Meine These ist, dass bei den gängigen Weiderassen die Problembullen allein schon deshalb weniger sind, weil bösartige Bullen auf der Weide seit jeher gemerzt wurden. Beim Milchvieh sieht das anders aus.
D.h. Du gehst davon aus, daß sich a) Verhalten vererbt und b) das auch noch auf den Geschlechtschromosomen oder zumindest geschlechtsspezifisch, also nicht nur der Rasse nach? Nach Deiner Theorie müßte es dann ja Rassen geben, bei denen nur die Bullen friedlich sind, die Kühe aber renitent (und umgekehrt) ?
Ansonsten sollten die Bullen der Milchleistungsrassen erst recht Handzahm sein, denn die werden von Anfang an mit viel Kontakt zum Menschen aufgezogen, eine evtl. Widersetzlichkeit würde also viel eher und stärker auffallen - ganz abgesehen von den Millionen Mastbullen in Ställen.
Und erst recht bei einer nicht geschlechtsgebundenen Vererbung: das, was man Milchvieh jeden Tag an Zahmem Verhalten abverlangt, geht ja immens über jede Arbeit mit Weidevieh hinaus, das müßte sich dann ja auch Vererben?!.
Wenn Verhalten überhaupt an Vererbung festzumachen ist, dann denke ich eher an Zeiträume, die auch tatsächlich genetische Unterschiede in einer Population bewirken können - und da sind Rassen wie Galloway und Highland eben einfach weniger domestiziert, und weisen ja auch alle anderen Eigenschaften einer Domestikation in geringerem Maß auf als andere Rassen. Warum sollten also ausgerechnet die "friedlicher" sein?
Bei den meisten Einsteigern und Hobbyhaltern gibt dann mEn noch einen ganz anderen Grund: die Gallos und Highlands sehen einfach "kuschelig" aus, und entsprechen dem niedlichen "Teddyschema" - das reicht bei sehr vielen Städtern schon aus, um sie auch sozusagen "automatisch" für friedlich zu halten - wogegen so ein Angus einfach weil er schwarz ist, schon gefährlicher aussieht. (ist bei Hunden zB auch nachgewiesen: schwarze Hunde werden für agressiver gehalten als andere)