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Das Futter macht's - Milch ist nicht gleich Milch!

Fragen und Antworten rund um die Rindviehhaltung.
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Das Futter macht's - Milch ist nicht gleich Milch!

Beitragvon Coleman » So Jul 09, 2006 23:19

Begriff Alpenmilch ist oft Verbrauchertäuschung

* Ort: Hamburg,
* Artikel veröffentlicht am: 28.06.2006,
* Artikel veröffentlicht von:
Michael Richter

Milch aus Supermärkten weist in ihrem Gehalt an gesunden Fettsäuren ganz erhebliche Unterschiede auf. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Greenpeace heute in München vorstellt. In der Studie wurden Frischmilchprodukte aus ganz Deutschland auf ihre Qualität untersucht. Dabei kam auch heraus, dass nicht überall, wo Alpenmilch oder Milch aus Grünlandhaltung draufsteht, auch das versprochene Produkt drin ist.
Bild mit Milchpackungen und einem Glas Milch ohne Gentechnik



Wir konnten in der Studie nachweisen, dass Bärenmarke-Milch und auch die Alpenmilch der Molkerei Weihenstephan mit viel mehr Mais und Kraftfutter erzeugt wurde, als das bei Milch aus den Alpen oder dem Allgäu eigentlich üblich ist, sagt Martin Hofstetter, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace. Hier wird der Verbraucher getäuscht. Durch ein spezielles Analyseverfahren konnte nachgewiesen werden, wie die Milchkühe gefüttert wurden.

Die Frage, mit was die Kuh gefüttert wurde, hat auch einen wichtigen Aspekt für die Ernährung der Menschen. Die Studie konnte nachweisen, dass mit steigendem Anteil an Mais und Kraftfutter immer weniger gesunde Fettsäuren in der Milch enthalten sind. Der Anteil an ungesättigten Omega-3-Fettsäuren weist bei ökologisch erzeugter Milch einen bis zu doppelt so hohen Anteil auf wie Trinkmilch aus Intensivtierhaltung.

Dass Ökomilch besonders gut abschneiden würde, hatte ich erwartet, kommentiert Hofstetter. Es hat mich allerdings schon überrascht, wie groß die Unterschiede innerhalb der Milch aus konventioneller Landwirtschaft sind. Am besten schnitten bei der Untersuchung auf den Omega-3-Fettsäuregehalt die Ökomilch von Berchdesgadener Land (Bayern), der Gläsernen Meierei Rostock, Breisgaumilch (Schwarzwald) und der Upländer Bauernmolkerei (Hessen) ab. Auf den hinteren Rängen landeten Milchprodukte der Molkereien Allgäuer Alpenmilch (Bärenmarke) und Campina (Elsterwerda). Milch aus konventioneller Landwirtschaft, die tatsächlich aus Grünlandregionen stammt, hat dagegen verhältnismäßig gute Werte. Zu nennen wären hier z.B. Breisgaumilch oder Allgäuer Käserei Sonthofen.

Die regelmäßige Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren über das Essen kann helfen, vielen Krankheiten vorzubeugen. Bei der Vermeidung von Herzinfarkten und zur Vorbeugung von Krebserkrankungen werden Omega-3-Fettsäuren besondere Bedeutung beigemessen. Auch bei Rheuma und Schuppenflechte setzt man heute auf diese ungesättigten Fettsäuren. Seefisch und Rapsöl haben hohe Omega-3-Werte. Da pro Person und Jahr durchschnittlich 300 Kilogramm Milch verzehrt werden, ist auch die Zufuhr über Milchprodukte von großer Bedeutung.

Originaltext und Links zur Studie
http://www.greenpeace.de/themen/landwir ... ich_milch/
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Beitragvon SHierling » Mo Jul 10, 2006 8:51

Meine Güte was für Volksverblöder....

