Die Ärzte-Lobby und auch die Krankenhaus-Lobby hat kein Interesse daran, daß sich an der Knappheit der Ärzte was ändert. Sie haben dadurch ja einen Hebel, um immer hohe Vergütungen durchzusetzen. Angebot und Nachfrage regelt der Preis.
Ich hatte mal den Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in einem längeren Interview gehört (über 1 Stunde langes Interview). Zwischen den Zeilen konnte man raushören, was deren Ziel ist: Geld verdienen und davon möglichst viel!
Krankenhäuser und auch Ärzte bekommen für bestimmte Leistungen Fallpauschalen. Je mehr sie also für sich an diesen Untersuchungen und OPs an Land ziehen, um so höher ist ihr Verdienst.
Beispiel: Bänder im Fuß oder Knie richten. Möglichst im 30-Minuten-Takt ein Patient nach dem anderen. Bei einigen Patienten würde aber vielleicht eine Physiotherapie mit Muskelaufbau zum selben Ergebnis oder gar einem besseren Ergebnis führen (OPs haben z.B immer das Risiko einer Infektion mit richtig Theater anschließend).
Da schieben sich auch Ärzte die Patienten gerne mal hin- und her, sprich ein Hausarzt schreibt eine Überweisung zur Magenspiegelung ("könnte man ja mal machen") und schlägt dem Patienten noch vor, in die Praxis XY zu gehen. ....und der Arzt in Praxis XY ist sein Studienkollege mit dem er Kumpel ist. Der eine Arzt sorgt also für Umsatz beim anderen Arzt.
In anderen zivilisierten Ländern werden bestimmte Untersuchungen und OPs wesentlich weniger gemacht als in Deutschland. Das hat ja einen Grund!
Durch dieses System wird das Gesundheitssystem mit überflüssigen Untersuchungen belastet, die Geld kosten und Ärzte-Kapazität binden.
Und diejenigen dir dringend einen Arzt benötigen, die müssen hinten anstehen im Stau.
Warum werden Teile der Medizin-Studienplätze nicht regional vergeben? Jede Gemeinde bekommt quasi einen Studienplatz für Allgemeinmedizin. Bedingung ist, daß nach Studium und Facharztausbildung dann auch in der Gemeinde gearbeitet wird. Ansonsten sind die Kosten zu erstatten. Und ein Medizin-Studium kostet den Steuerzahler so rund 250.000 Euro. Also arsch-viel Geld.
Lieschen Müller von nebenan hat z.B. ein schlechtes Abi ohne großartig Aussicht auf einen Studienplatz, würde aber gerne bei sich im Dorf mal als Ärztin arbeiten wollen, weil sie ein üüberzeugtes Landei ist und heimatverbunden. So eine sollte dann so einen Quotenstudienplatz kriegen.
Ich würde da auch anregen, ob man nicht generell den Aufbau des Studiums ändern sollte. Eine stärkere Verzahnung von Studium und Praxis vor Ort und das möglichst früh halte ich für sinnvoll (z.B. auch bei der Lehrer-Ausbildung).
Man sollte sich auch überlegen, ob bestimmte medizinische Angebote nicht in staatlicher/öffentlicher Hand laufen sollten, also mehr medizinische Versorgungszentren (auf dem Land) mit angestellten Ärzten.
Was ist mit den Polyklinik-System aus der DDR? War das eher gut oder eher schlecht? ...ich bin ja Wessi und kenne es nicht aus eigener Erfahrung, aber Gregor Gysi schwärmt immer davon.