schimmel hat geschrieben:Harkon, du hast nicht verstanden worin das Grundproblem liegt oder? Es geht nicht darum, dass einige dumme Bauern etwas mehr Geld in der Tasche haben möchten und deshalb die Milch wegschütten.
Du musst dir vorstellen, dass es sich hier um eine Berufs - und Gesellschaftsgruppe handelt, die allgemein als konservativ und Parteitreu gilt. Was bringt diese Berufsgruppe dazu eine solche Einigkeit zu demonstrieren und sich zu Wort zu melden?
Sie fühlen sich von Politik, Wirtschaft, Verbraucher und Standesvertretung verarscht oder besser gesagt allein gelassen.
Und es sind mitnichten nur die Südländer, die kleinen Betriebe, die sich aufregen. Es geht durch fast ganz Deutschland.
Es geht im Kern um das Wirtschaftssystem, um Globalisierung und Neoliberalismus. Dieser wirkt sich nämlich auf alle aus, und derjenige, der Grundnahrungsmittel in einem Industrieland zu Weltmarktpreisen herstellen soll, der fühlt sich besonders verarscht, wenn dies zu Gunsten der Industrie geschieht, die dann mit riesen Gewinnen von Dannen zieht.
Die Automobilbranche wird die nächste sein, die Probleme macht. Die Baukonjunktur auf dem flachen Land lebt zur Zeit von den investierenden Landwirten. Der Wohnungsbau liegt am Boden. Die Alterstruktur der Gesellschaft und die immer noch hohe Arbeitslosenzahl tut ihr Übriges.
Es muss sich grundlegend etwas ändern, und mit dem alten Rezept des Wachstum wird man nicht weiterkommen, das ist eine Sackgasse.
Und dieses Problem schölägt sich bei den Bauern nieder. Das ist erst der Anfang, wirst sehen.
Reini
Na das ist ja wirklich ein ganz großer Rundumschlag, den Du da im Auge hast.
Ich dachte Euer Problem liegt darin, mit der Milchwirtschaft nicht genügend Geld verdienen zu können.
Ohne jetzt auf alle Probleme, die Du genannt hast, eingehen zu wollen möchte ich doch sagen, dass wir uns derzeit in einem Wandel befinden, dem alle gesellschaftlichen Schichten ausgesetzt sind. Darauf muss man regieren und seine Chancen suchen. Was mit Sicherheit nicht gelingen wird ist, sich hinzustellen wie ein kleines Kind, mit dem Fuß auf den Boden zu stampfen und zu fordern, dass gefälligst alles so bleiben soll wie es war.
Die Globalisierung hat es doch erst ermöglicht, das Deutschland zur Exportnation Nr.1 wachsen konnte und sich mit seinem Wohlstand unter anderem eine teilweise protektionistische Agrarpolitik leisten konnte.
VW verkaufte in 2007 600.000 PKW in Deutschland und 1.000.000 PKW in China. Der florierende deutsche Maschinenbau lebt maßgeblich vom Export (denke mal nur an den Landtechnikbereich). Glaubst Du, dass irgendeine deutsche Regierung sich gegen die Öffnung der Märkte stark machen wird?
Was sollen wir tun? Uns gemeinsam mit den Harz IV - Empfängern und Globlisierungsgegnern und Verschwörungstheoretikern gegen einen unaufhaltbaren Wandel einsetzen? Da bin dann wohl eher nicht dabei (aber das stört Dich wahrscheinlich nicht).
Gruß,
harkon.