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Geburtshilfe bei Mutterkühen - wann eingreifen???

Fragen und Antworten rund um die Rindviehhaltung.
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22 Beiträge • Seite 1 von 2 • 1, 2
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Geburtshilfe bei Mutterkühen - wann eingreifen???

Beitragvon Daniel Setz » Sa Jun 15, 2013 22:13

Hallo!

Wir hatten heute leider ein totes Kälbchen.

Heute Morgen um 10 Uhr hat meine Frau gemerkt, dass die Kuh anfängt zu kalben und dass die vorderen Klauen schon ein Stück heraus schauen. Als ich dann nach Hause kam (13 Uhr), bin ich auf die Weide gegangen und habe mal in die Scheide gefasst- das Kalb lag normal mit den Vorderbeinen und der Nase voraus und hatte genug Platz, es schien alles ausreichend geweitet zu sein, zumal die Kuh auch schon sechs mal gekalbt hat.

Also haben wir entschieden, ihr noch Zeit zu geben. Am späten Nachmittag wurden wir dann nervös und haben sie eingefangen (nach zwei Stunden geduldigem Nachlaufen, beruhigen usw. konnten wir sie dann an einem Baum anbinden).

Als wir das große, schwere Bullenkälbchen dann vorsichtig aber zügig mit dem Geburtshelfer raus geholt hatten, lebte es vielleicht zwei Minuten und starb dann. Wir haben es nach der Geburt sofort an den Hinterbeinen hoch gehoben, und es lief einige Flüssigkeit und Schleim aus dem Mund, den es anscheinend geschluckt hatte. Es hat aber nichts mehr geholfen.

Wie kann man so was in Zukunft vermeiden? Früher reagieren, nicht mehr so lange warten? Ich bin mir immer unsicher, wie lange man dem Tier Zeit gibt und wann man die "Ratsche" ansetzt. Und wenn das Kälbchen dann draußen ist und Fruchtwasser und Schleim geschluckt hat, was dann? War es richtig, es an den Hinterbeinen hochzuheben, senkrecht runter hängen zu lassen und den Schleim aus dem Maul zu holen? Kaltes Wasser haben wir natürlich auch drüber gegossen, es gerieben und geschüttelt- aber es war nichts mehr zu machen :(
Resi, i hol' di mit meim Traktor ab!
Daniel Setz
 
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Re: Geburtshilfe bei Mutterkühen - wann eingreifen???

Beitragvon Moorfee » So Jun 16, 2013 8:25

Hallo
Das sieht jeder wieder anders, jede Situation und Kuh ist etwas anderes und Patentrezepte sind da schwierig, besonders wenn noch größerer Stress beim Einfangen etc im Raum steht.
Bei einer Färse kann das schon mal lang dauern (bzw. ist da u.U. die Färse und deren möglichst schonender ungestörter Geburtsablauf für die Zukunft auch wichtiger als das Kalb, bzw. sonst noch mögliche wiedrige Eventualitäten, solang das Kalb normal liegt), ich hätte genau auf die Wehentätigkeit geachtet um 10 und bei einer alten Kuh, die sonst flott und reibungslos kalbt, hätte ich persönlich das so ab 11/12 Uhr längst schon geholt, zumal ja nicht klar war, wie lang vorher schon sie wirklich angefangen hat.
Vor allem, WENN Du sie dann sowieso schon für die notwendige Kontrolle stören musstest und das eine scheuere Mutterkuh ist, hätte ich erstrecht nicht mehr weiter gewartet und so viel später erst eingefangen, weil dann die Wehen durch die Störung oft erstmal völlig stocken oder ausbleiben.
Was es nun letztlich war, doch das Kalb zu groß oder Wehenschwäche der Kuh ist so natürlich schlecht zu sagen, ich würde die allerdings jetzt gut im Auge behalten, ggf. nochmal den TA ran, eventuell hat sie ein Stoffwechselproblem.
Ist die Nachgeburt schon normal runter?
Mit versiertem Umgang mit einer Kälberbeatmungspumpe....oder direkt Mund zu Nasebeatmung eines/einer Hartgesottenen wäre das Kalb vermutlich auch dann noch zu retten gewesen, wie Du es beschreibst und wahrscheinlich habt Ihr, wo ihr zu spät wart, bei schlechten oder ganz ohne Wehen wiederum zu schnell geratscht/gezogen, was dann auch leicht mal daneben geht.
Schütteln bringt absolut gar nichts. eher dann ruhig und kontrolliert "Herzlungenmassage" des Brustkorbs in Kombination mit Beatmung, eben mit einer ähnlichen Frequenz, wie man es im erste Hilfekurs lernt.

