Sehr gute Einstellung Reinhold.
Die Meinung zu den Sachverhalten teile ich auch.
Ich bin ja Quereinsteiger und kein rein geborener "echter Bauernsohn". Mir scheint oft ist das Hamsterrad der schiere Wachstumsgedanke damit es läuft.
Erstmal gut in dem zu sein was man alles so tut, steht manchmal garnicht auf der Agenda.

Sturmwind42 hat geschrieben:Gestern kam kurz ein mir nur sehr flüchtig bekannter Kollege vorbei um Offenes zu begleichen. Kenne ihn nur von zwei LKW-Zügen beladen, über Umwege ist er auf mich gekommen .
Schon an zwei Telefonaten zur Terminvereinbarung, hat er mir Sachen erzählt die mit der Sache nichts zu haben. Hab ihn jedes mal sozusagen abgewürgt .
Gestern schüttete er mir sofort sein Herz aus, beschissenes Leben, was er alles für Sorgen hat- hat niemand, es macht keinen Spass mehr, er hänge sich noch auf. Schon beim Laden machte er mir einen recht bedrückten Eindruck.
Da ich ein Pferd am Wagen hatte war ich recht kurz angebunden.

Wie würdet ihr mit so einer Situation umgehen ?

Aus meiner Erfahrung heraus begehen Leute, die darüber vorher sprechen, keinen Suizid.

Das kam bisher IMMER bei Menschen vor, die versuchten, sich nichts anmerken zu lassen. Und das auch meistens recht gut geschafft haben. Zumindest in meinem Umfeld.

Das kann ich leider nicht bestätigen.
Von den Jungs, die ich während Ausbildung und Fachschulen kennen lernen durfte, leben 4 nicht mehr.
2 davon haben mehrere Versuche gebraucht

meyenburg1975 hat geschrieben:Das kann ich leider nicht bestätigen.
Von den Jungs, die ich während Ausbildung und Fachschulen kennen lernen durfte, leben 4 nicht mehr.
2 davon haben mehrere Versuche gebraucht

Haben sie das alle vorher "angekündigt"?

Das Thema wurde kürzlich durch die landwirtschaftliche Sozialversicherung in einem zweitägigen Symposium
in Berlin behandelt. Schirmherr Cem Özedmir hielt das Thema für nicht wichtig und glänzte durch Abwesenheit.
Hat er und seine Agrarpolitik doch großen Anteil daran, dass Ratlosigkeit und Resignation auf vielen Höfen immer größer werden.

Das Treffen fand übrigens in Radwegenähe zum Landwirtschaftsministerium im Haus der Bäuerinnen in Berlin statt.

https://www.svlfg.de/symposium-psychische-gesundheit-in-der-gruenen-branche-wen-interessiert-es

Ein Armutszeugnis für unseren Landwirtschaftsminister !

Gruß
Wini

Der Cem und sein Parteifreund Robert haben leider weder Verständnis für die Sorgen der einheimischen Landwirtschaft, noch Interesse an ihren Nöten.
Schon den beiden und besonders ihrem urbanan Wahlvolk, täte ein vierwöchiger Generalstreik /Lieferausfall der deutschen Landwirte wirklich mal Not.
Leider ist unsere Branche finanziell schon viel zu schwach, um sowas wirklich mal durchziehen zu können.

@langholzbauer
Die Landwirte haben ihr Einkommen 21/22 deutlichst verbessert. In Niedersachsen haben die Haupterwerbsbetriebe ihre Einkommen sogar verdoppelt! Nur die Schweinebauern sind weiter am quieken.
Aber es gibt natürlich immer welche die auch in solchen Zeiten kein Geld verdienen…
https://www.agrarheute.com/management/f ... men-600364

Trecker-fahrer, was sagt mir nun dein Post? Wenn ich wenig verdiente, dann macht ne hohe Steigerung oder gar ne Verdoppelung des Gewinnes unter Umständen nicht viel aus.
Fakt ist, wenn ich nicht total naiv oder unfähig bin, ist das Einkommen eines Einzelnen in der außerlandwirtschaftilichen Wirtschaft oder dem öffentlichen Dienst mittlerweile völlig entrückt.

Trecker-fahrer hat geschrieben:@langholzbauer
Die Landwirte haben ihr Einkommen 21/22 deutlichst verbessert. In Niedersachsen haben die Haupterwerbsbetriebe ihre Einkommen sogar verdoppelt! Nur die Schweinebauern sind weiter am quieken.
Aber es gibt natürlich immer welche die auch in solchen Zeiten kein Geld verdienen…
https://www.agrarheute.com/management/f ... men-600364

Denkfehler: Ein Bauernhof sagen wir Gebäude und Maschinen aktuell Neuwert 2 Mill. € macht bei 10 % Preissteigerung mehr eben mal 200.000 € mehr die in den nächsten 30 Jahren Cash-fällig werden.
Diese 200.000 € zzgl. Lebenshaltung zzgl. Steuern hat einfach keiner verdient. Also einfach formuliert, dass kein Betrieb die Preissteigerung seines abnutzbaren Gebäude - und Maschinenvermögen verdient hat,
sondern er hat schlicht draufgelegt. Da in der Landwirtschaft die Kosten je Arbeitsplatz sehr hoch sind, sind wir in den letzten 12 Monaten voll in die Scheisse gerammelt.

