Was zieht mir das Herz so?
Was zieht mich hinaus?
Und windet und schraubt mich
Aus Zimmer und Haus?
Wie dort sich die Wolken
Um Felsen verziehn!
Da möcht' ich hinüber,
Da möcht' ich wohl hin!
Nun wiegt sich der Raben
Geselliger Flug;
Ich mische mich drunter
Und folge dem Zug.
Und Berg und Gemäuer
Umfittigen wir;
Sie weilet da drunten,
Ich spähe nach ihr.
Da kommt sie und wandelt;
Ich eile so bald,
Ein singender Vogel,
Zum buschichten Wald.
Sie weilet und horchet
Und lächelt mit sich:
"Er singet so lieblich
Und singt es an mich."
Die scheidende Sonne
Verguldet die Höhn;
Die sinnende Schöne,
Sie läßt es geschehn,
Sie wandelt am Bache
Die Wiesen entlang,
Und finster und finstrer
Umschlingt sich der Gang.
Auf einmal erschein' ich,
Ein blinkender Stern.
"Was glänzet da droben,
So nah und so fern?"
Und hast du mit Staunen
Das Leuchten erblickt:
Ich lieg' dir zu Füßen,
Da bin ich beglückt!
Johann Wolfgang von Goethe
Halb acht, halb neun, es wird schon heller, Der Vater reitet immer schneller, Erreicht den Hof mit Müh und Not, Der Knabe lebt, das Pferd ist tot.
Ihr seids doch vielleicht sentimental unertwegs. Hab ein bisserl gestöbert und das gefunden:
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Weidmannsend
Ein alter Jäger, er heißt "Meisse"
verfolgt ne Spur, ne ziemlich heiße.
Er ist schon müd', macht eine Pause
dort, wo die Schwarzbeer'n wachs'n
und isst - zur wohlverdienten Jause -
ein Stück vom Schweinehax'n.
Dann geht er weiter, sieht den Bär'n,
legt an und schießt.
Allein, der Schuß stellt sich nicht ein.
Er hat vergessen seine Flint', hint'
im Schwarzbeerhein.
Es bleibt nicht viel vom alten Meisse
nur ein Haufen Bären...dung.
22.04.08
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Hund und Has'
zwei Hasen auf der Flucht im Feld,
vor einem Hund, er bellt,
sie schlagen Haken.
Der Hund kommt näher.
In riesen Sätzen, doch das Hetzen,
hat ein End', als unverhofft sich trennt
der eine Has' vom andern.
Da schaut der Hund. Denkt nach?
Und als er endlich sich entschieden,
ist - wie jeden Tag –
wieder nur der Staub geblieben.
Und so endet es
das weidhünd'sche Erlebnis
- im Ernährungssinn -
ohne greifbares Ergebnis.
15.02.05
Schöne Grüße aus Ungarn
Wolfgang
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"none comes into the world with a saddle on his back; neither does one come booted and spurred to ride him."
Ganz unverhofft, an einem Hügel,
Sind sich begegnet Fuchs und Igel.
Halt, rief der Fuchs, du Bösewicht!
Kennst du des Königs Ordre nicht?
Ist nicht der Friede längst verkündigt,
und weißt du nicht, daß jeder sündigt,
Der immer noch gerüstet geht?
Im Namen seiner Majestät
Geh her und übergib dein Fell.
Der Igel sprach: Nur nicht so schnell.
Laß dir erst deine Zähne brechen,
Dann wollen wir uns weiter sprechen!
Und allsogleich macht er sich rund,
Schließt seinen dichten Stachelbund
und trotzt getrost der ganzen Welt,
Bewaffnet, doch als Friedensheld.
Wilhelm Busch
Halb acht, halb neun, es wird schon heller, Der Vater reitet immer schneller, Erreicht den Hof mit Müh und Not, Der Knabe lebt, das Pferd ist tot.
Nebel wabert über Marmorquadern
oder grauen Kreuzen aus Granit.
Menschen dumpf mit ihrem Schicksal hadern:
"Warum nahm der Tod mein Liebstes mit?"
