Hab so eben in den Nachrichten gehört .
Bauern liefern wieder Milch
Zehn Tage Streik für 0,3 Cent mehr?
Milchboykott (Foto: AFP) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Mit ihrem Anliegen zogen die Bauern bis vor das Brandenburger Tor (Archivbild) ]
Nach dem Ende des Boykotts beliefern die Milchbauern die Molkereien seit heute wieder. Dennoch mischt sich bei allen Beteiligten in die Erleichterung auch Skepsis. So vertritt der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) die Ansicht, den Bauern stehe noch ein langer Kampf bevor. "Wir haben gestern nicht gefeiert und müssen erst abwarten, ob wir unseren Kampf nicht doch noch fortzuführen haben", sagte Niedersachsens BDM-Landesvorsitzender Christian Niemann. Die Verhandlungsbereitschaft der großen Handelsketten sei nur ein Etappensieg. Noch wissen die Bauern nicht, wieviel Geld sie künftig für ihre Milch bekommen.
Zu früh gefreut?
Auch Nordmilch-Vertriebsvorstand Mischel warnte die Bauern vor Euphorie. Die Situation der Landwirte werde sich nur minimal verbessern, sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Durch die von Lidl angekündigte Preiserhöhung würden die Bauern "vielleicht 0,3 Cent pro Liter mehr erhalten". Schließlich wolle Lidl nur die Preise für Butter und Milch erhöhen. "Der Hauptteil der von den Bauern gelieferten Milch wird aber für die Herstellung von Käse, Milchpulver, Quark oder Joghurt verwendet", sagte Mischel.
Er wies darauf hin, dass sein Unternehmen nur 30 Prozent der Umsätze mit dem Einzelhandel erziele. Die übrigen 70 Prozent gingen zur Hälfte ins Ausland und zur Hälfte in die Industrie, also beispielsweise zu Schokoladen- oder Eisherstellern. "Und die zahlen uns schließlich den gleichen Preis wie bisher", sagte Mischel. Derzeit gebe der Markt nicht mehr her als 30 Cent pro Liter Milch. Nordmilch ist einer der größten deutschen Milchverarbeiter.
Gleichwohl sicherte der Verband der privaten Milchwirtschaft den Bauern zu, dass jede Erhöhung der Verkaufspreise im Handel an die Erzeuger weitergereicht werde.
Flächendeckend höhere Preise
Milchbauern demonstrieren vor der ALDI SÜD Firmenzentrale in Mülheim (Foto: dpa) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Protest der Bauern vor der ALDI-SÜD-Firmenzentrale in Mülheim an der Ruhr (Archivbild) ]
Nach Lidl will auch Edeka die Milch teurer verkaufen. Vom kommenden Montag an werde die Gruppe den Einstandspreis für den Liter Vollmilch um zehn Cent auf 71 Cent anheben, kündigte Deutschlands größte Handelskette im "Tagesspiegel" an. Der Discounter hatte mit der Ankündigung einer Preiserhöhung von zehn Cent pro Liter Milch und 20 Cent für 250 Gramm Butter den Anfang gemacht, andere große Ketten, darunter Aldi, sind in Verhandlungen.
Nach Einschätzung des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE) wird der Handel flächendeckend nachziehen. Lidl sei nur der Anfang, nun bilde sich über die gesamte Branche hinweg ein neues Preisniveau, sagte HDE-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr der "Berliner Zeitung".