Grüsst euch liebes Forum. Ich habe derzeit eine Genehmigung für einen maststall mit 1000 Plätzen. Allerdings hat der Schweinemarkt in letzter Zeit so eine drastische Wendung genommen, das ich gar nicht mehr weiß ob ich das Ding baue. Wir befinden uns hier im Weser Ems Raum. Allerdings ist derzeit genügend fläche vorhanden, das nur um die 300 m3 abgegeben werden müssten. Vieheinheiten wären auch reichlich zur Verfügung das der Stall landwirtschaftlich laufen könnte. Allerdings habe ich noch nicht ganz kalkulieren können was derzeit der Stellplatz im Bau kostet. Es muss selbstverständlich gefiltert werden. Der kostet natürlich auch extra. Und neuerdings muss eine leckerkennung verbaut werden. Die kostet auch nochmals 40.000 bis 50.000€ extra. Ich wollte mich danach erkundigen was ihr in Zukunft von dem Schweinemarkt erwartet und ob es noch Sinn macht. Evtl hat einer in letzter zeit noch einen Stall gebaut und kann was zu den Kosten sagen. IAB KÖÄönnte man vermutlich auch noch bilden, um die großen Gewinne aus 2016 und 2017 nicht alle zum Finanzamt bringen zu müssen. Grüße

ich kann dazu nur sagen, dass ich zur zeit in die konventionelle Schweinehaltung, so wie sie bisher allgemein betrieben wird, keinen Euro mehr investiere. Repariert und weiter betrieben ja, nur auf keinen fall was neues.
Du schreibst was von Abluftreinigung, wenn das Bedingung ist, wo willst du da Geld verdienen?

cbrler hat geschrieben:ich kann dazu nur sagen, dass ich zur zeit in die konventionelle Schweinehaltung, so wie sie bisher allgemein betrieben wird, keinen Euro mehr investiere. Repariert und weiter betrieben ja, nur auf keinen fall was neues.
Du schreibst was von Abluftreinigung, wenn das Bedingung ist, wo willst du da Geld verdienen?

Die Frage ist, wie lange man den Baubeginn verschieben kann, bis Klarheit herrscht.
Auf den Agrarunternehmertagen in Münster wurden schon alternative Stallbaukonzepte z.B. der Fa. Lammers gezeigt und Big Dutsch denkt auch neu. Da entwickelt sich was und vielleicht bieten sich Chancen, Schweine für ein Hochpreissegment zu mästen.

Auf herkömmliche Art kann man keinen Stall mehr bauen, auch wenn Fläche da ist und auch genügend Kapital. Muss aber jeder selbst wissen.

Bei den Preisen sicherlich nicht. Aber ist das die Zukunft?

Wenn du eine Baugenehmigung hast wirst du auch die Kostenschätzung haben. Ansonsten soll ein Bauunternehmer dir ein Angebot schreiben. Für Stallaustatter gilt das gleiche.
Generell würde ich dir aber eher raten, die Finger davon zu lassen es sei denn du hast wirklich sehr hohe Db pro Stallplatz.
Gülle abholen lassen, Filter, Pampers für die neun Monate Lagerkapazität und dann noch sehr ungewisse Rahmenbedingungen für die nächsten 20 Jahre. Mometan wird einem ja fast jeden Tag ein neues Bein gestellt. Sei froh wenn du Steuern zahlen musst, dann wurde auch was verdient.

Denk mal über ASP nach und von wegen Hochpreisschiene Biopreis ist rückläufig.Das Angebot ist schneller als die Nachfrage.

Es ist alles ein Für und Wieder.
Unser Problem ist doch, das wir heute unser Kapital für 30 Jahre binden, ohne auch nur annähernd zu wissen, ob in Zukunft Geld mit dieser Investition zu verdienen ist.
Da kann man rechnen, wie man will, am Ende braucht man doch ne Kristallkugel.

