langer711 hat geschrieben:US Cent oder Euro Cent?
Macht bei den derzeitigen Kursen keinen großen Unterschied. Ursprüngliche Aussage waren 1,9 Dollar pro Kilogramm. Sind umgerechnet knapp 5,5 Eurocent/kWh.
langer711 hat geschrieben:Transportkosten nach Europa?
(Bei Wasserstoff nicht ganz so simpel, wie bei Öl)
Kommt drauf an, wie man ihn transportiert.
Im schlimmsten Fall wird der Wasserstoff für den Schiffstransport verflüssigt. Für den Fall gibt die internationale Energieagentur Transportkosten von rund 5-6ct/kWh plus Energieverlust durch Verflüssigung an. Das ist natürlich sehr teuer.
Pipelines sind in den meisten Fällen am günstigsten, die IEA gibt rund 0,4ct/kWh je 1.000km Transportstrecke an.
Das ist immernoch viel, weshalb es ja auch sinnvoll wäre, das Zeug zu gut transportablen Kohlenwasserstoffen zu verarbeiten. Da gehen die Transportkosten quasi gegen Null und es sind nahezu keinerlei Investitionen nötig.
langer711 hat geschrieben:Kostenaufschlag für die H2 Tankstelle?
Potentiell kleiner als bei Ladesäulen für Elektroautos, weil man einfach viel weniger davon braucht. Der größte Kostenfaktor ist an der Stelle der Energieaufwand, der wiederum stark von der Art der Tankstelle abhängt. Verflüssigung ist energieintensiv, Verdichtung auf möglichst geringe Drücke weniger.
langer711 hat geschrieben: Wirkungsgrad von H2 nach Fortbewegung ?
(Oder kurz „Verbrauch kWh H2 pro 100km PKW)
Kommt auf den PKW, die Strecke und die Antriebstechnik an. Kleinwagen mit Brennstoffzelle können unter 25kWh/100km schaffen.
Im Gesamtschnitt für Kompakt- bis Mittelklasse schätze ich Brennstoffzellen-PKW auf rund 30-35kWh/100km und gut hybridisierte Wasserstoffverbrenner auf 35-45kWh/100km. Bei großen SUV natürlich eine ganze Ecke mehr, wobei dann der Unterschied zwischen HEV und FCEV schrumpft oder verschwindet.
Insgesamt würde ich im Vergleich zum BEV etwa Faktor 2 ansetzen, vielleicht auch 2,2.
langer711 hat geschrieben:Strom kostet irgendwas bei 6 bis 10 Cent in der Produktion je kWh.
Da kommen dann Netzentgelte und andere Abgaben drauf, bis man für den kleinen Mann bei 30-35 Cent liegt, während der große Industriebetrieb kaum über 10 Cent zahlt.
Und wovon träumst du nachts?
Die reinen Gestehungskosten bei Wind und Sonne sind uninteressant, man muss die Systemkosten betrachten. Die sind aber garnicht so einfach zu ermitteln. Fest steht, dass die Systemkosten mit steigendem Anteil nicht positiv steuerbarer, volatiler Einspeisung extrem steigen und die Gestehungskosten problemlos übersteigen.
langer711 hat geschrieben:Stellt sich dann die Frage, ob H2 dann stärker besteuert werden wird, oder ob man Strom fürs Auto verbilligen soll, weil „gut fürs Klima“
Ich wüsste nicht, warum man Strom und Wasserstoff für Autos sehr unterschiedlich besteuern sollte (umgerechnet auf die Fahrstrecke).
Klar, die derzeitige Besteuerung von Strom und Kraftstoffen ist auch nicht logisch oder gar fair. Aber mit welcher Begründung will man erneuerbare Kraftstoffe stärker besteuern als Strom für Autos? Klimafreundlichleit zieht da als Argument nicht mehr bzw spricht sogar eher für den erneuerbaren Kraftstoff.
Das Thema Besteuerung würde ich deshalb mal außen vor lassen, das ist Willkür.
langer711 hat geschrieben:Daraus ergibt sich dann die Frage:
Ist H2 aus finanzieller Sicht überhaupt sinnvoll?
Was heißt denn sinnvoll? Man kann das immer nur relativ zu den Alternativen betrachten.
Aus wirtschaftlicher Sicht unschlagbar sind für die meisten Anwendungen im Verkehrssektor natürlich flüssige, fossile Kraftstoffe. Deshalb haben sie sich ja auch weltweit etabliert.
Genau davon wollen wir aber aus gutem Grund weg.
Trotzdem ist das wirtschaftlich grundsätzlich erstmal nicht sinnvoll.
Die Kernfrage ist: welche Technologie ermöglicht die geringsten Kosten pro Emissionseinsparung?
Und das sind weder E-fuels aus Saudi Arabien noch Elektroautos samt Grünstrom. Der Verkehrssektor ist halt nur mit sehr großem Auffand dekarbonisierbar. Deshalb ist es in den nächsten Jahren und leider vermutlich sogar Jahrzehnten nicht sinnvoll, da irgendetwas zu ändern außer der Verbesserung der Effizienz der Fahrzeuge. Es gibt einfach bessere Wege, um Emissionen einzusparen.
Es gibt viele Bereiche, in denen sich spezifische Kosten für THG-Emissionseinsparung von unter 50€/t CO2äq erreichen lassen. Windkraft und PV gehören da zum Beispiel dazu.
Für Elektroautos gibt es verschiedenste Rechnungen zu den THG-Vermeidungskosten mit einer gigantischen Spannweite (abhängig vor allem von den angenommenen Emissionen der Stromerzeugung).
In sehr vielen Betrachtungen kommen Elektroautos nicht gut weg, was die Kosten der Emissionsvermeidung angeht, selbst mit optimistischen Annahmen für BEV.
Die kosteneffizientesten Maßnahmen sind Effizienzverbesserungen in verschiedensten Bereichen (Gebäudedämmung, Kraftwerkseffizienz und was weiß ich nicht alles) sowie der Ausbau von Windkraft und PV.
Wasserstoff für Fahrzeuge wird in vielen Studien zu den Kosten garnicht groß beachtet und wenn doch, schneidet er sehr unterschiedlich ab, weil genau wie bei BEV unglaublich viele Annahmen getroffen werden müssen, auf die die Studienautoren natürlich direkten Einfluss haben. Da sollte man sehr vorsichtig sein, in wessen Daten man buddelt.
Ich persönlich glaube nicht, dass Wasserstoff in Fahrzeugen sinnvoll ist. Aber wenn die Politik es drauf anlegt, wird es mangels Alternativen so kommen.
Wahrscheinlich haben wir in zwanzig Jahren dann Klimaaktivisten, die auch noch Wasserstoff in Fahrzeugen verbieten wollen, weil der ja nicht super sauber aus der Steckdose kommt, sondern meist aus Erdgas erzeugt wird... Oder es kommt ein neuer Hype und die Klimaaktivisten finden BEV plötzlich doof und erzeugen lieber mit der eigenen (bzw Papis) PV Wasserstoff, um damit nahezu ganzjährig Haus und Auto zu versorgen. Wer weiß?
Wenn Elektrolyseure und vor allem die Speicherung von Wasserstoff noch eine Ecke billiger werden, könnte das tatsächlich eine interessante Lösung für eine ganzjährig autarke Energieversorgung des Eigenheims samt Auto werden. Steuervermeidung für Fortgeschrittene