Das das Futter einen Einfluß auf die Zusammensetzung Milch hat, ist ja nicht gerade eine neue Erkenntnis, das wußten sie in Celle vor 120 Jahren (!!!) auch schon - nur die Vorstellungen, was denn nun "gute Milch" ist haben sich in den Jahrzehnten seit dem immer wieder geändert - mal ist viel Fett wichtig, mal wenig, mal viel Eiweiß, dann wieder sterben die Angler aus und die Zellzahlen werden in den Keller gefahren das man aus normaler Milch nicht mal mehr Quark machen kann - das ist doch pure Willkür nach Verkaufsgesichtspunkten! Welche Milch ökologisch sinnvoll wäre, weil sie z.B. den Kälbern am besten bekommt (und deswegen z.B. gegen Durchfall hilft) oder weil sie ressourcenschonend produziert und verarbeitet werden kann spielt doch dabei gar keine Rolle.

Und seit wann ist der Gehalt an Omega3-FS das einzig ausschlaggebende Kriterium für Milchqualität? Steht da irgendwo, daß die unabhängig von den begleitenden Stoffen verdaut werden, (so werden sie nämlich - ziemlich sinnfrei - meist untersucht)? Spielt der Rest der Inhaltsstoffe jetzt gar keine Rolle mehr? Freiland-Milch mit einem hohen Gehalt an Omega-3 kann ruhig mehr Dioxin enthalten, die ist trotzdem gesund? Mais und Kraftfutter wirken auf nichts anderes, nur auf die Fettsäuren?

Die Fettsäuren sind im Moment "in", wie vor 50 Jahren die Margarine, das ist alles, sie lassen sich gut verkaufen, und den Werbeeffekt hätten die Bios halt gerne für sich gepachtet.

"Weidehaltung bei Milchkühen ist gesünder für den Mensch und besser für die Umwelt" ist jedenfalls eine Schlußfolgerung, die sich aus so einer einseitigen Untersuchung überhaupt nicht ableiten läßt - und außerdem heißt es "für den Menschen" , nicht für den Mensch. Aber Greenpeace benutzt ja auch Begriffe wie "Genmilch"...

Mich erinnern solche Artikel immer an einen Abschnitt aus "Animal Farm" von George Orwell, in dem der Chor der Tiere, von den Schweinen angeleitet, gebetsmühlenartig vor sich hin ruft: "vier Beine gut, zwei Beine schlecht, vier Beine gut, zwei Beine schlecht" und später heißt es dann plötzlich "vier Beine gut, zwei Beine besser".
Mehr muß man über Landwirtschaft auch nicht wissen - Bio gut, konventionell schlecht - oder umgekehrt?

Grüße
Brigitta
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Beitragvon Coleman » Mo Jul 10, 2006 16:40

Die Zahlen der Studie an der Uni Kassel sprechen für sich. Und decken damit "Werbelügen" auf.
Alpenmilch ist nicht gleich Alpenmilch in Hinblick auf die hohen Maisfutteranteile - und diese Maisfutteranteile korrelieren nunmal mit den Omega-Fettsäuren
Einfach die Studie lesen. :wink:
http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/ ... studie.pdf


Die früheren Generationen wussten viel, was man heute vergessen hat.
Dass Ziegenmilch von Bergkräutern heilende Wirkung hat, weiß man ja nicht erst seit Heidi.
Heute zählt nicht Inhalt, sondern Menge!
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Beitragvon SHierling » Di Jul 11, 2006 9:16

Hallo,
ich hab die Studie gelesen, komm mal wieder runter und lies lieber meinen Beitrag nochmal (oder mach einen Logik-Schein ;) )
Ich bezweifele überhaupt nicht, daß Mais und Kraftfutter gegenüber Gras die Inhaltsstoffe der Milch, insbesondere die FS verändern, das ist - wie gesagt - überhaupt nichts neues (lies mal die Unterlagen aus der Tierernährung in Celle, so um 1880, 1890 rum haben die da mit der Forschung angefangen, ganz "früher", ohne Grüne oder Greenpeace)

Was an solchen Untersuchungen meiner Meinung nach absolut unseriös ist, sind die überzogenen Schlußfolgerungen, und genau das ist dann die "schlechte Propaganda" - aus irgendwelchen wahren Prämissen FALSCHE Schlüsse ziehen. Nochmal in überdeutlich:
aus den Prämissen:

1. Futter ändert Inhaltsstoffe und
2. Gras macht Omega-3 und meinetwegen noch
3. Omega-3 ist gesund für Menschen

läßt sich NICHT folgern, daß das ganze auch einen ökologischen Nutzen (für alle, auch für die Kuh) hat.