Negative Punkte wurden schon reichlich gebracht.
Ich bringe daher mal was Positives:

Es stehen noch einige ältere Ställe rum in der Größenordnung 400-600 Plätze.
Unterm Strich lohnt es sich doch häufig nicht, dort mit dem PKW hin zu fahren, selbst wenns nur 2 km sind.
Wenn man in dieser Größenordnung Ställe pachtet und davon leben will, muss man schon nen halbes Dutzend solcher Ställe haben um klar zu kommen.
Da sitzt man 2-3 mal am Tag länger im Auto, als man im Stall ist.
Dann noch umkleiden, im Stall merken, das was kaputt ist wieder zurück ins Auto...

Alternative wäre an jedem Standort ne komplette Werkstatt.
Long story short:
Auf kurz oder lang werden viele solcher Stallbauten bald zum Leerstand.

Gleichzeitig werden die Auflagen für Neubauten immer größer (=teurer)
Hier kann man noch ne Chance sehen.

Das wir das letzte Glied in der Nahrungskette sind und die Schlachtbetriebe den Preis bestimmen hat aber auch wohl jeder mitbekommen.

Ein Vorteil wäre vielleicht noch, wenn man Abfälle aus der Nahrungsproduktion (Altbrot etc.) mit verfüttern kann. Dazu braucht es dann erstmal ne gute Quelle und passende Technik und vor allem ERFAHRUNG damit.

Die Bioschiene scheint wohl aus dem Rennen.
Mit Tierwohl wird aktuell geködert, aber das wird auf Dauer genauso laufen, wie beim QS.
Unter uns:
Wenn sich die Tiere nicht wohlfühlen, ist eh nix verdient.
Aber mach das mal einem "normalen Menschen" klar.
Der Lange

Es ist ein interessantes Thema aber es fehlen zu viele Daten. Z.B. ob nach Baurecht oder das kleine oder große Verfahren durchlaufen wurde. Sinnvoll kann ein Baubeginn mit dem Güllesilo sein, um sich Zeit zu verschaffen. Wichtig auch, ob die Behörde kooperativ ist.

Ich kenne vier Ställe die nicht gebaut wurden. Darunter einer mit 3600 Plätzen ohne Luftwäscher. Der Bauer hat Jahre gegen Anwohner gekämpft und als er die Genehmigung endlich hatte, ist ihm eingefallen, dass er keine Erben hat und somit der Sinn entfallen ist. Die anderen verzichten wegen der politischen Situation und mangelnder Planungssicherheit.


Am besten wäre ein Konzept und Preiszusicherung der roten Seite für solch Vorhaben. Bei den Hähnchen klappt das ja auch.

Am besten wirst du deine Zahlen kennen. Damit man in so einem Neubau Geld verdient muss man schon oben sein. Bei der Gülleabgabe bedenken dass das Zeug vom Wäscher auch weg muss.
Bei der Inneneinrichtung würde ich mir viele Meinungen reinholen, es gibt ja nicht nur für die Labels Verschärfungen. Die gesetzlichen Standarts werden ebenfalls angehoben.
Zum Thema Tierwohl, ich wüsste auch nicht warum man zb. bei der Aktion Tierwohl mehr Geld ausgeben sollte. Vom Platz sind die meisten sowieso bei 0,8 und das Beißholz was am Ende ganz wieder rausgenommen wird ist schlechter als unsere Spielzeuge.

Zugmaul hat geschrieben:Auf herkömmliche Art kann man keinen Stall mehr bauen, auch wenn Fläche da ist und auch genügend Kapital. Muss aber jeder selbst wissen.

hier gibts relativ wenig schweine,aber hier und da sind vor jahren ställe auf der "grünen wiese" von vorhandenem geld gebaut worden,womit sich der betreiber,der eh schon bis "zum anschlag" in arbeit steckte,noch mehr arbeit aufgehalst hat.
einer hier,ein absoluter könner im mastbereich,baut gerade,genehmigung liegt schon seit jahren vor,weil demnächst die übergabe an den nachfolger ansteht.

Ich habe 2015 noch einen Stall gebaut. Diesen konnte ich nach den letzteren sehr guten Jahren fast direkt bezahlen, wenn es die sondertilgung zugelassen hätte. Allerdings will das Finanzamt natürlich jetzt hohe Nachzahlungen. Laut Steuerberater könnten wir mit einen iab 20.000 bis 30.000 schon mal sparen und für den Stall einsetzen.