Nichts davon ist in irgendeinerweise jetzt vorwurfsvoll gemeint.
Mir selbst ist mal der eigentlich unbegreifliche Fauxpas passiert, dass ich wo nachts eine Vertretung/einzelne Kontrolle gemacht habe und dort in einem voll besetzten Liegeboxenlaufstall, also da waren wegen einer größeren Baumaßnahme die Kühe leider auch noch gar nicht in Abkalbeboxen überstellt worden, gleichzeitig spät nachts zwei Kühe gekalbt haben und beide auch noch damit Probleme hatten.
Ich war ohne die anderen Kühe erst fertig durchzusehen sofort hingerannt und kompliziert und langwierig mit viel Körpereinsatz an der ersten dran, die sich schon nicht mehr auftreiben lies und verknuddelte Zwillinge drinnen hatte und habe dabei die zweite Kuh erst gar nicht mitbekommen, dabei lag die in der gleichen Reihe nur ein paar Kühe weiter und hatte einfach ein großes Kalb, dass etwas zu früh und mit den Hinterbeinen zuerst kam.
Das nun wurde das einzige Kalb, dass ich bisher bei einer Nachtwache/Geburtshilfe verloren habe, weil es früh bereits wegen gerissener Nabelschnur in der Kuh erstickt ist und ich die ganze Zeit dachte, es ist immer noch "meine" Kuh, die da so stöhnt und brüllt.
ich habe es erst gemerkt, als die Zwillingskuh keinen Grund mehr dazu hatte, weil die beiden Kälber heil draußen waren.
Da ging bei dem anderen Kalb und nach der verspäteten Hilfe dann auch mit Beatmen nix mehr, ich war völlig verzweifelt und wollte es gar nicht glauben.
Natürlich war es auch gerade das züchterisch wertvolle, die beiden "Zwillingskaninchen", top fit, winzig, "Allerweltsmuh", Bulle und Zwicke. :roll:
Die Zwillingsgeburt war zwar auch in dem Fall kritisch, das Kälberentknoten hätte aber sicher noch solang Zeit gehabt, mindestens erst die anderen noch nachzuschauen und ggf. Hilfe zu ordern.
Soll soviel heißen wie "Shit happens" und hinterher ist man hoffentlich immer schlauer.

Beim auf den Kopf stellen geht zwar oft viel Schleim ab, allerdings ist häufig das Problem da, dass das Kalb schon mit dem ersten Atemzug richtig was eingeatmet hat, was sich nicht mehr gleich löst so einfach.
Mit dem "Schock" durch den kalten Wasserguß regst du zwar an, dass es überhaupt versucht zu atmen, aber bringst die Atemwege halt nicht frei.
Was ich zusätzlich immer benutze, ist ein Melisse-Spray, dass da auch ganz gut unterstützt kurzfristig, weil es den Schleim dünnflüssiger macht und auch zum Abhusten/Niesen reizt.
Gibt es bei verschiedenen Pflanzenheilkundevertrieben, ich hatte es von Dr. Schaette, unser Tierarzt hatte ein Vergleichbares von Plantavet.
Bei einer stockenden Geburt und normaler Lage, z.B. bei Färsen mit noch sehr festem Gewebe, kann noch ohne Zughilfe oder in deren Vorbereitung 20 Min. vorher u.U. eine Sensiblexinjektion ganz hilfreich sein, die die normale Wehentätigkeit anregt und das Gewebe stark und merklich weicht, aber dafür muss man das Tier ja auch schon eher mal einfangen, also eben stören.
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Re: Geburtshilfe bei Mutterkühen - wann eingreifen???

Beitragvon kaltblutreiter » So Jun 16, 2013 11:21

Dem, was Moorfee geschrieben hat, ist eigentlich großartig nichts hinzuzufügen.

Ich hätte auch bei der Kontrollaktion gleich mit gezogen. Entweder mit den Händen oder einen Strick drum gemacht. Geburtshelfer habe ich selbst gar keinen (und auch noch nie gebraucht). Allerdings habe ich auch keine Mutter-, sondern Milchkühe (FV).
Wichtig ist (aber das wirst Du selbst wissen), daß Du nur MIT DEN WEHEN ziehst, ansonsten nachlassen. Erstens hat das in den Wehenpausen sowieso keinen großartigen Effekt, zweitens schnürst Du damit dem Kalb die Luft ab, um es mal salopp auszudrücken, drittens strengst Du die Kuh unnötig an.