Folgendes wird - in Sachen Ökologie - unterschlagen, wobei für mich als "ökologisch" immer das gilt, was den natürlichen oder zumindest langfristig (nachhaltig!) stabilen Zusammenhängen und Stoffkreisläufen entspricht, nicht das, was eine Partei oder ein Verein definiert..:

Menschen haben die Leistung der Milchkühe gesteigert - heutige Milchkühe (nicht Mutterkühe) fressen ihrer Leistung entsprechend mehr Futter, machen also auch mehr Kot. Das gilt auch für Bio-Kühe, denn jeder Liter, den Du VERKAUFST, ist in Sachen Kreislaufwirtschaft "weg vom Hof", wobei Du die vermehrte Scheiße aber behalten mußt und irgendwo unterbringen. Je konzentrierter aber das Futter ist, desto WENIGER Mist fällt je l Milch an, und je konzentrierter die Scheiße, desto weniger Sprit verfährst Du beim verteilen. Dabei schneiden Bio-Kühe mit viel Milch aus dem Grundfutter (auch Grundfutter werben kostet Sprit) halt schlechter ab als konventionelle. Auch Kühe mit geringerer Leistung machen da minus (2 Kühe mit 25l, kraftfutterarm gefüttert, haben halt den doppelten Erhaltungsbedarf wie eine 50l-HF, die im umweltfreundlichen Idealfall im Stall steht und ihre vom Menschen bedingte Mehr-Scheisse deswegen nicht unkontrolliert auf den Flächen verteilt, sondern deren Gülle man gezielt für Feldfrüchte einsetzen kann.

Soviel zu "ökologischen Kühen mit viel Gras" - aber selbst wenn man mal annimmt, der Verbraucher wäre so freundlich, allen Bauern 2 Bio-Kühe zu bezahlen statt einer Normalen, das Ozonloch würden wir anderweitig stopfen, und der Begriff "Massentierhaltung" im Sinne von "nur mit Gras gefüttert brauchen wir eben doppelt und dreimal so viel Kühe" hätte selbst bei Greenpeace einen positiven Klang.

Was hat dann ein Inhaltsstoff, der dem MENSCHEN nutzt, als Bewertung in der Ökologie der Milchviehhaltung zu suchen? Der biologische (!!!!!) Omega-3-Gehalt ist der, den Kuhmilch von rückgezüchteten Tieren in der Mutterkuhhaltung hat. Weder Natur noch Bio noch Öko machen da einen Zusammenhang mit menschlichen Herzanfällen, der besteht EINZIG UND ALLEIN im GELD, das man mit den FS verdient.
Inhaltsstoffe von Milch auf ihren Verkaufswert hin zu verändern ist ja auch nicht neu, das machen die Tierzüchter seit über 100 Jahren (und damit werben die Gentechniker von heute genau so wie die Schwarzbunt-Züchter aus der Elbtalaue zu Zeiten von Friedrich dem Großen, die haben auch schon mit dem Fettgehalt "ihrer" Grünlandmilch angegeben ;).

