/4 zur Auslieferung und das letzte
1/4 nach Auslieferung und Kontrolle

Ich hoffe ich hab das richtig gemerkt.
Begründung war das sie sonst zu viel Material und Lohnkosten vorstrecken müßten. Und wenn eine Zahlung ausbleibt, wird erst an anderen Maschinen weitergebaut und oder auch andere Kunden vorgezogen.

mfg

Qtreiber hat geschrieben:Merkwürdige Zahlungsbedingungen scheint es in der Landwirtschaft zu geben.
Anzahlung kann ich ja noch nachvollziehen (obwohl bei Lagerware eigentlich unnötig), aber Vorauszahlung VOR Lieferung?

ich hatte einen schlepper für richtig geld gegen vorkasse gekauft.
mich vorher aber genau erkundigt.
der 300km entfernte händler hatte ohne mein wissen mit dem hier vor ort kontakt aufgenommen und die gewährleistung geregelt.

Creditreform, Regelabfrage; hilfsweise Bundesanzeiger

So wer jetzt nicht an eine Crefo kommt, bittet den Lieferanten um Crefo-Selbstauskunft

Ist die Crefo getürkt, haftet der Geschäftsführer mit seinem Privatvermögen

Nick hat geschrieben:Diesbezüglich kann ich mich an einen Zuckerrübenvollernterhersteller erinnern, den ich so um die Jahrtausendwende besichtigt habe.
Da wurde gesagt,
1/4 bei Auftragserteilung,
1/4 während der Fertigung
1/4 zur Auslieferung und das letzte
1/4 nach Auslieferung und Kontrolle

Ich hoffe ich hab das richtig gemerkt.
Begründung war das sie sonst zu viel Material und Lohnkosten vorstrecken müßten. Und wenn eine Zahlung ausbleibt, wird erst an anderen Maschinen weitergebaut und oder auch andere Kunden vorgezogen.

mfg

Bei einer kundenbezogenen Fertigung kann ich das alles nachvollziehen, bei Lagerware (wie oben geschrieben) allerdings nicht.
Vielleicht haben Landwirte aber auch eine so schlechte Zahlungsmoral, dass diese Vorgehensweise nötig ist, um als Hersteller nicht pleite zu gehen.

fischerwast hat geschrieben:Ja, der Händler, sonst wär's ja einfach.

Ah. Das muss man aus der Beschreibung erstmal rauslesen...
Dann ist die Lage natürlich eine andere.
Da steht dann auch gleich eine Straftat seitens des Händlers im Raum.
Die Frage ist nur, ob sein Wille überhaupt noch etwas zur Sache tut, wenn bereits ein Insolvenzverwalter übernommen hat.
Abwarten was der sagt und dann je nach Entwicklung zum Fachanwalt.

dein Geld gehört jetzt zur Insolvenzmasse...
Mit etwas Glück bekommst ein paar Prozent davon wieder...

Ich habe noch nie eine Maschine vorher angezahlt, immer mitgenommen und dann nachher die Rechnung beglichen, ob das Traktoren, oder Mähdrescher, Kreiselegge oder die letzten Jahre gekauften Pöttinger Heumaschinen waren...