Ich (bzw. eine meiner Kühe) hatte letztens auch eine mehr als dumme Totgeburt, weil sich die Kuh beim Kalben mit dem Hintern in die einzig verbliebene enge Stallecke gesetzt hat und somit wohl das Kälbchen erdrückt wurde.
Ich kam einige min zu spät. Ich hätte nicht gedacht, daß das so flott geht, deshalb war ich nicht ständig dabei. Habe dann auch Brustkorbmassage und Nasenbeatmung versucht. Mein SV hatte auch schon kaltes Wasser drüber geschüttet - hat alles nix geholfen. Nun ist diese Ecke natürlich gleich entschärft worden...
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Re: Geburtshilfe bei Mutterkühen - wann eingreifen???

Beitragvon Stoapfälzer » So Jun 16, 2013 11:52

Wenn das Fruchtwasser abgegangen ist und sich nach spätestens 2 std nichts tut werden wir dann tätig denn dann stimmt meist was nicht also zumindest dann mal ne Lagekontrolle und oft geht's durchs reinfassen und leicht herziehen dann auch mit den Wehen besser.
Sollte das Tier vorher schon unruhig sein und immer aufstehen und wieder niederlegen dann sofort kontrollieren dann ist oft das Kalb verdreht oder es geht nicht ins Becken.

Ist das Kälbchen da bekommts bei uns auch ne Kneipkuhr (kaltes Wasser) sollten es etwas schwach sein dann kräftig mit na Hand voll Stroh vom Nacken bis halb den Rücken runter reiben, dadurch bekommen sie besser Luft und es regt den Kreislauf an (Überstreckung Kopf Hals).
Sollte es leblos sein mit nem Vorderbein (angewinkelt) den Brustkorb massieren Herzdruckmassage und ne Beatmungspumpe währ da bestimmt auch nicht schlecht (damit hab ich aber keine Erfahrung).
Alle reden übers Wetter,
aber keiner unternimmt was dagegen. ;-)

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Re: Geburtshilfe bei Mutterkühen - wann eingreifen???

Beitragvon Moorfee » So Jun 16, 2013 14:30

Stoapfälzer hat geschrieben:Wenn das Fruchtwasser abgegangen ist und sich nach spätestens 2 std nichts tut werden wir dann tätig denn dann stimmt meist was nicht also zumindest dann mal ne Lagekontrolle und oft geht's durchs reinfassen und leicht herziehen dann auch mit den Wehen besser.
.


Hallo
Als Grundsatz ist das richtig, wirklich zuverlässig aber auch nicht. Besonders bei wirklich blöden Fehllagen und Verdrehungen, wo es schnell sogar nicht mehr nur ums Kalb, sondern um die ganze Kuh geht, hatte ich es auch schon, dass das Kalb quasi vor der Fruchtblase rauswollte, bzw. gar nicht so wie normal Fruchtwasser/Blasensprung vorher stattfand.
Mir ist allerdings jeweils an der Kuh einfach irgendwas merkwürdig aufgefallen, teilweise bin ich vorher noch dafür ausgelacht worden....... (die unruhe, wie Du sie beschreibst, allerdings auch das Gegenteil, auffallende Ruhe, Sägebockstellung, z.B. auch, dass sie einen extremen Buckel macht (sind oft Hinterendlagen, schlimmstenfalls mit untergezogenen Beinen) oder einfach irgendwie mehr Schmerzen und Stress zu haben scheint, als normal für eine Geburt) und beim Draufgreifen zur Kontrolle wurde dann klar, dass da drinnen einer oder zwei echt "merkwürdige Yogaübungen" gedreht haben, schlimmstenfalls auch nicht das Kalb, sondern die ganze Gebärmutter.

