Jeder kennt es: Die Milch kostet nichts, das Getreide wird mal wieder verschenkt, wer bei der Hähnchenmast nicht im oberen Viertel der Betriebe ist, verdient nichts oder setzt bares Geld zu.
Früher habe ich mal eine kurze Zeit als Agrarjournalist gearbeitet und ein Kollege hat einen Artikel mit dem Titel "An den kleinen Schrauben drehen" geschrieben. Soll heißen, Kosten senken, Zehntelpfennige. Hat mich nie sonderlich begeistert.
Heute bin ich selbständig und leite einen Betrieb. Natürlich achte ich auch ein wenig auf die kleinen Schrauben, aber zuviel kleine Schrauben ist Kleinkram. Nicht ungefährlich, wenn sich die Marktbedingungen verschlechtern, kaum Reserven.
An den großen Schrauben drehen muß manchmal sein, Betriebsumstellung (aber bitte nicht von Schweinen auf Milchvieh und dann wieder zurück). Märkte mit wenig Aufwand und guten Preisen suchen (die gibt es), Teilverkäufe zur rechtzeitigen Entschuldung bis hin zur Betriebsaufgabe und Rettung des verbliebenen Vermögens. An den kleinen Schrauben sollten nur fingerfertige Spezialisten drehen, wer sich für etwas gröber hält, ist mit den größeren Schrauben besser bedient.
Auf vielen Märkten fallen die Preise, steigen die Kosten. Lebensstandard noch weiter senken? Nein. Habe ich 100 ha, muss ich überlegen. wobei geht es mir besser und was übernimmt mein Sohn lieber, 100 ha hochverschuldet oder 60 ha lukrativer Betrieb mit einem Mietshaus in der Stadt. Wahrscheinlich am liebsten 0 ha und vier Mietshäuser. Habe ich zehn oder 20 ha erübrigen sich die meisten landwirtschaftlichen Überlegungen.
Also drehen an den großen Schrauben. Rechtzeitig.
Oder??