Hallo, ich halte seit knapp 30 Jahren 8-10 Mutterkühe und stehe nun vor einem ernsthaften Problem, da seit 2 Jahren bei fast allen Kühen knotige und zum Teil total verhärtete Euter auftreten und ich auf Grund dessen allein in den letzten 12 Monaten vier Kühe aussortieren musste. Bis vor 2 Jahren hatte ich nie Euterprobleme in der Herde, obwohl es Fleckvieh Fleisch Mutterkühe sind, die ja von Natur aus eine etwas höhere Milchleistung haben. Der erste Fall erfolgte bei einer Mutterkuh bei der das Viertel vorne rechts bereits vor der Geburt steinhart war und nur eher wässriges Sekret produzierte. Bei einer Milchprobe wurde dann ein geringgradiger Gehalt eines Staph. aureus Stammes nachgewiesen, so dass ich die Kuh dann auch auf eine eigene Weide gelassen und schnell aussortiert habe. Danach folgten noch 3 Mutterkühe bei denen ebenfalls bereits vor der Geburt die Euter mal mehr und mal weniger knotig waren und die Milchleistung bei manchen Vierteln gen null tendierte. All diese Kühe wurden vom TA leider erfolglos antibiotisch behandelt und danach zügig aussortiert in der Hoffnung dadurch das Problem in den Griff zu bekommen. Aktuell habe ich nun noch 5 Mutterkühe und 7 Rinder. Als ich heute Abend mal probehalber die Euter der restlichen 5, seit mehreren Monaten trocken stehenden Kühen "durchgefühlt" habe, habe ich wieder leichte Knoten bzw. Verhärtungen im Euterinneren feststellen können, die mir nun auch wieder extreme Sorgen machen. Da ich in die Rinderzucht nun fast 3 Jahrzehnte extrem viel Zeit und Herzblut investiert habe bin ich langsam an verzweifeln, wenn nun bei jeder Kuh solche Probleme auftreten sollten. Habt ihr noch einen Rat/Tipp für mich oder gibt es keinen andere Möglichkeit als schrittweise alles zu beenden? In der Literatur wird bei Staph. aureus von einer verminderten Milchleistung von "bis zu 15 Prozent" gesprochen was zwar auch unschön, aber bei einer Mutterkuh eher zu verschmerzen wäre. Bei meinen Fällen waren die Euter bzw. Viertel aber schon vor der Geburt teilweise extrem knotig bzw. steinhart und die Milchleistung lag bei solchen Vierteln dann insgesamt vielleicht noch bei 20%, wenn überhaupt. Wie ist das zu erklären? Komisch ist auch, dass Staph. aureus ja fast ausschließlich beim Melken übertragen wird und eine von meinen Mutterkühen zum Beispiel über ein Jahr lang auf einer eigenen Weide war, dann trocken gestellt wurde und dennoch kann ich nun im Kern aller Viertel leichte Knoten/Verhärtungen fühlen. Bei dieser Kuh kann ich zum Beispiel zu 100% ausschließen das sie besaugt wurde. Desweiteren habe ich auch seit 2015 kein Tier mir zugekauft, d.h. man kann von einem geschlossenen System sprechen. Wenn die Probleme wirklich ausschließlich auf Staph. Aureus zurückzuführen sind muss es ja ein unfassbar aggressiver und ansteckender Stamm sein und dann würde mir ja auch kein Abschaffen der Rinder und ein dann folgender Neuanfang mit neuen Tieren helfen, da sich die neuen Tiere dann ja vermutlich ebenfalls wieder relativ schnell infizieren würden und das Theater wieder von vorne losgehen würde. Liebe Grüße
Da würde es denke ich Sinn machen, den genauen Erregerstamm in einem Labor feststellen zu lassen und sich entsprechende Behandlungs- und Hygieneempfehlung für eine Bestandssanierung zu holen. Wenn du so einen kleinen Bestand in einem weitgehend geschossenen System fährst, kann es evtl. auch sein, dass du eine Kuhfamilie vermehrt hast, die besonders anfällig für diesen Erreger ist.