Ich bin damit genau zweimal auf irgendeine besonders hysterische Liese reingefallen, die sich wirklich ohne Grund so deutlich "verzweifelt" verhalten hat.
Da war das Draufgreifen dann überflüssig und wär bei einer scheuen Mutterkuh ärgerlich blöd gewesen.
Gerettet hat es aber viele, viele Kälber und sogar Kühe mehr.
Großer Vorteil ist da, wenn man die Kühe und sozusagen ihr Nervenkostüm von vorherigen Kalbungen bereits kennt, dem war aber meist nicht so. Auch bei Färsen ists natürlich deshalb viel schwieriger zu beurteilen, da sie das alle ja noch nicht kennen und Angst haben.
Wo ich auch tunlichst sofort aktiv werden würde, ist, wenn statt einer Fruchtblase oder mit der Fruchtblase zusammen, Nachgeburtsfetzen erscheinen, da aber noch kein Kalb geboren wurde.
Dann eilt es nach meiner Kenntnis absolut.
Das habe ich einmal bei extrem verkeilten Zwillingen gesehen, die mit den Beinen voran lagen und zweimal bei Kälbern in Rückenlage.
Da besteht dann auch große Verletzungsgefahr für die Kuh und es sollte besser gleich auch der Tierarzt dazu her.

Eine Wehe kann man auch oft gezielt auslösen, wenn man beim Draufgreifen ins Becken nach oben drückt, wie ein Kälberkopf. das kann in manchen Situationen ganz hilfreich sein, wenn man eine Fehllage korrigiert, ist aber wohl schon im Bereich "Vet-kunst".
Bei Fehllagen sind Kühe auch häufiger mal Wehenschwach, weil dieser natürliche Auslöser durchs normal liegende Kalb fehlt.
ist ja auch erstmal sinnvoll, solange da nix rauskann.
Zuguter letzt, falls Jemand mitliest, ich danke ewig den Chefs des Großbetriebs, auf dem ich das alles gut angeleitet mal lernen durfte.... :wink:
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Re: Geburtshilfe bei Mutterkühen - wann eingreifen???

Beitragvon Moorfee » So Jun 16, 2013 18:46

Stoapfälzer hat geschrieben: und ne Beatmungspumpe währ da bestimmt auch nicht schlecht (damit hab ich aber keine Erfahrung).


Hallo
Die sind gut. Werden quasi mit Gummidichtung auf die Kälberschnauze aufgesetzt und dann mit Kolben nach Bedarf entweder Vacuum erzeugt und Schleim abgesaugt, oder auch umgekehrt damit beatmet.
Bisschen ärgerlich find ich, dass sie nach einem ganz einfachen Prinzip gebaut sind, auch offenbar nicht viel Material dran, aber trotzdem so recht teuer. (meine damals 70 Euro) .
Am späten Nachmittag wurden wir dann nervös und haben sie eingefangen (nach zwei Stunden geduldigem Nachlaufen, beruhigen usw. konnten wir sie dann an einem Baum anbinden).

Das Rumjagen ist natürlich auch eine sehr blöde Sache. Wenn Du allerdings freistehend noch mit Ruhe draufgreifen und die Lage so ertasten konntest ohne rasante Abwehr oder Flucht und es anders rechtzeitig mit Hilfe, Fangvorrichtungen etc. schlecht aussieht, bleiben viele Kühe, wenn sie schon länger mit der Geburt herummachen und Dich kennen,im Notfall auch frei einigermaßen stehen, wenn Du direkt dann richtig mit Stricken das ziehen anfängst, notfalls ein paar Schritte mitläufst das ganz ruhig ohne Palaver und Gewedel. Ist aber u.U. riskant, nix für die Berufsgenossenschaft und die tierärztliche Hochschule und gibt jetzt sicher berechtigte Haue hier für mich. Jedenfalls definitiv nichts dabei um die Hand wickeln....ist klar.
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Re: Geburtshilfe bei Mutterkühen - wann eingreifen???

Beitragvon Qtreiber » So Jun 16, 2013 23:46

Wenn bei einer Kuh zum siebten Kalb um 10 Uhr die Füße schon ein wenig raussschauen, sollte das Kalb spätestens um 11 Uhr geboren sein, wenn alles normal abläuft. Ist es das nicht, liegt irgendetwas vor, das MICH nicht länger warten liesse, mit einer , wie zunächst auch immer aussehenden - Geburtshilfe anzufangen.
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Re: Geburtshilfe bei Mutterkühen - wann eingreifen???