Aber was ist daran "gesund"? Und gesund für wen? Ist die Kuh gesund, wenn ihre Milch dem Menschen gut bekommt? Kannst Du anhand der Menge Omega-3-FS in der Milch auch nur irgendeinen RÜckschluß auf die Fütterung ziehen? Oder auf die Tiergesundheit?
Das Gras Omega-3-FS macht, ist ja nicht mal ein Umkehrschluß, also es gilt zwar "Gras macht Omega3", aber nicht: "wo viel Omega-3 drin ist, war auch viel Gras in der Kuh" (Du kannst die FS und deren Bausteine auch direkt zum Futter zugeben, z.B mit Kuchen aus der Ölgewinnung oder mit Öl.
In konventionell und ohne verstellende grüne Polemik liest sich das dann so:
Die Erkenntnis, dass man durch eine gezielte Fütterung von Rapsöl die Fettsäurezusammensetzung der Milch und damit den Gesundheitswert von vielen Milchprodukten und die Streichfähigkeit von Butter verbessern kann, ist nicht neu. Bisher ist die Umsetzung in die breite Praxis häufig an organisatorischen Problemen gescheitert. Es wäre bedauerlich, wenn die deutsche Landwirtschaft diese Möglichkeit nicht nutzen würde und andere EU-Länder dieses interessante Marktsegment besetzen würden.
(Quelle: Veredelungsproduktion)

Die geben wenigstens zu, worauf es ihnen ankommt (über Auftragsforschung ließe sich ja auch noch mal erklecklich diskutieren....)

Grüße
Brigitta
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Beitragvon Coleman » Di Jul 11, 2006 12:51

Wenn man Logik erst pauken muss, um einen Schein darüber zu machen ... :roll:
Zu gleichen Ergebnissen wie die UniKassel kam auch Eidg. Forschungsanstalt für Milchwirtschaft schon 2000:

Ich hab nur auf die unlauteren Werbeaussagen der Molkereien hingewiesen.
Diese Aussage steht auch bei Greenpeace im Vordergrund.
Alpenmilch ist nicht immer Alpenmilch.
Dass Omega-3 Fettsäuren umstritten sind, wissen wir spätestens seit dieser aktuellen Studie (gesehen beim MDR).
http://www.mdr.de/ratgeber/gesundheit_e ... 61030.html
Dieser stehen aber viele Einzelstudien gegenüber, auf die sich u.a. die DGE beruft.
Zu gleichen Ergebnissen wie die Uni Kassel kam die Eidg. Forschungsanstalt für Milchwirtschaft (CH) schon 2000:
Alpmilch ist die beste Milch
Die Fütterung übt einen grossen Einfluss auf die Zusammensetzung des Milchfettes aus. Dies widerspiegelt sich deutlich in Farbe, Geschmack und Konsistenz der Butter. Harte, bröckelige, weisse Butter mit wenig Aroma entsteht im Winter mit Heu- und Maissilage. Wenn die Kühe im saftige Grün sich sattfressen können, wird ihre Butter goldgelb, weich, geschmeidig und aromatisch. Zu tun hat das mit der Art der Fettsäuren; je härter die Butter, desto mehr gesättigte, langkettige Fettsäuren, darunter auch Cholesterine, enthält sie, was ernährungsphysiologisch weniger beliebt ist. Junges Grünfutter und Ölsaaten (Raps, Sonnenblumen, Lein) erzeugen in der Milch einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren.
Spitzenreiter sind da die Alpenkräuter, besonders diejenigen von artenreichen, ungedüngten Alpweiden. Gemäss einer Studie der FAL von 2000 enthält Alpenmilch gegenüber Talmilch viel höhere Werte an Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, konjugierten cis/trans Linolsäuren (CLA) sowie trans Fettsäuren. Milchproben von Alpen mit saurem Boden, geringem Artenreichtum auf gedüngten Flächen unterschieden sich jedoch kaum von der Talmilch.
Den konjugierten Fettsäuren, besonders den CLA, wird ein gesundheitsfördernder Wert zugeschrieben, da sie vorbeugend gegen Krebs und Arteriosklerose wirken, sowie eine günstige Wirkung auf das Muskelgewebe zeigen. Die kurzkettigen Butter-, Capro- und Caprylfettsäuren sind wichtig für die Energieversorgung der Leber und hemmen Darmentzündungen.
Weiches Milchfett ist nicht nur gesünder, es ergibt auch eine streichbarere Butter, der Käse erhält einen geschmeidigeren Teig, der Rahm lässt sich steifer schlagen, Kaffeerahm verteilt sich homogener im Kaffee.
Quelle: FAM, H. Eyer, M.Collomb, R. Sieber, hans.eyer@alp.admin.ch


Allerdings bestätigt auch diese Metastudie
http://www.bio-austria.at/content/downl ... er2005.pdf

und die Schweinefleischstudie der IÖW
http://foodwatch.de/e10/e646/e1284/food ... ck0705.pdf

Bio ist besser!