Zur Situation bei uns. Bin Anfang 30 und Probleme mit den Anwohnern gab es nicht. Habe derzeit 2000 mastschweine, und ob das zum Leben reicht weiß ich auch noch nicht. Habe vor kurzen meine 250 sauen abgeschafft, weil der Stall aus den 70er Jahren kam und ich es nicht als lohnenswert erachtet habe hier zu investieren.

Wenn Du Landwirt im Vollerwerb machen willst, und du auch keinen gut bezahlten Beruf ausserhalb der Landwirtschaft hast, dann könnte die Investition durchaus Sinn machen bei Dir. Zumindest kannst du davon ausgehen, dass es "antizyklisch" ist, was Du machst, denn in konventionelle Schweinehaltung investieren derzeit nicht viele - bis auf notwendige Reparaturen...

714er hat geschrieben:Bei der Inneneinrichtung würde ich mir viele Meinungen reinholen, es gibt ja nicht nur für die Labels Verschärfungen. Die gesetzlichen Standarts werden ebenfalls angehoben.
Zum Thema Tierwohl, ich wüsste auch nicht warum man zb. bei der Aktion Tierwohl mehr Geld ausgeben sollte. Vom Platz sind die meisten sowieso bei 0,8 und das Beißholz was am Ende ganz wieder rausgenommen wird ist schlechter als unsere Spielzeuge.

Um beim postivem zu bleiben, muss man auch sagen, das die alten Abgeschrieben Ställe ohne Fenster auch irgendwann aus der Produktion raus fliegen. Sei es durch Tierwohl Auflagen oder weil man bei Sanierungen eine neue Genehmigung samt neuer Statik für das Altgebäude braucht.
Nur das Ding ist halt das wenn man größer wird wird der Db halt durch die oben genannten Kosten ordentlich abrasiert. Wenn genug da ist kann sich das durchaus rechnen, aber es besteht halt auch die Chance das du mit 1000 deiner alten Mastplätze die 1000 neuen über Jahre durchziehen musst. Dann haste dich halt nicht erweitert, sondern verkleinert vom Gewinn her. Ausrechnen kannst du das nur selbst mit einer guten Glaskugel.
Antizyklisch ist es mometan aber auch nur am Schweinemarkt, die Baubranche hat gut zu tun und machen dementsprechend Preise

Geh Mal von 600€ netto pro Mastplatz aus.
Je nachdem was an Technik reinsoll.
Ich würde heute auf relativ grosse Gruppen mit Flüssigsensorfütterung. Allerdings dann so, dass man innerhalb der Gruppe nochmal absperren kann.
Wenn das Thema Ringelschwanz kommt, wirst du ohne Maissilage nicht klarkommen.
Nach aktuellen Bedingungen wird so ein Stall auch so schnell nicht rentabel.
Das könnte sogar Boese nach hinten losgehen wenn du noch deine alten Ställe mit Luftwäschern nachrüsten sollst. Und das kommt über 2000 Plätzen hundert prozentig in den nächsten 5jahren.

Estomil hat geschrieben:Das könnte sogar Boese nach hinten losgehen wenn du noch die alten Ställe mit Luftwäschern nachrüsten sollst. Und das kommt über 2000 Plätzen hundert prozentig in den nächsten 5jahren.

Genau das ist das eigentliche Problem: mit so einem Stallneubau öffnest du die Büchse der Pandora und keiner kann dir vorher sagen wer noch so alles daher kommen wird um dir dein Leben zu versüßen. Bei Anwohnern z.B. weiß man nie, da steht einer mal mit dem falschen Fuß auf und ab geht die Post.
Außerdem:
-"Antizyklisch" war Mal, den Schweinezyklus gibt's nicht mehr.
- ASP
- wie schon geschrieben ist bauen derzeit richtig teuer.

Unterm Strich passt das Risiko einfach nicht zum "möglichen" Verdienst. Der alte Spruch "erst optimieren dann investieren" gilt aktuell mehr denn je. Und zu optimieren gibt es immer was.
Deshalb ist meine Devise momentan: unterm Radar bleiben, konsolidieren und Mal abwarten was da noch so kommt, sein Pulver hat man heutzutage einfach zu schnell verschossen und wenn der Schuss nicht sitzt kann's das auch schon gewesen sein.