Beitragvon motzlarerbauer » Mo Mär 28, 2022 10:58

Ich hole das Thema mal wieder hoch.
Wir haben unsere Mutterkühe eigentlich schon nach leichten Geburten selektiert.
Das hat die letzten 5 Jahre eigentlich auch keinen Eingriff bei der Geburt erforderlich gemacht.
Ich lasse den Tieren in diesem Moment eh am liebsten soviel Ruhe wie möglich.
Mein Vater sieht das leider noch etwas anderes, er schaut alle 1-2 Stunden nach den kalbenden Kühen (Licht an/aus usw.) und bringt so Unruhe rein.
Jetzt haben wir eine Kuh, welche letztes Jahr und dieses Jahr das selbe Phänomen beider Geburt hatte:

Die Kuh kalbt gut alleine, beides Mal in den Morgenstunden gegen 6:00 Uhr.
Doch haben die Kälber jedes Mal Reste der Fruchtblase vorm Maul hängen, sodass Mund und Nase vollkommen bedeckt sind.
Wir haben diese Reste schnell runter gezogen und dass kalb hat dann spürbar nach Luft geschnappt und danach war alles gut.
War es nur Zufall oder hat diese Kuh vielleicht eine zu starke Fruchtblase?
oder hätte das Kalb die Fruchtblasereste auch selbst entfernen können oder währe es daran gestorben?

Kennt jemand solche Probleme?
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Re: Geburtshilfe bei Mutterkühen - wann eingreifen???

Beitragvon Einhorn64 » Mo Mär 28, 2022 11:07

Zu leichtes Kalben birgt schneller die Gefahr das die Fruchtblase nicht rechtzeitig einreisst- das Kalb alleine wird idr. daran ersticken, höchstens die Mutter kann diese rechtzeitig weglecken- wenn sie denn schnell aufsteht.
Habe mal gehört das gerade bei Jerseys die Gefahr extrem groß wäre- die fallen wohl scheinbar " fast von alleine" aus der Kuh und dann muss man fix dabei sein weil die Fruchtblase noch intakt ist...
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Re: Geburtshilfe bei Mutterkühen - wann eingreifen???

Beitragvon motzlarerbauer » Mo Mär 28, 2022 11:25

Gibt es auch was bei der Fütterung zu beachten, dass die Fruchtblase nicht so widerstandsfähig ist?
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Re: Geburtshilfe bei Mutterkühen - wann eingreifen???

Beitragvon DWEWT » Mo Mär 28, 2022 19:13

motzlarerbauer hat geschrieben:Gibt es auch was bei der Fütterung zu beachten, dass die Fruchtblase nicht so widerstandsfähig ist?


Nein, das ist genetisch determiniert! Bei Pferden hat man dieses Problem übrigens wesentlich häufiger.
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Re: Geburtshilfe bei Mutterkühen - wann eingreifen???

Beitragvon meyenburg1975 » Mo Mär 28, 2022 20:09

Das kann immer mal vorkommen.

Zu deiner Unruhe im Stall wegen Vatern. Notlicht über der Abkalbebox, dann gibts keine Unruhe, oder besser noch per Kamera, dann hat der Alte auch weniger Unruhe :mrgreen:
Bild Wenn ich Du wäre, wäre ich lieber ich.
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Re: Geburtshilfe bei Mutterkühen - wann eingreifen???

Beitragvon Wuestenfuchs00 » Fr Okt 28, 2022 8:35

Ich stand gestern auch vor der Frage, ob ich eingreifen soll oder noch warten. Es handelte sich dabei um eine 11 Jahre alte Fleckvieh Fleisch Mutterkuh bei der schon die letzten beiden Geburten problematisch waren. Vor zwei Jahren bekam sie bei einer Zwillingsgeburt Milchfieber und lag morgens fest. Zum Glück konnte ich die beiden Kälber aber lebend zur Welt bringen und nachdem der TA ihr eine Infusion gegeben hatte kam sie wieder auf die Beine. Im letzten Jahr bekam sie wieder Zwillinge, das zweite Kalb lag komplett verdreht und sie zeigte beim zweiten Kalb auch keine Wehen mehr so dass der TA kommen musste und das zweite Kalb leider tot war.
Dieses Jahr war es, obwohl es sich um eine Einlingsgeburt handelte, leider wieder problematisch. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag war die Kuh sehr unruhig, so dass ich davon ausging dass sie in den nächsten Stunden kalbt und ihr daraufhin prophylaktisch einen Calcium Bolus gab. Die nächsten Stunden tat sich dann aber nichts bzw. zeigte die Kuh keinerlei Wehentätigkeit. Daraufhin rief ich am späten Nachmittag den TA der ihr eine Wehenspritze verabreichte und danach das Kalb mit dem Geburtshelfer herausholte. Der Muttermund war geöffnet, aber noch nicht komplett verstrichen und die Nachgeburt ist leider auch nicht abgegangen, so dass der TA deswegen nun auch nochmal wieder kommen muss. Im Nachhinein frage ich mich, ob ich nicht doch noch etwas hätte warten sollen, wobei auch immer die Gefahr besteht, dass die Ablösungsprozesse einsetzen und das Kalb dann abstirbt.
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Re: Geburtshilfe bei Mutterkühen - wann eingreifen???

