Jagdkanzel auf meinem Grundstück entdeckt - rechtens?

von **tasse** » So Mär 16, 2014 18:21

Hallo Holzer,

ich habe eben auf meiner sonntäglichen Forstinspektions-Runde einen frisch aufgestellten Hochsitz bzw. schon eher Jagdkanzel auf meinem Grundstück entdeckt. Ich war etwas überrascht. Generell bin ich ja dafür, dass gejagd wird, dann hat die Naturverjüngung mehr Chancen. Auch hab ich im Prinzip nix dagegen, dass so eine Kanzel in meinem Wald steht, aber ich wäre gerne vorher gefragt worden. Wie ist das, als Waldesitzer ist man ja automatisch in der Jagdgenossenschaft. Eigentlich steht mir ja auch Jagdpacht zu, ich hab aber mal gehört, dass diese bei uns wohl zum Wegebau verwendet wird. (Ich habe noch nie Jagdpacht erhalten; die Wege werden bei uns aber auch nicht unterhalten). Ich will auch keinen Ärger machen, da ich immer der Meinung bin, man kommt mit den Leuten besser aus wenn man miteinander redet und sich arrangiert. Mir stellen sich jetzt ein paar Fragen:

- Muss ich das einfach hinnehmen, dass der Jagdpächter in meinem Wald eine Kanzel baut?
- Was ist wenn ich demnächst dort fälle und ein Baum fällt drauf. Muss ich den Schaden ersetzten?
- Wer ist der Ansprechpartner bzgl. der Jagdpacht? Gemeinde? Bürgermeister?
- Wie würdet ihr vorgehen?

Ich weiß nicht hundertprozentig wer der Jagdpächter ist, glaube es aber zu wissen. Bin am überlegen ihm einen Zettel an die Tür zu machen mit der Bitte um Kontaktaufnahme. Was haltet ihr davon?

Gruß,

Tasse.

von **Harald** » So Mär 16, 2014 19:03

tasse hat geschrieben:- Muss ich das einfach hinnehmen, dass der Jagdpächter in meinem Wald eine Kanzel baut?
Grundsätzlich ja. An dieser Stelle scheint sie ja - außer bei Baumfällarbeiten nicht zu stören.
- Was ist wenn ich demnächst dort fälle und ein Baum fällt drauf. Muss ich den Schaden ersetzten?
Ja.
Wenn ich Bedenken hätte, dass ein Baum die Kanzel treffen könnte, würde ich den Jagdpächter rechtzeitig auf den gepanten Hieb hinweisen. Und ihn vor die Wahl stellen: Entweder, er baut die Kanzel ab, bis die Hiebsmaßnahmen durchgeführt wurden oder er lässt sie auf eigenes Risiko stehen. Oder er fällt die zur Entnahme geplanten Bäume selbst.
- Wer ist der Ansprechpartner bzgl. der Jagdpacht? Gemeinde? Bürgermeister?
Der Vorsitzende der Jagdgenossenschaft. Im Zweifelsfall bei der Gemeinde zu erfragen.
- Wie würdet ihr vorgehen?
Die krummen Birkenstangen durch werthaltigere Baumarten ersetzen.

Ich weiß nicht hundertprozentig wer der Jagdpächter ist, glaube es aber zu wissen. Bin am überlegen ihm einen Zettel an die Tür zu machen mit der Bitte um Kontaktaufnahme. Was haltet ihr davon?
Nix. Die Kanzel und deren Positionierung ist in Ordnung.
Lass Dich lieber mal bei den Versammlungen der Jagdgenossenschaft blicken. Evtl. ist auch der Jagdpächter dort, dann kannst Du mit ihm ein Gespräch suchen. Oder Du erfährst zumindest, wie Du ihn kontaktieren kannst. Eine "Vorladung" des Jagdpächters ist der Sache sicherlich nicht dienlich.

von **eifelrudi** » So Mär 16, 2014 19:30

Meines Wissens ist die Jagdkanzel rechtwidrig. Man verpachtet zwar über diue Jagdgenossenschaft das Jagdrecht, aber nicht das Grundstück. Insofern muß der Jagdpächter den Grundstücksbesitzer um Erlaubnis fragen. ( Anstandshalber sowieso).
Zur Jagdpacht: Jeder Jagdgenosse hat das Recht, den anteiligen Überschuß der Jagdpacht sich Auszuzahlen lassen. Der überschuß ist Jagdpacht minus Kosten der Jagdgenossenschaft ( Gebühren für Kassenführung, bei Abwicklung des Wildschadens über Die Jagdgenossenschaft auch die Kosten hierfür usw,aber nicht der Wegebau. Die Kosten hierfür muß der Wegeigentümer, oft die Gemeinde, per Satzung von den Grundstückseigentümer einfordern. Da die Mitglieder der Jagdgenossenschaft ( insofern keine Eigenjagdbesitzer im Flur sind) gleich den Grundstückseigentümer ist, wird der Wegebaubeitrag oft der Einfachheit von der Jagdgenossenschaft übernommen.