„Alles, was wir hören, ist eine Meinung, keine Tatsache. Alles, was wir sehen, ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit.“ Mark Aurel
Hallo August, in den Betrieben in denen ich in der Vergangenheit arbeitete waren auch vereinzelt Fälle mit eindeutigem nachweisbaren Staph Aureus dabei.
Die hatten einen Milchleistungsrückgang wie von dir, aus der Literatur zitiert, um ca. 15 Prozent. Knotige Euter/harte Viertel waren da nicht darunter.
Du hast den Nachweis über eine Milchprobe erhalten?
Wenn man das betroffene Tier nicht ausmerzen will/kann sollten wir den Liegebereich zur Desinfektion kalken, sowie das Melkzeug nach jedem Melkvorgang desinfizieren und die Euter dippen. Der TA meinte dort, das sich der Keim oftmals nach der Trockenstellphase verabschiedet.
Das alles wird Dir nur wenig helfen. Was wohl eine pathologische Untersuchung eines der betroffenen Euter ergeben würde? Zieht man sowas an der Stelle in Betracht? Mir klingt das als würde das gar nicht miteinander im Zusammenhang stehen? Aber da bin ich zu unerfahren.
Hoffe an der Stelle auch auf weitere Beiträge, da das Thema Staph. Aureus uns in der Landwirtschaft zu Zeiten der Massentierhaltung (übermäßiger Antibiotika-Gebrauch) leider noch eine Weile beschäftigen wird und noch keine Abhilfe in Sicht zu sein scheint, und man nie auslernt.
Grüße und Gesundheit in 2025 in Haus, Hof und Stall office_Bäuerin
Danke für eure Antworten. Die Idee mit der Kuhfamilie die speziell für diesen Erreger anfällig ist, ist eine interessante These, aber ich habe in meiner kleinen Zucht zwei Linien und beide zeigen die gleiche Anfälligkeit bzw. musste ich aus beiden Linien bereits Kühe aussortieren.
Ja, der Erregernachweis erfolgte mittels einer Milchprobe. Mir ist alles auch ein Rätsel und so wie die office_Bäuerin kann ich eigentlich auch nicht glauben, dass das klinische Bild wirklich von Staph. aureus hervorgerufen wird. Bei einer älteren Kuh die ich im Herbst schlachten lassen musste war die eine Seite des Euters, also zwei Viertel, wie mit Beton ausgefüllt (ähnlich wie bei einem Euterödem) insofern wäre eine Gewebeuntersuchung des Euters wirklich sehr interessant und würde vielleicht Aufschluss bringen. Problem ist vermutlich nur die Umsetzbarkeit, da ich die Schlachtkühe immer an einen großen Schlachthof liefern lasse, da im Umkreis kein Anderer mehr ist der Rindvieh schlachtet.
Vielleicht liest hier ja jemand mit der schon mal einen ähnlichen Fall bzw. eine Erklärung für mein Dilemma hat.
Hallo August, ich möchte nochmal betonen das ich kein tiefgründiges Wissen habe, weswegen ich hier von Euch allen so viel lerne.
Dein Thema interessiert mich nun allerdings und ich würde gerne mal ne Vorstellung bekommen wie sich das darstellt. Sind die Knoten mit dem Auge sichtbar oder ausschließlich spürbar?
Haben sie Ähnlichkeit mit der Kuh, welche in dem folgenden Forum ein ähnlich beschriebenes Krankheitsbild aufweist? https://familycow.proboards.com/post/868750/thread Hierzu bringt ein anderer User BLV als mögliche ursächliche Krankheit ein.
Da bin ich nicht ausreichend vom Fach, aber vielleicht können hier andere Forumsteilnehmer bzgl. BLV in dem Zusammenhang mehr beisteuern, sofern Du August überhaupt eine Ähnlichkeit von deinen Rindern zu der Kuh auf dem Bild bestätigen kannst?
Ich wüsste zwar nicht, dass Blauzunge selbst diese Knoten hervorruft, jedoch könnte ich mir vorstellen, dass ein latent im Mutterkuhbestand vorhandener Erreger im Normalfall vom Immunsystem unter Kontrolle gehalten wird und nach einer Infektion mit Blauzunge akut wird.