Konntest du nicht einen andern wählen,
Du vermaledeiter Sensemann?
Mußt Du ausgerechnet mich so quälen?
Wo hab Bösses ich getan und wann?
Doch was hilft zerstörerisches Grübeln?
Nicht nach Menschenmaßstab fällt die Wahl,
nicht nach guten Taten oder übeln,
nicht als Strafe oder schändlich Mal.
Leben wird im Kreislauf neu entstehen;
Zelle, Mensch, wie Blume auch und Baum,
doch das Wie und Wann bleibt ungesehen;
unergründlich, so wie Zeit und Raum.
Laßt uns an die guten Freunde denken
ohne Trübsal, doch voll Dankbarkeit;
Freude wollten sie uns, als sie lebten, schenken,
denkt an sie in stiller Heiterkeit.
Lasst die Seelen der Verstorb'nen gehen
bis zum Anbruch einer neuen Zeit.
Niemand weiß, ob wir uns wiedersehen.
Haltet euch für diesen Fall bereit!
(Trutzhart Irle)
Im Gedenken an die sinnlosen Opfer des heutigen Tages
Halb acht, halb neun, es wird schon heller, Der Vater reitet immer schneller, Erreicht den Hof mit Müh und Not, Der Knabe lebt, das Pferd ist tot.
nachdem Janina von Gewalt und Krieg geschrieben hat, möchte ich ein paar von mir verfassten Gedanken zum Frieden einstellen.
Frieden - heißt das Leben ohne Krieg?
Frieden - Leben ohne Niederlage und Sieg?
Frieden - ist es das entfachen von Kerzen?
Frieden - heißt das auch Ruhe im Herzen?
Frieden heißt:
- miteinander - nach innen und aussen!
- Hass, Neid, Selbstsucht und Gier bleiben draussen!
P.S. Beurteilungen, sind erwünscht, bitte über p.m.
O schaurig ist's, übers Moor zu gehn,
wenn es wimmelt vom Heiderauche,
sich wie Phantome die Dünste drehn
und die Ranke häkelt am Strauche,
unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
wenn aus der Spalte es zischt und singt,
o schaurig ist's, übers Moor zu gehn,
wenn das Röhricht knistert im Hauche!
Fest hält die Fibel das zitternde Kind
und rennt, als ob man es jage;
hohl über die Fläche sauset der Wind -
was raschelt drüben am Hage?
Das ist der gespenstische Gräberknecht,
der dem Meister die besten Torfe verzecht;
hu, hu, es bricht wie ein irres Rind!
Hinducket das Knäblein zage.
Vom Ufer starret Gestumpf hervor,
unheimlich nicket die Föhre,
der Knabe rennt, gespannt das Ohr,
durch Riesenhalme wie Speere;
Und wie es rieselt und knittert drin!
Das ist die unselige Spinnerin,
das ist die gebannte Spinnlenor'
die den Haspel dreht im Geröhre!
Voran, voran! nur immer im Lauf,
voran, als woll es ihn holen!
Vor seinem Fuße brodelt es auf,
es pfeift ihm unter den Sohlen
wie eine gespenstige Melodei;
das ist der Geigenmann ungetreu
das ist der diebische Fiedler Knauf,
der den Hochzeitstheller gestohlen.
Da birst das Moor, ein Seufzer geht
hervor aus der klaffenden Höhle;
weh, weh, da ruft die verdammte Margret:
"Ho, ho, meine arme Seele!"
Der Knabe springt wie ein wundes Reh;
wär nicht Schutzengel in seiner Näh,
seine bleichenden Knöchelchen fände spät
ein Gräber im Moorgeschwele.
Da mählich gründet der Boden sich,
und drüben, neben der Weide,
die Lampe flimmert so heimatlich,
der Knabe steht an der Scheide.
Tief atmet er auf, zum Moor zurück
noch immer wirft er den scheuen Blick:
Ja, im Geröhr war's fürchterlich,
oh, schaurig war's in der Heide!