von **Harald** » So Mär 16, 2014 19:45

Ups, die Duldung von Jagdeinrichtungen ist offensichtlich auf Länderebene geregelt, z.B. Bayerische Jagdgesetz (BayJG):

Art. 36: Jagdeinrichtungen
1 Der Revierinhaber darf auf land- oder forstwirtschaftlich genutzten Grundstücken besondere, das Eigentum wesentlich beeinträchtigende Anlagen nur mit Einwilligung des Grundstückseigentümers oder Nutzungsberechtigten errichten; die Einwilligung kann durch die Jagdbehörde ersetzt werden, wenn dem Eigentümer des Grundstücks die Duldung der Anlage unter Berücksichtigung der jagdlichen Erfordernisse zumutbar ist. 2 Der Eigentümer des Grundstücks kann eine angemessene Entschädigung verlangen, die auf Antrag eines der Beteiligten durch die Jagdbehörde festgesetzt wird.

von **jungholz** » So Mär 16, 2014 19:49

Der Eigentümer des Grundstücks kann eine angemessene Entschädigung verlangen,

Vielleicht kann er DIr ja jedes Jahr zu Weihnachten ein ordentliches Bratenstück bringen :-)

von **Michael33** » So Mär 16, 2014 20:05

Wenn man die geistreichen Bemerkungen von manchen (möchtegern) Waldbesitzern hört kann ich manche Jagdpächter durchaus verstehen, dass sie nichts oder wenig für die Jagd tun. :roll:

Die Kanzeln und Leitern gehören nun einmal zur Jagd. Solange diese so aufgebaut sind, dass sie nicht in die Quere kommen sollte man diese einfach akzeptieren. Über den Verbiss jammern und gleichzeitig die Kanzeln nicht dulden wollen, passt einfach nicht zusammen!

PS: Wenn ich höre, dass Forderungen (in Form von Wildbret) von Grundstückseigentümern gestellt werden wird mir schlecht. :gewitter:

von **Harald** » So Mär 16, 2014 20:13

jungholz hat geschrieben:
Der Eigentümer des Grundstücks kann eine angemessene Entschädigung verlangen,

Vielleicht kann er DIr ja jedes Jahr zu Weihnachten ein ordentliches Bratenstück bringen

Beim vorhandenen Bestand schätze ich den angemessenen Pachtpreis einfach mal auf 50 € pro ha und Jahr. Bei 2 m x 2 m = 4 m² wären das dann jährlich 2 ct. Das wird ein großer Braten! :lol:

von **MF 2440** » So Mär 16, 2014 20:58

Hallo,

Die Diskussion hatten wir erst letzte Woche auf der Jagdversammlung. Zumindest ist es in Bayern so geregelt, dass der Jäger dem Besitzer rein gesetzlich nichts sagen müsste. Unsere Jäger haben das aber bis jetzt schon immer vorher dem Besitzer anstandshalber gesagt. Das haben wir jetzt auch intern so beschlossen, dass das immer so gemacht wird, so kann man Unstimmigkeiten aus dem Weg gehen.

Ich selbst habe in meinen Wäldern 3 Kanzeln stehen, ich bin absolut froh dass das so ist, kommt ja nur der Verjüngung zu Gute.
Als letztes Jahr der Jäger mal daher kam und fragte ob er ne 3. Kanzel aufstellen darf, hab ich gaudihalber gesagt, natürlich, das kostet aber ab und zu mal ein Stück Wild wenn er was übrig hat. Jetzt hat er mir schon ein paar mal nen Hirschrücken vorbeigebracht und momentan hab ich Wildschweinfleisch in der Kühltruhe liegen, mal schauen wie das schmeckt. Wildschein hab ich bis jetzt noch nie gegessen.

von **IHC- driver** » So Mär 16, 2014 21:10

Hi Andi,

willst auch mal wieder Strahlen -----> Wildschweinfleisch :lol:

Musste sein, konnte nicht anders.