Botaniker hat geschrieben:Trecker-fahrer, was sagt mir nun dein Post? Wenn ich wenig verdiente, dann macht ne hohe Steigerung oder gar ne Verdoppelung des Gewinnes unter Umständen nicht viel aus.
Fakt ist, wenn ich nicht total naiv oder unfähig bin, ist das Einkommen eines Einzelnen in der außerlandwirtschaftilichen Wirtschaft oder dem öffentlichen Dienst mittlerweile völlig entrückt.

Mal aus dem Link kopiert:
„ Die Buchführungsergebnisse der ausgewerteten Betriebe zeigen einen Anstieg des Ergebnisses von 50.383 Euro im Vorjahr auf 103.091 Euro je Unternehmen. Damit wurde auch der fünfjährige Durchschnitt der Jahre 2016/17 bis 2020/21 in Höhe von 63.420 Euro weit übertroffen.“

Das Ergebnis ist der Gewinn! des Betriebes.
Du darfst das nicht mit dem Einkommen eines Einzelnen vergleichen.
Und der Gewinn in der Landwirtschaft ist auch deutlichst! höher als in den letzten 5 Vergleichsjahren. Ok, die Schweinebauern haben natürlich ein Problem.
Und mein Link geht auf den Thread vom @langholzbauer ein, das „die Branche finanziell schon viel zu schwach ist..“
Ich weiß natürlich auch, das Klagen zum Handwerk gehört.

Trecker-fahrer hat geschrieben:Und mein Link geht auf den Thread vom @langholzbauer ein, das „die Branche finanziell schon viel zu schwach ist..“

Und jetzt überleg mal, was @langholzbauer damit gemeint hat.

Buchführungsergebnisse von Einzeljahren sind erstmal nichtsaussagend, wenn das ganze drumherum nicht berücksichtigt wird.
Die "guten" Ergebnisse sind kein Wunder. Noch mit günstigem Diesel, Dünger, Saatgut das Feld bestellt und hohe Erlöse erzielt.
Nur blöd, das es mittlerweile genau andersherum ist.
Von dem deutlich höherem Gewinn wird daher nicht wirklich etwas übrig bleiben.

Und wenn wir jetzt das grobe ganze betrachten, dann ist festzustellen, dass die letzten zig Jahre nicht genügend für notwendige Ersatzinvestitionen zurückgelegt werden konnte und augeschobene Investitionen inflationsbedingt nun deutlich teurer sind.

Hat schon seine (finanziellen) Gründe, wieso das Höfesterben munter weitergeht ...

100.000€ abzüglich Steuern, private Versicherungen, zusätzliche Aufwendungen für Altersvorsorge, Abfindung weichende Erben und Lebensunterhalt.
Mal abgesehen von der Frage, ob der Gewinn im Verhältnis zu Arbeit und Verantwortung steht, sind die etwa 15-25.000€, die für Nettoinvestitionen übrig bleiben, zumindest auf einem Tierhaltungsbetrieb, knapp ausreichend.
Sind 2 Generationen dort voll im Saft, ist es ohnehin nicht ausreichend.

Wenn alle Leute mal so ehrlich wären, und die Buchführungsergebnisse wirklich auswerten würden, dann würden die feststellen, das im vergangenen Wj. fast alle Betriebe deshalb "gute" Zahlengeschrieben haben, weil die ganzen Corona-Hilfen da mit eingeflossen sind.
Bei uns ist es so, das ich schon 50% der Corona-Hilfen wieder ans FA zurückbezahlt habe, durch Steuern und Steuer-Vorrauszahlungen.
Nach diesem ( wohl endlich) mal gutem Schweinejahr werden das dann 100% sein.
Von den bei Agrarheute genannten 103000 Euro sind idR. min 50000 Euro Coronahilfen, und wenn man die rausrechnet, hat man wieviel % Steigerungen.....

Im zeitigen Frühjahr war ich zu einem Stammtisch eingeladen worden. Es trafen sich dort Landwirte mit Vertretern aus der regionalen Politik und "Naturschützern". Letztgenannten war es völlig neu, dass die gesamten Fördergelder einer Versteuerung nach Einkommensteuerrecht unterliegen. Hääh, wo leben die denn?

Ich hatte mal einen Vortrag von einem Hochschullehrer gehört. Auch er behauptete die Agrarsubventionen wären für die Landwirte einkommensteuerfrei. Warum sich dieses hartnäckige Gerücht immer noch hält weiß ich nicht. Eventuell war es früher mal so? Oder sie verwechseln es mit der Steuerfreiheit eines Lottogewinnes.