Beitragvon kaltblutreiter » Fr Okt 28, 2022 9:53

Diese Kuh würde ich auf alle Fälle nicht mehr besamen/decken lassen und nach dem Absetzen schlachten.

Es ist manchmal wirklich schwierig einzuschätzen, vor allem wenn es schon vorher problematische Geburten gab. Ansonsten stehe ich aber auf dem Standpunkt, eher noch abzuwarten. Vor 2 Jahren hatten wir bei einer relativ kleinen Kuh auch Zwillinge. Die Kuh hatte seit dem Morgen Wehen und abends erst kamen die Kälber (aber problemlos und ziemlich hintereinander) auf die Welt. Wir hatten sie an diesem Tag allein auf einer Koppel am Haus, so daß sie genug Platz und Ruhe hatte und wir sie trotzdem im Auge behalten konnten. Wenn sie 10 Stunden Wehen hat, macht man sich schon Gedanken. Aber auch in diesem Fall war Abwarten und die Kuh machen lassen das Beste.

Mein Schwiegervater ist noch von der "alten" Schule und hat immer Streß gemacht - von wegen, die Kälber müssen spätestens nach dem Blasensprung rausgeholt werden. Da macht man aber meistens mehr Schaden als Nutzen. Mittlerweile habe ich die Sache seit Jahren in den Händen und er sagt nix mehr :wink:

Im Nachbarort war auch so ein Altbauer, der wie mein SV nicht abwarten konnte. Dort haben sie mal eine Kuh (und wohl auch das Kalb) hingerichtet, weil sie der Meinung waren, das Kalb mit Hilfe ihres Baggers (!) rausziehen zu müssen.
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Re: Geburtshilfe bei Mutterkühen - wann eingreifen???

Beitragvon DWEWT » Fr Okt 28, 2022 11:51

Wie alles bei Tieren, ist auch der Geburtsablauf individuell. Bei jungen Kühen geht es schneller und bei älteren und oft auch bei Färsen, dauert es eben etwas länger. Solange die Amnionide Blase, also die zweite Blase, noch geschlossen ist, kann nicht viel passieren. Platzt diese, kann es, wenn dann noch viel Zeit verstreicht, zur Austrocknung des Geburtskanals kommen. Das muss vermieden werden. Ist es trotzdem passiert, muss der Kanal wieder befeuchtet "geschmiert" werden. Die oft attestierte Wehenschwäche ist oftmals gar keine. Liegt das Kalb falsch und kommt nicht an die Wehenrezeptoren, werden oft keine Wehen ausgelöst. Ist das Kalb bereits verendet und bewegt sich nicht, hat das evtl. den gleichen Effekt.
I.d.R. wartet man den Sprung und das Öffnen der ersten Blase ganz in Ruhe ab. erscheint dann die zweite Blase mit den korrekt liegenden KLauen, kann man ebenfalls noch abwarten. Erscheint nur eine KLaue, kann das entweder durch das Zurückziehen des anderen Vorderbeins bedingt sein oder durch ein Herabhängen des zweiten Vorderbeins noch vor dem Becken. In letzteren Fall muss dann das Bein, nach dem Zurückschieben der Frucht hervorgeholt werden. Das wird mit zunehmender Zeit die schon verstrichen ist schwieriger! Auch ein lediglich zurückgezogenes Vorderbein kann die Geburt blockieren. Hier sollte man das Bein hervorziehen und strecken. Auch eine abgewinkeltes Klauenpaar kann die Geburt verzögern. Auch das muss korrigiert werden. Bei all diesen besonderen Lagen muss deshalb jemand die Lage des Kalbes erfühlen. Wenn ca. 30 Minuten nach dem Öffnen der zweiten Blase die Austreibung nicht vorangekommen ist, ist eine solche Untersuchung notwendig. Mit etwas Fingerspitzengefühl und sauberen Händen/Unterarmen ist das kein Problem. Liegt das Kalb dann korrekt, kann man mit dem Handrücken, indem man mit der flachen Hand über den Rücken des Kalbes fährt, zusätzlich die Wehenrezeptoren stimulieren. Mit etwas Zughilfe sollte die Geburt dann erfolgreich abgeschlossen werden können. Ein gesundes, agiles Kalb und eine muntere Kuh, danken all diese Mühen! :D
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