Annette von Droste-Hülshoff
Halb acht, halb neun, es wird schon heller, Der Vater reitet immer schneller, Erreicht den Hof mit Müh und Not, Der Knabe lebt, das Pferd ist tot.
Zu Ostern in Hersfeld, die Mutter spricht,
bald ist es Zeit, für das Festtagsgericht
drum steig meine Tochter hinab in den Keller
und füll mir mit Sauerkraut, hier diesen Teller!
Oh Mutter, - jetz ist die Tochter dran - oh Mutter! mir träumte neulich,
von einem Mann, der war abscheulich,
geh laß uns den Keller vergessen,
woll'n wir nicht lieber was anderes essen?
jetz wieder die Mutter: mein Kind, mein Kind, ich seh' es genau,
kommst in die Jahre, wirst langsam Frau,
siehst überall Männer, die lauern,
geh, hol von dem Kraut,von dem sauern!
Mariechen tut es. Sie steiget hinab,
hinab, in den Keller, der finster wie's Grab,
und füllte den Teller, den Teller von Blech,
doch so lang sie auch füllt
es kommt k e i n Mann, so'n Pech!
(darum, das "Pechmariechen")
H.Erhardt
Zuletzt geändert von maexchen am Mi Mär 18, 2009 0:35, insgesamt 1-mal geändert.
Ja, das möchste:
Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse,
vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße;
mit schöner Aussicht, ländlich-mondän,
vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn –
aber abends zum Kino hast dus nicht weit.
Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit:
Neun Zimmer, – nein, doch lieber zehn!
Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf stehn,
Radio, Zentralheizung, Vakuum,
eine Dienerschaft, gut gezogen und stumm,
eine süße Frau voller Rasse und Verve –
(und eine fürs Wochenend, zur Reserve) –,
eine Bibliothek und drumherum
Einsamkeit und Hummelgesumm.
Im Stall: Zwei Ponies, vier Vollbluthengste,
acht Autos, Motorrad – alles lenkste
natürlich selber – das wär ja gelacht!
Und zwischendurch gehst du auf Hochwildjagd.
Ja, und das hab ich ganz vergessen:
Prima Küche – erstes Essen –
alte Weine aus schönem Pokal –
und egalweg bleibst du dünn wie ein Aal.
Und Geld. Und an Schmuck eine richtige Portion.
Und noch ne Million und noch ne Million.
Und Reisen. Und fröhliche Lebensbuntheit.
Und famose Kinder. Und ewige Gesundheit.
Ja, das möchste!
Aber, wie das so ist hienieden:
manchmal scheints so, als sei es beschieden
nur pöapö, das irdische Glück.
Immer fehlt dir irgendein Stück.
Hast du Geld, dann hast du nicht Käten;
hast du die Frau, dann fehln dir Moneten –
hast du die Geisha, dann stört dich der Fächer:
bald fehlt uns der Wein, bald fehlt uns der Becher.
Etwas ist immer.
Tröste dich
Jedes Glück hat einen kleinen Stich.
Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.
Daß einer alles hat:
Bevor Du urteilen willst,
über mich oder mein Leben,
ziehe meine Schuhe an
und laufe meinen Weg,
durchlaufe die Straßen,
Berge und Täler,
fühle die Trauer,
erlebe den Schmerz
und die Freuden...
...und erst DANN
kannst Du über mich urteilen...
Ich lerne aus meinen Fehlern, deswegen mache ich immer wieder Neue
Wir gingen in helle Kornfelder hinein.
Dort wucherte Mohn rotfleckig am Rain,
Fein klingen dort Ähren dem Ohr Melodein
Und wiegen die Köpfe leise und träge,
Und heiße Dinge liegen am Wege.
Nicht Körner allein im Kornfeld gedeihn,
Mohnrote Flecken, die lecken am Blut,
Die können im Feld ein Brennen anstecken;
Wir haben geküsst und nicht ausgeruht.
Max Dauthendey (1867-1918)
Halb acht, halb neun, es wird schon heller, Der Vater reitet immer schneller, Erreicht den Hof mit Müh und Not, Der Knabe lebt, das Pferd ist tot.