teufelsmoor hat geschrieben:@ SHierling: Dann brauchte ich die Bezeichnung der Mittel, die bei Dir eigesetzt werden. Mit Zeitangabe, Einsatzzweck und Örtlichkeit (nur die Art des Bodens).
Och, nimm doch einfach an, die Leute hier gehörten - wie hast Du so schön geschrieben - "zu den Landwirten, die ohne zu hinterfragen, die Anweisungen der Pflanzenschutzberater der LWK ausführen", also zugelassene Mittel nach Bedarf und Empfehlung einsetzen.
Und Boden haben wir hier zweierlei, Streusand auf der einen Seite, und Marsch auf der anderen.
Bei der Parasitenbekämpfung tut's auch ein Rundumschlag, ich hab Schafe, Ziegen, Schweine, Hühner und Enten. Hunde und Katzen natürlich auch. Rinder nicht, die hat mein Nachbar, interessiert mich aber trotzdem, wenns recht ist.
Und falls es Dir bei der Beurteilung eine Hilfe ist: ja, ich bin tatsächlich der Ansicht, daß gesunde , gut versorgte Pflanzen ohne Mykotoxine und gesunde Nutztiere ohne Parasiten eine durchaus sinnvolle Sache sind. Man kann 80 Millionen Menschen nicht mit Rotkehlchen ernähren, so leid mir das für die Rotkehlchen auch tut, aber um deren Bestand zu erhalten würde ich nicht gerade auf dem Acker anfangen, sondern wie gesagt: in den Gärten, Vorgärten, Städten, auf Freiflächen, zB auch auf Dächern und so weiter. Wo sind die Vorschriften, die da die "naturnahe Nutzung" gesetzlich regeln? Nur mal als Beispiel: was glaubst Du, wie würden unserer Städte und Vorstädte, Wohnsiedlungen und die öffentlichen Räume aussehen, wenn jeder, der da wohnt, nur dazu verpflichtet werden würde, EINE EINZIGE SINNVOLLE PFLANZE zu pflanzen und zu betreuen? Oder wenn die Begrünung der Hauswände Pflicht werden würde?
Es kann nicht angehen, daß in Deutschland über die Hälfte aller Menschen in Metropolregionen lebt, und sich damit das Recht rausnimmt, "Land"schaften zu schaffen, zu nutzen und zu betreiben, in denen überhaupt keine naturnahen Lebensräume mehr möglich sind, ihre eigenen Ameisen, Silberfischchen und Flöhe mit Imidacloprid und Fipronil, Methopren, Diflubenzuron, Pyriproxifen oder Carbamaten begießt, und dann im Gegenzug ausgerechnet die Flächen, von denen diese Menschen ernährt werden, und in denen es überhaupt nur die letzten Naturräume gibt, auch noch fachfremd reglementieren wollen. Bisher sind ja nicht mal invasive Neophyten in den Vorgärten verboten, von Gesetzen, die der Natur dienen und sie fördern ganz zu schweigen.
Es ist in den letzten 30 Jahren wirklich viel in Sachen Natur- und Umweltschutz passiert. Ich kann mich noch gut erinnern, daß ich in der Lehrzeit hier an der Elbe , wenn man beim Färsen gucken mit den Stiefeln im "Wasser" stand, das Ende der Stiefel nicht mehr sehen konnte. Der damals "typische Elbgeruch" reichte gut einen Kilometer weit, und das Silo der Überschwemmungswiesen durfte man nicht an Milchkühe verfüttern. Inzwischen gibt es hier wieder Biber, und sogar wieder Lachse, die Adler ziehen wieder mehr Nachwuchs auf, und wenn man in der Elbe badet, sieht man seine Füße. Das ist ein toller Erfolg, und das ist auch gut so.
Aber man kann alles, selbst den Naturschutz, übertreiben, und das ist genau das, was zur Zeit passiert: wenn plötzlich Flächen als "Vogelschutz"gebiete angelegt werden, die man im Frühjahr nicht mehr Mähen kann, dann ist das kein Vorteil, sondern ein Nachteil (zB für die Störche), und wenn die Weiden der Rinder nicht mehr gepflegt werden dürfen, bis selbst "Naturrinder" darauf verrecken (wie beim NABU). dann geht das auch zu weit. Wenn der Einsatz von Arzneimitteln bei Nutztieren so weit eingeschränkt wird, das man ganze Bestände keulen muß, nur weil man ein verfügbares Medikament nicht mehr einsetzen darf, dann geht mir das zu weit, ebenso wie die "naturnahe" Bewirtschaftung von Grünland, auf dem sich dann in Folge leberschädigendes JKK ausbreitet. Und das selbe gilt für die Nutzpflanzen: "Pflanzenschutz" ist kein Schimpfwort, sondern der ist mal erfunden worden, um gesunde Lebensmittel zu erhalten, und Düngung nach Entzug ist keine Sache von Profit, sondern von Pflanzen- und Lebensmittelgesundheit. In beiden Bereichen gibt es immer weiter Fortschritte, die Mittel wirken gezielter, die Ausbringung ebenfalls, die Bodenproben werden genauer, die Dünger angepaßter, die gesetzlichen Regelungen sind Legion, aber die Vorstellung, man könne hierzulande der Kulturlandschaft die gesunde Ernährung von 80 Millionen Menschen abverlangen, ohne das dabei irgendwelche "Nebenwirkungen" dabei auftreten, ist schlicht und ergreifend Blödsinn.