wastl90 hat geschrieben:Estomil hat geschrieben:Es hören sicherlich Massen an Landwirten auf. Nicht nur Tierhalter sehen keine Zukunft mehr. Auch bei den reinen Ackerbau betrieben wird die Luft sehr eng. Besonders auf den besseren Standorten sind mit solchen Düngervorgaben keine sinnvollen Erträge und Qualitäten mehr möglich.
Selbst als jemand der immer positiv war wie ich zweifelt mitlerweile erheblich.
Insbesondere der Druck alle neuen Vorgaben in der Kürze der Zeit umzusetzten macht mich mitlerweile echt fertig und belastet ehrlich gesagt sogar meine Ehe ganz erheblich.
Ich erwische mich immer öfter wie ich meine Geschwister, Freunde oder Nachbarn beneide weil denen freie Tage und Urlaub zur Verfügung steht von dem ich nur träumen kann.
Ich bin mir relativ sicher, dass ich einem Burnout sehr nahe bin und eigentlich dringend einiges ändern müsste. Das Problem ist nur, dass ich vor 5 Jahren die Arbeit so an meine Leute verteilen konnte das ich nachmittags immer Dinge erledigen konnte die dem Betrieb mittelfristig weiterhelfen(Planungen zb) und mittlerweile mit sowas von viel Papierkram, Dokumentationspflichten,der Kontrolle der Tierwohl Pflichten und anderen privaten Dingen eingebunden bin das ich kaum noch freie Minuten habe.
Und dabei ist der Senior noch voll im Betrieb. Wenn der ausfällt und dass kann jederzeit sein dann knallts auch bei mir.
Das weiss ich sehenden Auges bereits jetzt. Ich sehe den Berg an Neuerungen und Frage mich wie ich das alles umsetzten soll wenn meine Zeit schon jetzt so knapp ist das ich Dinge von montags auf Freitag schiebe.
Heute Mittag habe ich Mal in der sus geblättert und was über die Borchert Pläne gelesen. Was soll ich sagen. Wenn das alles kommt wird der Laden dicht gemacht. Ich fühle mich stand heute nicht in der Lage bis 2030 oder auch eher diese ganzen Dinge umzusetzten.
Weder der verzicht aufs schwänze Kupieren noch umfangreiche Umbauten können aktuell von mir betreut werden weil ich selber mit Arbeit voll bin. Das ist nichtmal eine Geld Frage.
Finanzieren könnte ich das. Nur habe ich die Kraft dazu?
Soviel zu meinen Gedanken die mich im Moment sehr belasten.
Was du schreibst ist wirklich hart! Ich kann dich aber auch verstehen.
Als Außenstehender redet man sich natürlich leicht aber warum machst du den Laden nicht dicht? Keine Ahnung wie alt dein Senior ist aber wenn du bereits selbst einen nahenden Burnout merkst, dann schalte auf alle Fälle deinen Modus um. Das geht nicht mehr lange gut!
Natürlich lässt sich leicht reden. Ich habe keine Ahnung ob deine Ställe bezahlt sind oder wie lange du deinen Kredite noch bedienen musst. Das kannst nur du wissen.
Aber genau solche Beispiele wie dich meine ich die ganze Zeit. Man investiert oder stellt seinen Betrieb um und morgen ist es schon wieder falsch. Die fehlende Planungssicherheit führt doch genau dazu, dass sich Betriebe nicht mehr verändern (wollen) und können. Man weiß nie wann das Ende der Fahnenstange erreicht wird.
Wir sind schuldenfrei bzw haben noch einen kleinen Kredit laufen(<100k) und dafür aber einen mittleren 6 stelligen Betrag liegen. Ställe, Maschinenhalle, Wohnhäuser sind überwiegend 6-15 Jahre alt bzw kernsaniert. Abgesehen vom Getreidelager, einzellnen Dächern und dem grossen Schlepper also alles modern und top in Schuss.
Ich könnte also ohne weiteres 10-15 Jahre erstmal garnichts machen bzw ausschließlich den Status quo erhalten und hätte dann in 15 Jahren immernoch einen Top Hof weil die Substanz einfach heute so hochwertig ist.
Geht aber nicht weil in 8 Jahren das Deckzentrum dran ist, paar Jahre später die abferkelbuchten, die ta Luft dann eventuell nen Luftwäscher will und der Borchert Plan nochmal ganz andere Vorstellungen hat.
Dabei habe ich schon 20% mehr Platz und sogar freilaufabferkelbuchten. Die sind nur halt nen halben qm zu klein.
Also ja ich kann jederzeit aufhören. Wenn alle Ställe leer gefahren werden, Maschinen und Vorräte verkauft werden dann wäre sicherlich ein Siebenstelliger Betrag auf dem Konto.
Und um hier nochmal Missverständnisse gleich zu beseitigen. Wir haben in der Vergangenheit überwiegend ohne Kredite unsere Ställe, pv Anlagen und Mietshäuser gebaut und haben so aktuell auch einen sechstelligen Betrag an ausserlandwirtschaftkichem Einkommen sowie sehr hohe Erträge auf unseren 50ha Acker.
Es macht schon einen unterschied wenn der Opa 8% Zinsen auf dem Sparbuch bekam oder vor 30 Jahren schon Kredite bedient werden mussten. Wir konnten immer aus der Stärke die man hatte wachsen.
Das war bisher auch immer richtig denn man konnte Jahrzehnte mit der Substanz wirtschaften.
Das ist heute ja garnicht mehr der Fall. Wir sind quasi permanent dabei irgendwo irgendwas umzurüsten und kommen garnicht mehr zur Ruhe. Obs jetzt der Tierwohl Kram ist oder eine betriebseinzaeunung, neue Kühlung in Stall, Güllepott oder neuerdings die Aufforderung doch bitte Mal die Hofentwässerung Zu erneuern samt Rückhaltebecken....
Mein Dieseltank ist auch nicht mehr auf dem aktuellen Stand genauso wie unsere Klärgrube. Für unseren Brunnen sollen wir alle vier Wochen Zählerstände und Wassertiefen messen was ja völliger Quatsch um nur Mal einige Kleinigkeiten zu nennen die ganz nebenbei anfallen....