Für Mensch, Tier und Umwelt.
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Beitragvon Geronimo » Di Jul 18, 2006 21:34

Wenn der Verbraucher 1 Euro für den Liter Milch bezahlen würde, dann würde er seine Milch von Weidetieren bekommen........
Aber da ich mich als Milcherzeuger mit rund 30 cent zufrieden geben muß, bleiben die Kühe im Stall, schon allein aus dem Grund, dass die Weideflächen nicht ausreichen würde.

Gibts es eigentlich genaue Daten, wie sich bei Rapskuchen-Fütterung die Fett-Zusammensetzung ändert?
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Beitragvon Dieselix » Do Jul 20, 2006 20:29

Irgendwie komisch deine aussage, Kone 77
In Neuseeland gehen die Kühe gerade bei tiefem Milchpreis auf die Weide, kriegen 2mal am Tag Kraftfutter dazu und haben doch noch ansprechende Milchleistung
Kosten für Futertransport zum Stall und Gülle vom Stall weg entfallen, eigentlich logisch oder?
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Beitragvon SHierling » Sa Jul 22, 2006 8:12

Hallo,
In Neuseeland gehen die Kühe gerade bei tiefem Milchpreis auf die Weide, kriegen 2mal am Tag Kraftfutter dazu und haben doch noch ansprechende Milchleistung
Kosten für Futertransport zum Stall und Gülle vom Stall weg entfallen, eigentlich logisch oder?

Ja, genau. Das ist wieder so eine von diesen glorreichen Vereinfachungen. Wie kommst Du denn dazu, die Produktionsverhältnisse von Neuseeland einfach auf Deutschland zu übertragen? Wird das jetzt die These "ökologische Rinderhaltung gibt es nur in Südamerika und Neuseeland" ?
Klar, die südliche Hemisphäre ist der Milchmarkt der Zukunft, wird von den Globalisierungsbefürwortern ja immer wieder gerne vorgerechnet. Die haben auch
- wesentlich größere Betriebe ("Die Menge machts" - wollte man die Schlußfolgerungen so übersteigern, wie Greenpeace das tut, wäre die Schlagzeile für Deutschland dann: "Greenpeace will Kleinbauern enteignen" ? btw.: das gabs schon, siehe DDR)
- wesentlich mildere Winter ("Erderwärmung bringt deutsches Bauernglück" ? )
- das neuseeländische Tierschutzgesetz liest sich WESENTLICH anders als das deutsche, und
- allein die Kosten der Dokumentationspflichten (CC) lassen den Ertrag der Milchviehhaltung in D gegenüber dem anderer Länder alt aussehen.
Quelle: FAL
Bildund Bild
2,50 Dollar je 100kg Milchprodukte beim Transport von Übersee in die EU - und da rechnest Du was von Futtertransport in den Stall für ein halbes Jahr? Die "nachfolgenden Untersuchungen" gabs btw inzwischen auch längst, ich hab aber keine Lust, alles abzutippen.

Ich hab ja auch eigentlich gar nichts gegen Bio, ist eine nette Nische für Leute, die sich das leisten können (als Erzeuger UND als Verbraucher). Aber ich finde es unmöglich, wie mit Hilfe einiger weniger Verbände die Allgemeinheit regelrecht mit solchen und anderen unzulässig vereinfachten Thesen verblödet wird.

