Hallo liebe Forengemeinde,

zuerst einmal ein Hallo von mir. Ich habe mich hier registriert, da ich Euch, nach langer Mitlesezeit, für die kompetentesten Ansprechpartner halte.

Nun, meine Frage ist wahrscheinlich recht speziell. Bin ich mit 23 Jahren zu alt für eine Ausbildung? Ich befinde mich jetzt seit zwei Jahren, also seit meinem 21 Lebensjahr, in einer regelrechten Bewerbungsschlacht um eine Ausbildung als Landwirt. Viele Vorstellungsgespräche jedoch leider immer ohne Ergebniss. Und von gefühlten 90% aller Bewerbungen, habe ich noch nicht einmal eine Antwort bekommen. Das mein bisheriger Lebenslauf einen nicht unerheblichen Beitrag daran leistet, ist mir bewusst. (Bin mit 16 von der Schule verwiesen worden, Hauptschulabschluss nach Klasse neun, sehr viele unterschiedliche Minijobs und Praktika.Seit knapp fünf Jahren freiberuflich in der Softwareprogrammierung und -entwicklung tätig, habe zwei Hunde, bin ungelernt und besitze keine Führerscheine)
Ich habe einfach keine Lust mehr auf diese elende Bürotätigkeit und da ich ursprünglich aus der Landwirtschaft komme, darin aufgewachsen bin und ich die Arbeit rundherum mit allen Facetten Liebe, will ich da auch unbedingt wieder rein. Mir ist es egal, dass sich mein Gehalt etwas reduzieren wird. Mit körperlich anstrengender Arbeit habe ich auch keinerlei Probleme (Nebenbei bin ich noch auf dem Bau) und lange Tage und wenig Schlaf machen mir nichts aus. Im Gegenteil. Dann werde ich sogar wieder mehr Schlaf haben.^^ Widrige Umstände haben mich jedoch früh gezwungen auf eigenen Beinen zu stehen und haben mich da hingebracht, wo ich jetzt bin. Und ja, viele, viele Landwirte haben eine Art Abneigung gegen "Bürohengste". Ganz gleich ob sie die Arbeit kennen oder nicht. Vorrangehende Praktika waren bisher keine Option seitens potientieller Ausbilder, da ich über diesen Gewissen Zeitraum nicht gewinnbringend mitwirtschaften kann und im Grunde eine Art Klotz am Bein bin. Das haben tatsächlich einige so gesagt. Andere ("Gott sei Dank" der Großteil) wiederrum waren zwar sehr freundlich und zuvorkommend, haben aber deutlich gemacht, dass sie kein Interesse an meiner Person haben. Doch warum nicht? Die Frage konnte mir bisher keiner beantworten. Wie seht Ihr das? Bin ich zu alt? Zu uninteressant? überqualifiziert ja wohl kaum, aber es muss ja irgendetwas sein, dass mich von vorne herein rauskickt. Ich würde mich sehr über eine Antwort von Euch freuen.

Beste Grüße,
Pistenjuckel

Eine Erklärung könnte sein, dass du denen mit deinen 23-Jahren einfach zu ,,teuer´´ bist bei derzeitigen Erzeugerpreisen. Das heißt diese Betriebe haben derzeit entweder überhauptkein Interesse einen Lehrling zu nehmen, oder es liegt eben daran dass die Vergütung ab 18-Jahren höher ist als z.B. einem 16-jährigen im 1.Lehrjahr. Bei gefühlten 50% bist du nur die billige Arbeitskraft, das sag ich dir ganz ehrlich. Und diejenigen die so denken, wollen es eben dann auch noch so billig wie möglich....

Vielen Dank für Deine Antwort.
Gedacht habe ich es mir natürlich schon, habe diesen Gedanken aber immer wieder beiseite geschoben.
Also Interesse war immer vorhanden. Da habe ich mich vor den ganzen Bewerbungen immer erkundigt. Bleibt momentan leider nur das liebe Geld. Ist es aber da nicht so, dass Betriebe die ältere Lehrlinge aufnehmen, entsprechende, förderliche Entgelte je Ausbildungsjahr von der Kammer erhalten? Oder ist das bei uns in DE nicht so?

Da wäre mir jetzt nichts bekannt dass da Kosten übernommen werden bzw. es Zuschüsse gibt. Bin aber in der Thematik auch nichtmehr auf dem aktuellen Stand.

Ok, Danke Dir.
Ich hatte das jetzt von einem Freund abgeleitet, der in Österreich gelernt hat. Auch als Volljähriger erst begonnen und sein Betrieb hat förderliche Entgelte von der Wirtschaftskammer bekommen. Das scheint da wohl Standard zu sein.
Hier bin ich auch schonmal einen Schritt weiter. Ich hatte mich überwunden und mal bei der Arbeitsagentur nachgefragt. (von der LWK erwarte ich noch eine Antwort) Es gibt wohl unter bestimmten Vorraussetzungen die Möglichkeit, dass Ausbilderbetriebe Fördermittel für die Lehrlinge erhalten. Nachteil: Der potentielle Ausbilder müsste natürlich mitspielen und sich zusätzlicher Bürokratie aussetzen.
Vielleicht findet sich noch ein Ausbilder unter Euch, der seine Sicht darstellen kann. Das wäre sehr nett!

Hallo,

Ein Grund dich nicht einzustellen wäre für mich schon der nicht vorhandenen Führerschein.

Grüße aus Mittelfranken

Danke Dir für Deine Antwort!

