Sehr guter Hinweis, Gerds.
Ich sehe in den Jahrhunderten von Karl dem Großen bis zur Jetztzeit eine ständige Entwicklung von Moral und Ethik. Der erwähnte Karl der Große hat seine Macht mit brutaler Gewalt geschaffen. Damals wurde nicht diskutiert sondern es wurden Fakten geschaffen.
Martin Luther hat zwar der Kirche einen Spiegel vorgehalten, war aber politisch gesehen ein Mitläufer des damaligen Zeitgeistes. Er war ein leidenschaftlicher Antisemit.
Das 19. Jahrhundert war geprägt von gewaltigen Kriegen, beinahe Jeder gegen Jeden in Europa. Mit dem Kaiserreich begann ein schrecklicher Nationalismus. Man hat Wollust dabei empfunden, die Franzosen abzuschlachten. Umgekehrt genauso. Im dritten Reich eskalierte der Nationalismus völlig und die Braunen machten sich ihn zunutze um ihre Allmacht-Fantasien durchzusetzen.
Gleichzeitig gab es aber immer mehr auch einen Widerstand in der Gesellschaft. Darauf möchte ich hinweisen. Bloß unterlagen diese Widerständler innerhalb kürzester Zeit auch der Verfolgung. Das war so in der Weimarer Republik - also in der Vor-Hitler-Zeit - und eben auch danach. Es gab Demonstrationen, die schon in den 20er Jahren von der Polizei niedergeknüppelt wurden und es gab offene Straßenschlachten mit vielen Toten.
Wer also immer daherkommt, und die deutsche Geschichte einzig auf die NS-Zeit reduzieren will und auf dessen Ergebnis, hat nichts von den Zusammenhängen verstanden und von den Entwicklungen, die jetzt in anderen Ländern ganz ähnlich verfolgt werden können. Wir werden Zeitzeugen, wie eine Clique von brutalen Militärs oder von extremen Religionsführern es schafft, sich den Willen eines Volkes, ja sogar eines Milliarden Menschen starken Volkes unterzuordnen. An vielen Orten dieser Erde.
Da wird stramm marschiert in Reih und Glied, die Augen zum Führer. Da wird im Gleichklang applaudiert wenn der Führer Vorgaben macht. Da wird unisono geheult, wenn der Diktator verstirbt. Ganz so, als wäre all das nicht vor 75 Jahren schon einmal passiert.
Dass Deutschland seine Vergangenheit ständig aufarbeitet und noch heute neue NS-Gerichtsprozesse begonnen werden, ist weltweit einmalig.
Aber die Welt insgesamt lernt nicht dazu und die Welt tut sich keinen Gefallen, wenn sie immer auf die Deutschen zeigt und dabei vergißt, dass beim Fingerzeig immer drei Finger auf den eigenen Mann zurückweisen.