@Krone: ja, klar gibts die. Profi-Lait aus der Schweiz z.B. wirbt mit einem Flyer: "Dank Ölsaaten bessere Milch" (auch mit etlichen Untersuchungen belegt), die CMA wirbt für "Wellness-Wurst", bei der nach Fütterung von Rapskuchen das FS-Muster im Schweinefett gesünder ist, etc etc
Es ist schlicht eine Welle, auf der jeder reiten will. (Und abgesehen davon eine nette Entsorgungsstrategie, denn zum Wegschmeißen sind die Abfälle aus der Ölmühle ja zu schade)
Die ersten Ansätze dazu sind auch alle schon 10 Jahre und älter:
Quelle: VDLUFA-Schriftenreihe (Germany), ISSN: 0173-8712, no. 38, 1 ill., 2 tables; 2 ref. Summary (De), ISBN: 3-922712-52-5, Darmstadt, Germany, VDLUFA, 1994, p. 721-724, De,
1. Kurzfassung:
Neben einer Milchleistungssteigerung und einer Erhoehung der Fett- und Eiweissleistung wird durch eine Rapskuchenfuetterung die Milchfettqualitaet verbessert (mit der Rapsoelzulage steigt die Jodzahl an, die besonders im Winter die Streichfaehigkeit der Butter verbessert). Waehrend das aus Stillegungsraps gewonnene Rapsoel als nachwachsender Rohstoff dient, ist der Pressrueckstand ein hervorragendes Futtermittel fuer Milchkuehe.

Gerade bei Rapskuchen ist aber der Fettgehalt sehr unterschiedlich, da ist es am einfachsten, man besorgt sich Untersuchungen, die genau zu dem Futter passen, das man auch tatsächlich bekommen könnte.

Grüße
Brigitta
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Beitragvon Manfred » Sa Jul 22, 2006 9:09

Ich oute mich mal als ehemaliges Greenpeace Mitglied.
Leider habe ich viel zu spät (zu Brent Spar-Zeiten) gemerkt, welche Ökofa...ten mit welchen völlig unseriösen Mitteln da am Werk sind.
Mit tun noch immer alle leid, die aus echtem Umweltinteresse Beiträge zahlen, oder in den Ortsgruppen Infostände und ähnliches abhalten.

Die oben angeführte Pressemeldung ist wieder ein klassisches Beispiel.
Da wird sich an einem Omega3-Gehalt in ernährungsphysiologisch völlig wirkungsloser Menge aufgegeilt, nur um die eigene Existenz zu rechtfertigen.

Zur Erklärung:

Meeresfisch enthält 1 bis 2 Gewichtsprozent Omega3-Fettsäuren.
Pflanzenöle können bis über 50 Gewichtsprozent Omega3-Fettsäuren enthalten.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Omega-3-Fetts%C3%A4ure

Wie man der Tabelle von Greenpeace
http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/ ... belle1.pdf
entnehmen kann, liegt der Anteil bei der Milch im Bereich von
5,9 mg bis 12,1 mg pro Gramm Fett.

Bei 4% Fettgehalt sind das 0,024% bis 0,048%.

D.h.
Statt einem kg Fisch müsste man mind. 40 Liter Milch zu sich nehmen.
Statt einem Liter Sojaöl 130 Liter Milch.


Mahlzeit.

Manfred
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Beitragvon Dieselix » Sa Jul 22, 2006 11:48

Brigitta du hast mich falsch verstanden, ich weiss dass Neuseeland und Deutschland nicht vergleichbar sind. Bin auch total dagegen das Lebensmittel um die halbe oder ganze Welt geführt werden.
Ich wollte nur sagen dass je tiefer der Milchpreis liegt, desto eher sich die Kühe ihr Futter auf der Wiese holen sollten.
In CH-Forschungs und Hochschulstudien, wie auch in praktizierenden Betrieben wurde das Schon zig mal bewiesen (du liest ja scheinbar auch was in der CH so läuft)
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Beitragvon Geronimo » Mo Jul 24, 2006 15:41

@Dieselix,

wenn du von Milchviehhaltung mehr als nur theoretische Ahnung hättest, dann würd ich dich glatt als Berater einstellen ;-)

Ich bewirtschafte einen Milchviehbetrieb in Niederbayern und wüsste zu gern, wie ich das "neuseeländische System" auf meinen Betrieb übertagen kann.