Gehen wir mal davon aus, dass ich meine Führerscheine jetzt hätte. Was würde dann gegen mich sprechen? Oder, ich nehme Dich jetzt mal als Beispiel, würdest du mir dann eine Chance geben wollen?

... das würde sich in einer Praktikumswoche herausstellen !!!

Wenn du Interesse und Wille zeigst, bist du eine Runde weiter.

.. aber landw. ist eben auch nicht von 8-5 sondern auch nachts um 3 wenn eine kalben will !!!

Hallo Milchtrinker,

auch Dir danke ich. Vorrangehende Praktikumswochen finde ich immer sehr gut und auch notwendig! So hat der potentielle Ausbilder/Arbeitgeber die Möglichkeit mich kennen zu lernen und umgekehrt genauso ich Ihn/Sie.
Die Zeiten bin ich immer noch gewöhnt und hab da auch überhaupt kein Problem mit. Wenn man da rein gewachsen ist, dann ist das normal und absolut selbstverständlich.

Milchtrinker ich denke schon, dass er sich dessen bewusst ist wenn er schließlich mehr oder weniger aus der Landwirtschaft stammt.
Das mit dem fehlenden Führerschein habe ich ganz überlesen. Tja, dann ist das eigentlich der Hauptgrund. Bei Feldarbeit etwas lernen fällt eben schwer, wenn dir erstmal jemand das Gespann aufs Feld fahren muss..... Sowas tut sich dann keiner an. Und auch wenn du dann zwar nicht auf der Straße unterwegs bist, stellt sich die Frage was macht die Versicherung im Falle es passiert etwas. Der T-Schein ist einfach Pflicht- da könnte es gut sein dass das Arbeitsamt etwas beisteuert oder sogar komplett bezahlt.

Ja, den Fall kenne ich leider schon. Ich war vor knapp zwei Jahren Praktikant auf einem Gestüt. Ich hab da auch die Wiesen abgeschleppt und auf dem Heimweg (wohlgemerkt auf Privatgrund) habe ich dann von einem neuen Audi das Heck mit dem Trecker kaputt gefahren. Fragt mich nicht wie das passiert ist, ich schlag da selbst die Hände über dem Kopf zusammen. Jedenfalls durfte ich dann Alles aus eigener Tasche zahlen, bin aber glücklicher Weise von weiteren Konsequenzen verschont geblieben.
Arbeitsamt greift nicht, da ich ja einkommen habe. Und da Hunde als Luxusgüter zählen und die somit auch nicht bei der finanzielen Berechnung mit einfliessen, hätte ich rein theoretisch die Mittel, meine Führerscheine selbst zu bezahlen.

Das ist richtig!

Meine Hunde kommen dann bei der Familie unter. Dafür ist natürlich schon vorgesorgt und da sind sie auch immer, wenn ich auf dem Bau bin.

Das bruhigt mich schonmal.

Hallo.

Lehrling ohne Führerschein kannst pauschal gesagt zum Stall misten und Kartoffel sortieren brauchen.... Heute geht ohne Lappen nix mehr. Wenn dich jemand zum Gespräch einlädt wäre die Einstellung "wenn ich nen Platz bekomme, habe ich bis zum Beginn der Stelle einen Führerschein" vllt. ein Argument....

Bin selbst 22 und habe eine abgeschlossene Berufsausbildung mit gutem Abschluss und arbeite mom. über eine Zeitarbeitsfirma, da ich sonst kaum was anständiges finde (Metaller)... Mit 23 eine Lehrstelle zu finden glaub ich dir gerne, dass das nicht einfach ist....

Grüße

Hallo,

freiberuflich im IT Bereich ohne Abschluss hört sich erstmal nach Überlebenskünstler an!

Wenn du 26 Jahre alt und bei der Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter gemeldet wärst, hättest du die Möglichkeit einer Betrieblichen Einzelumschulung welche zu 100% gefördert werden könnte. Ist aber auch abhängig von deiner zuständigen Agentur für Arbeit. Den fehlenden geforderten Berufsabschluss kannst du durch Lebenserfahrung ausgleichen. So wäre es im Land Brandenburg, jedoch würdest du hier auch mit deinen 23 Jahren sofort eine Lehrstelle bekommen.

https://www.google.de/webhp?sourceid=chrome-instant&ion=1&espv=2&ie=UTF-8#q=betriebliche+einzelumschulung+

@GüldnerG50
Das Argument kann ich aber auch nur bringen, wenn ich ganz sicher weiß, dass ich die Kosten für den Führerschein decken kann. Bei uns hier sind das in etwa 1500€ für den T und zwischen 2300€ - 2600€ für B. Zusammen günstiger, aber immer noch um die 3000€ - 3500€.

Als Metaller hättest du hier gute Chancen. Die suchen hier immer welche. (komme aus Ostwestfalen, lebe aber im Osnabrücker Land)

@marder1
Ja, der Schritt war auch mehr oder weniger zufällig. Ich hatte für einen Bekannten hin und wieder programmiert und das anscheinend so gut gemacht, dass er das weiter getragen hat. So kam das Eine zum Anderen.

Da kann ich mich ja mal bei der hier zuständigen Arge informieren.
Brandenburg würde mich auch reizen. Bin aber auch sehr interessiert an einer Ausbildung in M-V und S-H. Aber leider ist momentan kein Geld für Bahntickets übrig das ich dort Bewerbungsgespräche wahrnehmen könnte. Die Rücklagen sind für´s Erste für die bisherigen Gespräche "draufgegangen".