Bei dem ersten Fall war das betroffene, vordere Viertel schon vor der Kalbung vergrößert und steinhart wohingegen alle Anderen noch ganz locker waren. Das Euter war sozusagen schief. Nach der Kalbung hatte ich die Kuh bis zur Schlachtung auf einer eigenen Weide und da konnte man dann im späteren Verlauf sehen, dass sich auf dem kranken Viertel zwei bis drei kleine Geschwüre gebildet hatten die dann auch aufgegangen sind, wobei die Kuh aber ansonsten keine klinischen Auffälligkeiten gezeigt hat.
Bei allen anderen Fällen waren die Euter zum Teil auch leicht schief, ansonsten konnte man an der Oberfläche (im Gegensatz zum Euter der Kuh auf dem verlinkten Foto) aber keinen pathologischen Veränderungen erkennen, sondern lediglich durch fühlen/ertasten konnte man erkennen das etwas nicht stimmt. Grundsätzlich erfolgte die Infektion immer in der Trockenstehzeit, d.h. im Zentrum des Drüsenkörpers waren zu Beginn leichte Verhärtungen/Knoten zu ertasten die im Laufe der Zeit dann immer größer wurden, so dass dann schlussendlich manche Viertel steinhart bzw. wie ich es schon beschrieben hatte wie mit Beton ausgefüllt waren, d.h. der Drüsenkörper war zu 100% verhärtet.
Da gerade letztes Jahr die Leukose-Untersuchung durchgeführt wurde und alle Tiere negativ waren kann ich Leukose als Ursache ausschließen. Nichtsdestotrotz ist auch mein Gedanke, ob eventuell eine Schwächung des Immunsystems die Ursache für die Probleme sein könnte. Andererseits haben meine Rinder als Mutterkühe, im Gegensatz zu Milchkühen, nicht wirklich viel zu leisten, sind von April-November auf der Weide, bekommen im Winter Grassilage/Heulage und haben Salz- und Minerallecksteine zur freien Verfügung, so dass ich nicht wüsste was man noch verbessern könnte. Zumal ich die 25 Jahre zuvor nie Probleme mit Eutererkrankungen hatte und an Haltung und Fütterung nichts verändert habe. Ich wüsste also nicht warum das Immunsystem aller Kühe nun plötzlich geschwächt sein sollte, so dass sich im Euter Entzündungen ohne körpereigene Gegenwehr ausbreiten können. Es handelt sich ja auch um subklinische/chronische Euterveränderungen, da bei keiner befallenen Kuh Fieber oder zum Beispiel Fressunlust aufgetreten ist.
Das die vermeintliche Immunschwäche auf eine Blauzungenerkrankung zurückzuführen ist kann ich mir auch nur schwer vorstellen, da mein erster Fall ja schon ca. 3 Jahre zurückliegt und zu dem Zeitpunkt Blauzunge, im Gegensatz zu diesem Jahr, in unserer Region keine Rolle spielte bzw. keine Fälle aufgetreten sind.
Vermutlich wird es das Sinnvollste sein, wenn ich bei der nächsten Kalbung wieder eine Milchprobe zur Untersuchung einschicke. Bisher hat die Probenentnahme und das Einschicken der Tierarzt gemacht und die Proben an die TiHo Hannover geschickt. Kann ich das als Halter auch selber machen oder muss da immer der Tierarzt mit einbezogen werden? Wie hoch sind die Kosten bei euch für eine Milchuntersuchung bzw. Bestimmung des Mastitiserregers und wo lasst ihr es durchführen? Ich komme aus NRW.
