Ich baue einen Hochsitz.
Warum? Darum!
Ich wollte schon immer "was großes" im Wald bauen - schon als Kind. Jetzt als Rentner hab' ich die Zeit dazu.
Und ich wollte das Ding alleine bauen, schon um mir zu beweisen, dass ich dazu noch fit genug bin.
Ich wollte möglichst nur Rundholzstangen dafür nehmen, dazu paar Nägel, paar Schrauben, bissle Bindfaden
und für das Dach vorerst nur eine Plane ...
"Geplant" hab ich das Ganze in wachen Stunden in vielen Nächten -ich hab nie Papier und Bleistift, Lineal und
Zirkel in die Hand genommen. Paar Bilder von Hochsitzen im Internet und viele Konstrukte in natura angesehen.
Wozu?
Hmm, ich bin kein Jäger - schlimmer noch, ich mag die allermeisten Jäger nicht besonders.
Ich fürchte mich ein wenig, was passiert, wenn der Hochsitz entdeckt wird.
Ich werde argumentieren, dass es eine gemischt vertikale und horizontale Holztrocknung ist. Liegende Holzstapel
sind ja erlaubt ...
Daher hab' ich als Ort für den Hochsitz die abgelegenste Stelle in meinen Waldparzellen ausgesucht.
Im Draugraben, am Ende eines Stichwegs (der Weg geht zwar von dort noch weiter, ist aber verfallen, da ungenutzt -
auch weil der Weg sich im Fluß verliert, der früher noch nicht so hoch gestaut war ...)
Angefangen hab' ich damit, dass ich paar passende halbvertrocknete Fichtenstangen nicht zu Brennholz verwurstet habe,
sondern vor gut einem Jahr an Ort und Stelle hab' liegen lassen ... Als Steher hab' ich Stangen mit gut 15 cm Fuß-DM genommen.
Als nächstes kam wie bei jedem Bau das Fundament. Dazu hab' ich große Steine, die ich gerade noch heben konnte im Geviert von
etwa 3 x 3 Metern platziert und etwas eingebuddelt. Per Akkuschrauber und Steinbohrer hab' ich da kleine Vertiefungen reingemacht
und in die Stangenenden kurze Stücke von 12 mm Moniereisen, so dass die Stangen paar Zentimeter erhöht stehen und kein Wasser saugen.
Dann hab' ich die beiden talseitigen Steher provisorisch zusammengenagelt und (vorher) passend zu den Fundamentsteinen hingelegt.
Das (körperlich) schwierigste war dann das Aufrichten dieser zwei etwa 6 Meter langen Stangen mit an die 80...100 kg.
Ich hab' das so gelöst, dass ich unter die Enden der Stangen zuerst kurze Stützen von ca. 50 cm geschoben habe, erst auf einer Seite, dann
auf der anderen. Dann 100 cm lange Stützen, dann solche mit 150 cm und schließlich mit 200 cm. Höher ging nicht. Dafür hab ich mit einem Seil
mittig an der oberen Querstange drei verschieden lange dünne Stangen angebracht, und so das Konstrukt immer weiter in die Senkrechte geschoben.
Ab etwa 45 ° ging es schon leicht. Die größte Sorge in diesem Stadium war natürlich, dass nichts abrutscht und wieder zurückfällt. Oder gar auf mich fällt ...
(Ich hab' noch nie zugesehen oder dabei geholfen, wie ein Maibaum (also ein stattliche Fichte mit 20...30 m Höhe) händisch aufgestellt wird. Ging aber auch so!)
Den dritten und vierten Steher hab' ich dann einzeln aufgerichtet, indem ich lange dünne Hilfsstangen diagonal angenagelt hab', und den Steher, wie ein Wiesel von
einer zur anderen Hilfsstange springend halbmeterweise nach oben geschoben habe.
Von da an war es relativ einfach. Für das Anbringen der Querhölzer als Unterlage für den Kanzelboden konnte ich das Traktordach als Hilfsplattform nutzen.
Für einige Querstreben hab' ich Stangen mit ca. 12 cm DM mit der Motorsäge längs halbiert und mit M12 Gewindestangen an die Steher geschraubt. Sicher ist Sicher.
Für den Boden der Kanzel hab' ich den Materialbedarf etwas unterschätzt! Es brauchte dafür etwa 50 Stk. Stangen mit ca. 6...7 cm Fuß DM (und 2,7 m Länge), die ich
jeweils dickes Ende an dünnes Ende seitlich aufgelegt und angenagelt hab'. Dafür musste ich zwei mal Material von zuhause (wo ich Waldstangen mit einem Schälblatt
auf der Kreissäge oberflächlich entrindet und von den Asttummeln befreit habe) mit dem Gummiwagen anliefern.
Wer die Haarnadelkurve auf dem Weg hinunter in den Graben, z.B. von diesem Video kennt, kann ahnen, dass auch das nicht einfach war. So wie das Wenden des
beladenen Wagens vor dem Hochsitz ...
Irgendwann war dann der "Fußboden" fertig.
Paar Bretter wären schneller verlegt gewesen ...
Dann musste ich mich tummeln, um vor dem Winter noch wenigstens mit dem Dach fertig zu werden.
Blick vom höchsten Punkt - ca. 6 m über dem (Ab-)Grund ...
Es wurden zwei Planen aufgezogen - oder besser von unten eingezogen. Eine Plane wurde ja von einer Maus angebissen, so dass sie quasi
als UV-Opferschicht obenauf liegt. Später will ich das Dach noch mit Holzschindeln decken ...
So kann der Bau in den Winter gehen.
Gruß aus Kärnten
Adi