Hallo zusammen.
Ich bin neu hier, allerdings hab ich mich schon fleißig durch einige Themen gelesen.
Aber nun gleich zu meinem Anliegen, bei mir steht die Hofübergabe bevor und ich bin mir nicht sicher, ob ich mich freuen soll oder nicht
Kurz zur Situation: Vater gerade 65 geworden, Mutter vor 8 Jahren gestorben, Vater seit 4 Jahren mit neuer Lebenspartnerin, nicht verheiratet. Ich selbst bin 24, seit 7 Jahren in einer Beziehung, nicht verheiratet, keine Kinder. 3 Geschwister vorhanden, alle älter, alle verheiratet, mit der Landwirtschaft nichts am Hut.
Bei uns war schon immer klar, ich bekommen den Hof, da ich der jüngste bin und der einzige der Interesse an der Landwirtschaft hat. Daher hab ich auch auf dem Hof geholfen, mit Freude, seitdem ich laufen kann. Seit meiner Grundschulzeit war das auch nötig, da meine Mutter damals schon an Krebs erkrankt war und dadurch deutlich gezeichnet war. Kurzum, es war für sie ein langer Kampf den sie 2004 leider verlor. Zu dieser Zeit waren alle meine Geschwister schon ausgezogen, mein Vater und ich waren nun alleine auf dem Hof. Und wie das so ist, hatte mein Vater mit Haushalt nichts am Hut und für ihn brach, wie für mich, eine Welt zusammen. Trotzdem musste es weitergehen, also war ich neben meiner Ausbildung zum Mechaniker auch noch Hausfrau und Knecht auf dem Hof. Meine Geschwister glänzten in der Zeit durch kluge Sprüche aus der Ferne, genauso wie jedoch mit ihrer Abwesenheit. Alles in allem war es eine schwere Zeit, jedoch hatte ich jeden Tag ein gutes Gefühl da ich ja wusste für was ich das alles mache. In der Zeit lernte ich auch meine heutige Freundin kennen, die nicht aus der Landwirtschaft kommt, jedoch von Anfang an im Haus und am Hof mithalf und mich bei der Hausarbeit entlastete. Auch das Verhältnis zwischen ihr und meinem Vater schien zu passen, schließlich packte sie mit an ohne zu meckern, was anderes zählt für ihn eh nicht. Aber naja.
2008 war es dann soweit. Mein Vater verkündete, sich sein einigen Monaten mit einer Frau zu treffen. Ich freute mich für ihn, da er sehr unter seiner "Einsamkeit" zu leiden schien und somit wurde ein Treffen mit Ihm, seiner Freundin mir und meiner Freundin vereinbart. Was soll ich sagen, der erste Eindruck ist meistens der richtige, und dieser war nicht wirklich gut. Aber das habe ich meinem Vater ihm zu liebe verschwiegen. 2 Wochen nach dem Treffen verkündete mein Vater, dass seine Partnerin zu uns zieht. Eine Woche später war sie da. Sie kannte sich zu diesem Zeitpunkt ganze 4 Monate, in denen sie sich nur an den Wochenenden sahen
Ab dem Tag wurde alles anders. Vom ersten Tag an wetterte die Frau gegen mich und meine Freundin, bezeichnete uns als faul, wir machen nur Dreck usw. Das schlimmste an der Sache war aber, das mein Vater auf Ihrer Seite stand und die Behauptungen nicht richtig gestellt hat. Es folgten 3 Monate voller Magenschmerzen, Schlaflosigkeit und einer schlimmen Leere. Dann war für mich klar, dass ich gehen muss, da mein Vater auf sturr geschaltet hat und seine Freundin auf Leib und Seele verteidigt hat. Also zog ich aus.
Ich hab meinem Vater weiterhin auf dem Hof geholfen wenn es gebrannt hat, hab mich um die Maschinen gekümmert usw. Unser Verhältnis jedoch ist und war angespannt.
Heute hat er fast die komplette Landwirtschaftliche Fläche verpachtet, da er die Lust am Reisen für sich endteckt hat und nicht mehr so angehängt sein will, was völlig verständlich ist. Nun steht also die Übergabe bevor, da er seine Rente nicht verschenken will.
Ich schreib euch mal Stichpunkte auf, wie er sich die Übergabe vorstellt. Eine andere Lösung kommt für ihn nicht in Frage.
- Hofstätte samt Landwirtschaftliche Flächen und Waldfläche wird auf mich überschrieben.
-ausgenommen sind das Wohhaus, die dazugehörge Doppelgarage und Garten. Diese hat er sich als Privatvermögen eintragen lassen.
-Seine Partnerin hat Lebenlanges Wohnrecht im Wohnhaus
-Er hat uneingeschränkten Nießbrauch auf die gesamte Hofstätte samt dazugehöriger Einnahmen (Ehem. Stall und Maschinenhalle sind vermietet) sowie auf den Wald samt Holzernte
-Betriebskonto ist keins vorhanden, somit auch kein Betriebsvermögen
-die Pacht (aus ca. 15 ha Ackerland) bleibt mir, dies ist die einzige Einnahmequelle aus dem Hof für mich
Geschwister haben Ihren Anteil in Form von Bauland bereits bekommen, verzichten auf alles weitere
Für mich heißt das, dass ich einen Hof übergeben bekomme, auf dem ich nicht wohne, in den seit Jahren nicht investiert wurde, den ich alleine durch die Pachteinnahmen erhalten muss, aber eigentlich nichts zu sagen habe. Bitte versteht mich nicht falsch, ich will nicht durch die Übergabe reich werden, noch mich auf die faule Haut legen. Ich bin schon immer ein meiner Meinung nach fleißiger Mensch gewesen. Ich habe 2 Jobs, arbeite täglich 10-14 Stunden und nun soll ich meine restliche Energie, womöglich auch noch mein privat verdientes Geld in einen Hof stecken, von dem ich nichts habe. Es war lange mein Traum den Hof zu übernehmen, ich hatte Pläne wie in 10-20 Jahren alles laufen soll, aber nun kann ich mir beim Besten Willen nicht mehr vorstellen wie das funktionieren soll.
Was sind eure Erfahrung, ist es üblich das sich der Übergeber soviel einbehält oder eher nicht. Ich kann es mir nicht vorstellen, aber vielleicht täusche ich mich ja und darf einfach nicht zu viel erwarten. Ich habe in den nächsten Tagen einige Beratungstermine, trotzdem würde ich mich über ein paar Meinungen hier sehr freuen. Bitte entschuldigt, das es so viel Text geworden ist, aber kürzer gings leider nicht
Einen schönen Abend
Lg Johann