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Fendt11 hat geschrieben:Hier ist immer nur die Rede von Lohn und Geld! Was bringt es einen, viel zu verdienen aber keine Lust hat zur Arbeit zu fahren? Klar, man braucht schon genügend Geld um über die Runden zu kommen und sich ab und zu mal was zu leisten ( Urlaub usw. )! Aber ich finde man verdient als angestellter Landwirt genug, um mal in den Urlaub zu fahren, man muss halt nur eine gewisse Leistung bringen! Es gibt genügend Jobs, wo der Stundenlohn bei 5 Eur liegt, also sooo schlecht ist es nicht, als Landwirt zu arbeiten, auch ohne eignen Hof! Das ist zumindest meine Meinung!
SHierling hat geschrieben:Und jetzt den Teil mit "weit kommen" und "Familie erhalten" bitte nochmal:
Haben diese Leute Deiner Meinung nach kein Recht auf Familie? Oder sind ihre Arbeiten nicht gut genug, um Kinder in die Welt zu setzen? Oder nicht nützlich genug?
Fendt11 hat geschrieben:Sichere Stelle?? Keine Probleme?? Das sagen die, die wirklichkeit sieht aber anders aus! Ob man eine Frau findet oder nicht, hängt zum größten Teil von der Person ab! Hast du schon mal Nachrichten geguckt?? Kurzarbeit hier, Entlassungen dort!
SHierling hat geschrieben:Fazit: jemandem, der so eine "innere Überzeugung" hat, und Liebe zu seinem Beruf, dem kann ich jedenfalls nicht abraten, es sieht in anderen Bereichen auch nicht besser aus, und es gibt Dinge, die sind mit Geld nicht zu bezahlen.
SHierling hat geschrieben:Also irgendwie habt ihr alle recht oder unrecht, je nachdem, aus wessen Sicht. Bei mir war das ähnlich wie bei Rumpsteak: ich WOLLTE (unbedingt) Landwirtschaft lernen, und hab das dann gegen alle Widerworte von Lehrern, Eltern und Blabla auch gemacht. Weil man ohne Hof nichts werden kann, dann auch studiert nach der Lehre. Immer mit den Gedanken wie Fendt sie sicher auch mal hat - Landwirtschaft ist halbwegs krisenfest, da findet man immer was, Kartoffeln brauchen die Leute ja immer. Und als ich die Ausbildung angefangen habe, sah das ganze auch super aus, in der Berufsschule haben sie mir gesagt, ich soll dann doch als Lehrerin wiederkommen, die würden gesucht und sie würden mich sofort nehmen.
Bis ich aber am Ende des Studiums war, war schon wieder alles anders, es gab Höfesterben und das einzige, was man werden konnte, war Totberater (sozio-ökonomische Beratung für Betriebe, die aufgeben wollen/müssen). Lehrlinge gabs erst recht nicht und in der Schule nur noch eine halbe Klasse.
Also dann was anderes gemacht, PC, Büro, Call-Center und IT , eben was man so macht, wenn man sich nach "den anderen Leuten" richtet, viel getan, Karriereleiter von ganz unten bis zum eigenen Laden in HH hochgekrabbelt und gut (bis sehr gut) verdient - bloß: LEBEN war das dann nicht mehr. Das war NUR NOCH Geld verdienen, Erfolg statt Befriedigung, Stadt, Streß, Konkurrenzkampf, keine frische Luft, keine Tiere, keinen Boden unter den Füßen - das Ende vom Lied war dann so mit Anfang 40 ungefähr das, was man heute vielleicht "burnout" nennen würde, man ist zwar angesehen, man "hat es gut" und kann sich alles leisten, aber kaputt an Leib und Seele. Und keiner versteht, warum man dauernd unzufrieden ist, denn "man hat ja alles" - solange man sich nämlich unter Leuten bewegt, die das, was man da hat, als erstrebenswert ansehen. Und das sind die meisten.
Die wenigsten Leute sehen das als erstrebenswert an, was ich dann hatte: zurück aufs Land, Job hier, Job da, schließlich arbeitslos (eine 15 Jahre alte Ausbildung will nämlich keiner sehen, da blättern die Leute nicht mal Deine Bewerbung bis zu Ende durch). Chronisch pleite, und auch mit eigenem Haus und festem Glauben an bessere Zeiten ist es NICHT witzig wenn einem im Winter der Putz von der Decke fällt weil man keine Kohle für Kohle hat. ABER: zufrieden. Das, was ich jetzt tu, auch wenn es noch nicht immer zum Leben reicht, tu ich für mich, ich tu das, was ich will, was ich kann, und was mich ZUFRIEDEN MACHT. Die 600 Euro, die ich für meine handvoll Schweine im Jahr kriege, sind MIR mehr wert als die 6000DM, die ich früher jeden Monat auf Konto hatte. (Außerdem kann es definitiv nur besser werden *G*)
Muß jeder selber wissen, was er auf der einen oder der anderen Seite aushalten will und kann. Und irgendwann findet sich wirklich immer was, zum Beispiel so'n junger begeisterter Schlachter, der einem die Ferkel abnimmt
Fazit: jemandem, der so eine "innere Überzeugung" hat, und Liebe zu seinem Beruf, dem kann ich jedenfalls nicht abraten, es sieht in anderen Bereichen auch nicht besser aus, und es gibt Dinge, die sind mit Geld nicht zu bezahlen.
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