Ich melde mich mal zurück. Ich hatte die letzte Nacht die erste Kalbung in diesem Jahr und auch diese Kuh hat erstmals die von mir beschriebene Problematik denn das vordere, linke Viertel ist verhärtet und produziert keine Milch. Es ist zum Verzweifeln denn ich hatte wirklich gehofft, dass ich durch Ausmerzung der Problemkühe die Symptomatik in den Griff bekomme, aber es scheint so ein aggressiver und hochansteckender Erreger zu sein, dass alle Tiere anscheinend schon latent befallen sind und die Krankheit jeweils kurz vor der Kalbung ausbricht und die betroffenen Viertel dann schon irreversibel zerstört sind. Ich weiß nicht mehr weiter und werde die Rinderhaltung dann nach über 30 Jahren wohl aufgeben müssen.
Mach mal langsam! Für ein Kalb kann eine MuKu auch aus 2 Vierteln genug Mich geben . Wichtig wird jetzt, den Erreger richtig zu identifizieren und alle Hygienemaßnahmen neu zu denken, um damit eine Übertragung auf bisher gesunde Tiere zu verhindern.
Schon eine Meldung von einer eingeschickten Milchprobe?
Solange die Kühe sonst fit sind, sind 2-3 Zitzen genug für das Kälbchen. Du könntest bei den Kühen die aufeutern vor dem Kalben mit Tierarzt dich absprechen und eventuell AB behandeln , aber nur wenn es Sinn macht und du weisst welche Erreger da sind. Am besten mal von allen Tieren die gerade Milch geben Milchproben machen und schauen was alles im Bestand ist.
Und auch wenns gerade kacke läuft, nach dem Regen kommt auch wieder Sonnenschein
Vor über 20 Jahren hatte ich mal eine Kuh bei der sich auch ein Viertel mutmaßlich entzündet hatte und das dann in der darauffolgenden Laktation verkümmert war. Es war dann also eine "3-Strichkuh" wobei das, wie von euch richtig geschrieben wurde, bei einer Mutterkuh ja eigentlich kein Problem ist. Bei diesem Erreger sind die Viertel, aber bereits vor der Kalbung irreversibel geschädigt, so dass eine Therapie dann keinen Erfolg mehr bringt und es wird nicht nur ein Viertel "attackiert". So sind bei der Folgekalbung dann nicht nur ein, sondern 2 oder 3 Viertel steinhart und produzieren keine Milch, d.h. spätestens nach der zweiten oder dritten Kalbung muss man die Kuh allein aus Milchleistungsgründen aussortieren. Damit sich der Erreger nicht noch weiter ausbreitet habe ich die letzten betroffenen Kühe dann schon vorher schlachten lassen, aber es hat anscheinend nichts gebracht, sondern kommt mir wie eine biblische Plage vor. Eine Behandlung direkt nach der Geburt (mit Eutertuben als auch mit i.m. Verabreichung) hat keinerlei Besserung bewirkt, obwohl vorher eine Milchprobe eingeschickt wurde (Ergebnisse/Befund habe ich mal in den Anhang gestellt). Ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich noch machen soll, weil sowohl eine Ausmerzung der betroffenen Kühe als auch eine auf den Erreger abgestimmte Antibiotikabehandlung keine Wirkung zeigt. Das einzige wäre vielleicht noch eine Behandlung beim Trockenstellen, aber das Antibiotikum hält dann ja nicht die komplette Trockenstehzeit vor und beim Aufeutern ist die Messe ja immer schon gelesen.
Mein Bruder hatte vor 2 Jahren bei seinen Milchkühen einen solchen Fall. Der hat dann auch alle Kühe geimpft und nimmt für alle Kühe einen Langzeittrockensteller. Der hat auch 20% der Kühe gemerzt.
Wollte gestern schon schreiben wird ein Aureus sein. Die Kälber schleppen den dann von Viertel zu Viertel und von Kuh zu Kuh den kannst fast nicht behandeln der versteckt sich im Euter und bricht dann aus wenn das Kalb abgesetzt wird und die Kuh trocken steht.
Da müsste man da schon gezielt mit starken Trockenstellern arbeiten.
Würde ich meine Milchkühe nicht alle mit Trockenstellern trocken stellen wären nach dem Kalben alle erst mal Euter krank auch die vorher untersuchten "gesunden".
Alle reden übers Wetter, aber keiner unternimmt was dagegen.