Mein Gedanke wäre, das Stallgebäude (Neubau 2003) stillzulegen, und als Lagerhalle zu verpachten. In NZ hat doch schließlich auch niemand einen Stall oder?
Mit der TMR hören wir auch auf. Die Kühe kommen das ganze Jahr über auf die Weide. Endlich Schluß mit dem ständigen Gras silieren.
Silos werden stillgelegt, Mähwerk und Schwader verkauft, ebenso der Mischwagen.
Den Winter schaffen wir auch ab, schließlich brauchen die Kühe von November bis April auch was zu beißen :-)

Na, klingelts langsam???????

Meine Einzige Möglichkeit, den Betrieb erfolgreich weiterzuführen, besteht darin, so weiter zu machen wie bisher. Pachtfläche ist bei uns relativ Knapp und damit teuer, folglich muß ich mit mit überschaubaren Kosten so viel Milch wie möglich je ha erzeugen. Ich füttere eine (Teil-) TMR und möchte damit im nächsten Jahr die 9000-Marke überschreiten. (Fleckvieh) Erklär mir doch bitte, wie das mit Weidehaltung möglich wäre!
Wenn ich in einem der besten Maisanbaugebiete in D auf Mais verzichten würde, wäre ich schön blöd, zumal dieser eine höhere Ertragsicherheit bietet, als Grünland.

Übrigens sind bei uns wegen der Trockenheit zur Zeit alle Wiesen ausgebrannt, mir würden also die Kühe auf der Weide verhungern.
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Beitragvon Dieselix » Mo Jul 24, 2006 21:20

He Kone sei nicht gleich eingeschnappt und übertreibs nicht, nur weil ich das stichwort weide erwähnt hab.

tatsache ist dass es viele Betriebe gibt, die gleich neben dem Stall Wiesland haben, teils noch mit vielen Obstbäumen und diese flächen werden bei jedem schnitt siliert, da kannst du rechnen wie du willst, diese art der Futterbeschaffung ist immer teurer als die Tiere gleich selber fressen lassen.

Und sei nicht gleich so radikal von einem extrem ins andere, habe ja nicht gesagt dass du eine 24h Weide praktizieren musst, es gibt ja auch halbtages oder nachtweide.

9000 bis 10000er Stallschnitt mit 40- 50% weideanteil sind in unserer region machbar, und die meisten ohne TMR
denn die Futtergehalte sind über die jahre gesehen meist ähnlich hoch, aber die genetik der Tiere kannst du züchterisch beeinflussen , will sagen mit genetik bringst du Milch in den Stall nicht mit Futter, sonst hätte ich ja schon vor 20jahren 10000er Schnitt gehabt
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Beitragvon Manfred » Mo Jul 24, 2006 21:47

@Kone: Wie hoch ist deine Milchleistung pro ha?
Das ist es, was in Neuseeland zählt. Nicht Milch/Kuh.
Die Schweizer basteln schon länger an der Adaption auf mitteleuropäische Verhältnisse. Es wurden schon Werte bis fast 15.000 l/ha (6000 l/Kuh) aus dem Grundfutter erzielt.
Kraftfutter wird nur minimal (als Lockmittel im Melkstand) gegeben.
Dazu gehört die saisonale Abkalbung vor der besten Grünfutterzeit im Frühjahr, und 8 bis 12 Wochen Trockenstehen der gesammten Herde im Winter. (Reduzierung des Lagerfutterbedarfs + Arbeitsersparnis durch 8 bis 12 Wochen nicht melken.) Leider sind unsere Milchpreise gerade im Frühjahr am schlechtesten...
Um arrondierte Flächen kommt man natürlich nicht herum, und wer in einen Stall investiert hat, der muss auch darin melken.
Ein Blick auf Europas Billigmilchland England zeigt aber, dass dort schon viel mehr Herden mit saisonaler Abkalbung und intensivem Weidemanagement geführt werden.