Lass es dir Schmecken

Gruß und :prost:

von **tasse** » So Mär 16, 2014 21:17

Also ich habe überhaupt nix gefordert. Und dass ich keinerlei Jagdpacht erhalte diente lediglich der Information. Ich will da jetzt auch keinen Reibach draus machen. Mir geht es nur darum, dass jemand auf meinem Grund etwas gebaut hat, ohne mich vorher zu fragen und ich will einfach nur wissen, ob er das einfach so darf. Nochmal, ich bin sehr dafür, dass das Wild bejagt wird. Ich bin in unserem Wald der einzige, der etwas tut. Aufgrund begrenzter Zeit zwar nur sporadisch, aber stetig. Und dieses Fleckchen wäre halt als nächstes dran mit Auslichten etc.. Wenn dann die Naturverjüngung aufgrund intensiver Bejagung Chancen hat ist mir das nur recht. Hab grade folgendes im Rheinland-Pfälzischen Jagdgesetz gefunden:

§ 30
Jagdeinrichtungen

(1) Die jagdausübungsberechtigte Person darf auf einer land- oder forstwirtschaftlich genutzten Grundfläche ihres Jagdbezirkes eine besondere jagdliche Anlage wie Futterplatz, Ansitz oder Jagdhütte nur mit Zustimmung der Eigentümerin oder des Eigentümers der Grundfläche errichten (Jagdeinrichtung). Die Eigentümerin oder der Eigentümer muss zustimmen, wenn ihr oder ihm die Duldung der Anlage zugemutet werden kann und sie oder er eine angemessene Entschädigung erhält. § 4 Abs. 2 gilt entsprechend.

Heißt also, ich muss zustimmen, würde eine Entschädigung bekommen (darum geht´s mir nicht), müsste aber auf jeden Fall gefragt werden!!!

Ich werde morgen mal über die Gemeinde den Jagdpächter in Erfahrung bringen und mit ihm das Gespräch suchen. Werde dann wieder hier berichten.

von **hirschtreiber** » Mo Mär 17, 2014 0:07

tasse hat geschrieben:Ich werde morgen mal über die Gemeinde den Jagdpächter in Erfahrung bringen und mit ihm das Gespräch suchen. Werde dann wieder hier berichten.

Ja mach das. Ein Gespräch ist nie verkehrt. Wahrscheinlich ist es so das der Jagdpächter auch nicht weiß wer der Grundstücks-Eigentümer ist bzw wen er hätte fragen sollen. Oder er hat nur den falschen gefragt..................
Also nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. :wink:

von **togra** » Mo Mär 17, 2014 0:46

Was sind das für Zustände, wenn der eine nicht weiß in wessen Wald er jagt und der andere nicht mal den Namen der bautüchtigen Flintenschwinger kennt???

von **Hellraiser** » Mo Mär 17, 2014 5:44

Hallo,

Das erinnert mich an meinen Wald mit nem Jäger.

darf-ein-jager-waldwege-befestigen-t87177.html?hilit=j%C3%A4ger%20waldweg

Die meinen durch Pachtzahlungen gehört Ihnen alles und sie können machen und tun was sie wollen.

mfg

von **Badener** » Mo Mär 17, 2014 8:36

Hallo,

über die Flurstücknummer kann jeder bei dem zuständigen Grundbuchamt erfragen, wem was gehört.
Ich würde mich auch etwas "auf den Schlips getreten" fühlen, wenn einfach jemand in meinem Wald irgendetwas baut ohne vorher zu fragen. Auf unseren Pachtflächen würde ich nie auf die Idee kommen, etwas zu bauen ohne zu Fragen. Höchstens mal einen fahrbaren Weideunterstand oder so, aber nichts mit dem man die Grasnarbe beschädigt.

Aber auch als Grundstückseigentümer sollte ich wissen, wer die Jagd auf meinen Flächen hat. Was z.B. wenn ein Wildschaden ersetzt werden soll, oder wenn die Wildschweine mir das Grünland umpflügen?

Auf jeden Fall kann und soll man ein Gespräch führen. Nicht nur wegen der Jagdkanzel, sonder auch um sich mal kennen zu lernen und vllt um Telefonnummern auszutauschen.

Ausserdem sollte man doch dem Jäger auch mal über den Weg laufen, wenn man im Wald ist, oder nicht?

Grüße

von **Waldmichel** » Mo Mär 17, 2014 9:03

Also ich bin froh über jeden Hochsitz in meinem Wald, damit habe ich wieder etwas mehr Gewissheit dass sich der Jäger um den Schutz meiner jungen Pflanzen kümmert!!

Gruß Mathias

Jagdkanzel auf meinem Grundstück entdeckt - rechtens?

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