Man muss ja nicht alles gleich mitmachen, aber ich denke man sollte die Sache im Auge behalten.

VG,
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Beitragvon Geronimo » Mo Jul 24, 2006 21:58

Welchen Sinn würde es für mich machen, die Kühe (halbtags) auf die Weide zu lassen?? Außer Mehrarbeit hätte ich wohl nichts davon. Und bei der Hitze die wir momentan haben, sind die Kühe lieber im schattigen luftigen Stall, anstatt sich auf ausgebrannten Wiesen die Sonne auf das Fell brennen zu lassen.
Außerdem wären die Flächen in Stallnähe ohnehin zu klein für alle Kühe. Bei Regen hätte ich im Nu eine Mondlandschaft.......
Glaubst du wirklich, dass man Kosten spart, indem man ein paar Hektar als Weide nutzt?? Ein paar ha mehr spielen beim silieren überhaupt keine Rolle, und in Hofnähe schon gar nicht!
Über Genetik und Fütterung brauchst du mir nichts zu erzählen. Ich hab jedoch die Erfahrung gemacht, dass zumindest in unserer Gegend meist nicht die Genetik, sondern die Fütterung der begrenzende Faktor ist. Oder willst du behaupten, dass manche Bauern nur mit "Kraxen" besamen???
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Beitragvon Geronimo » Mo Jul 24, 2006 22:23

@Manfred

Was die Milchleistung je ha angeht, gehst du wohl vom einem reinen Grünlandstandort aus?? Ich habe aber nun mal keinen Grünland-, sondern einen Futterbaubetrieb mit 60% Ackerland.

Für mich zählt die Milchleistung je Kuh, aus dem ganz einfachen Grund, dass ich eine Grenze von 2 Großvieheinheiten je ha nicht überschreiten darf. (Düngeverordnung + KuLaP in Bayern) -Nachzucht ist ja schließlich auch noch da......
Auf den Flächen die ich nicht zur Futtererzeugung brauche, baue ich eben Getreide und Raps an. (Der Rapskuchen landet wieder im Futtertrog)

Die Sache mit der hohen Grundfutterleistung ist ja in der Theorie ganz interessant, aber eben standortabhängig (Niederschlagsmenge >1000 mm/Jahr) Mehr als 800 mm haben wir hier nicht, daher werde ich nie die hohen Gründlanderträge haben, wie die Kiwis.
Ich kann mein Gründland mit noch so guten Powermischungen veredeln, wenn das Wetter nicht mitspielt, ist das ganze sinnlos.
Zwei Beispiele: aufgrund des langen Winters hat sich vielen Grünlandbeständen das Weidelgras verabschiedet. danach lange Kälteperiode: erster Schnitt gelaufen.
Und momentan herrscht eben absolute Trockenheit.

Eigentlich hatte ich für heuer eingeplant, den Mais im Hochschnitt zu häckseln, nur bislang haben die Pflanzen noch keinen Kolben, und wenn es nicht bald regnet, werde ich nur Stroh ernten....

wie soll man damit bitteschön mehr als 4000 kg aus dem Grundfutter holen?
Ausserdem ist Getreide billig, bei einem Preis von 11 euro ist es im Futtertrog bestens aufgehoben. Andere kippen es in die Biogasanlage.

Für einige Gebiete in Norddeutschland kann das neuseeländische System vielleicht nachgemacht werden. Hier in Südostbayern jedenfalls nicht.
Eher könnten wir vom den Kaliforniern lernen, was intensives Herdenmanagement angeht. (Ich hoffe dass jetzt niemand eine Diskussion über BST anfängt, das erübrigt sich.....)

Anbei: In "Europas Billigmilchland" gehts den Milchbauern so schlecht wie sonst nirgends! Also ich möchte nicht mit ihnen tauschen....
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