Hallo,
nun ist es amtlich. Nachfolgender Auszug ist aus einer Pressemitteilung der DLG vom 14. September:
Standardtraktoren mit 350 PS und 60 km/h
Bis vor kurzem glaubte man, dass das Konzept des Standardtraktors nur für Motorleistungen von bis zu 300 PS geeignet sei. Mehr Motorleistung gehöre nur in Raupentraktoren oder Knicklenker. Die führenden Anbieter in der obersten Leistungsklasse haben erneut die Motorleistung gesteigert. Case IH überschreitet beim Modell MX 305 nominell mit der ISO-Leistung von 227 kW die 300 PS-Grenze, John Deere erreicht nach ECE-R24 320 PS und Fendt stellt mit dem neuen Modell 936 eine Nennleistung von 350 PS dar. In der Maximalleistung liegen die drei Modelle mit 345 PS (Case IH nach ISO), 350 PS (JD nach ECE) und 360 PS (Fendt nach ECE) weit über der 300 PS-Schwelle. Der Kraftstoffverbrauch bildet in der obersten Leistungsklasse mit jährlichen Betriebszeiten von oft 1200 h und mehr ein entscheidendes Verkaufsargument. Ein 250kW-Traktor verbraucht bei einer angenommenen mittleren Auslastung von 65 % ca. 50 l Diesel in der Stunde. Eine Kraftstoffeinsparung von nur 5 % bedeutet bei 1200 Betriebsstunden eine Senkung des Verbrauchs um 3000 l/Jahr. Dies erklärt, weshalb alle technischen Register gezogen werden müssen, um die Wirkungsgrade des Motors und des Getriebes zu optimieren. John Deere schaffte es mit verschiedenen Maßnahmen an Motor, Getriebe und Hinterachse beim neuen Modell 8030 trotz Erfüllung der Abgasstufe III A den Verbrauch gegenüber dem Vorgängermodell um ca. 5 % zu senken. Fendt sichert für das neue Modell mit Stufe III A die Beibehaltung der sehr guten Verbrauchswerte des bisherigen Spitzenmodelles zu. Man darf auf die ersten neutralen Testergebnisse der DLG gespannt sein.
Fendt realisiert erstmalig einen Standardtraktor, der 60 km/h fahren kann. Hierzu wurde die Bremsanlage angepasst (2-Kreis-Bremsanlage mit unabhängiger Bremse an jedem Rad). Abhängig von der Fahrgeschwindigkeit wird der Pendelausgleich der einzelradgefederten Vorderachse gedämpft, was zu einer erhöhten Fahrstabilität führt.
Das größte Modell der Challenger-Baureihe (Raupentraktor MT 875B) wartet mit einer Maximalleistung von 600 PS auf und erschließt diesem Fahrzeugtyp einen Leistungsbereich, der bisher nur wenigen Knicklenkern vorbehalten war. Die Firma HARAIN stellt ein neues Gleisbandlaufwerk vor, dass eine Verkürzung der Aufstandslänge beim Wenden ermöglicht, um so Spurschäden zu minimieren. Die Tragrollen und die vordere Umlenkrolle sind hydraulisch gekoppelt und belasten den Boden gleichmäßig.
Dokumentation ist Bestandteil der Feldarbeit
Die EG-Richtlinien verlangen die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln bis auf das Feld. Der Landwirt bzw. Lohnunternehmer sollte in der Außenwirtschaft alle pflanzenbaulichen Maßnahmen dokumentieren. Bisher scheiterte die für ein gutes Feldmanagement ohnehin notwendige Aufzeichnung an dem damit verbundenen zusätzlichen Arbeitsaufwand. Mit dem ISO-Bus wurde die Basis für eine herstellerübergreifende Dokumentationssoftware geschaffen. Die Datenerfassung erfolg, weitgehend ohne Zutun des Fahrers automatisch, und auch die Übertragung der Daten wird in bestimmten Intervallen vollautomatisch durchgeführt. Die Daten werden bei Fendt (MoDaSys) entweder mit BlueTooth auf dem mitgeführten PDA abgelegt oder direkt über das GSM-Netz auf den Betriebsrechner übertragen, wo sie für den Landwirt jederzeit ohne zusätzliche Kosten verfügbar sind. Andere Systeme speichern die Daten auf zentralen Servern, auf die der Landwirt via Internet zugreifen kann. Mit der Aufzeichnungspflicht wird ein wesentlicher Baustein von Precision Farming quasi per Gesetz eingeführt und somit der Verbreitung dieser zukunftsträchtigen Systeme Vorschub geleistet.
Hydraulikausstattung nach Kundenwunsch
Wie schon in den Vorjahren konzentrieren sich die Neuerungen in der Traktorhydraulik auf das Gebiet der Elektronik und Sensorik. Die Integration der vielfältigen Hydraulikfunktion in das Traktormanagement wird erst mit elektrohydraulischen Ventilen und Sensoren zur Rückmeldung von Positionen und Drücken möglich. Je nach Einsatzbedingungen sind die Anforderungen an das Hydrauliksystem sehr unterschiedlich. MF bietet bei den Volumenmodellen 6400 drei unterschiedliche Hydraulikanlagen mit 58 l/min, 100 l/min (LS-Ventil) oder 110 l/min (Loadsensing) in der Arbeitshydraulik an. Viele Großtraktoren können mit zusätzlichen Hydraulikpumpen (z.B. NH TG: 257 /min) oder häufig mit vergrößerten Pumpen (z.B. Case IH MX: 201 l/min) bestellt werden, so dass sie auch speziellen Anforderungen gerecht werden. Fendt hält beim neuen 936 an der Philosophie des getrennten Ölhaushaltes für Hydraulik und Getriebe fest und realisiert eine maximal entnehmbare Ölmenge von über 60 l.
Komfortable und ergonomische Kabinen
Nahezu jeder Hersteller bietet für fast jedes bedeutende Modell eine Kabinenfederung, zumindest als Option an. Durch die vordere drehbare Lagerung der Kabine führt die üblicherweise nur hinten weich gefederte Kabine eine einfache Nickbewegung gegenüber dem Fahrzeugrumpf aus. Bisher hatte nur Claas/Renault eine mechanische Kabinenfederung, die auch vorne Federelemente aufweist. Fendt lagert die Kabine an drei Punkten auf pneumatischen Elementen und schafft mit einem Abstand von 1,25 m zwischen vorderem und hinterem Lager kinematisch gute Voraussetzungen für eine wirkungsvolle Schwingungsisolierung. Der Neigung zum ungewollten Nicken der Kabine wird durch eine höhere Anlenkung des vorderen Federelementes entgegengewirkt. Hydropneumatische oder pneumatische Federungen ermöglichen einen Niveauausgleich und niedrigere Eigenfrequenzen.
Mit dem teuren aktiv gefederten Sitz stehen neue Konstruktionen im Wettbewerb, die abhängig von der Schwingungsanregung entweder aktiv die Dämpfung (Sears) oder die Eigenfrequenz (Grammer) des Fahrersitzes verändern. Hierzu wird keine hydraulische Hilfsenergie benötigt, so dass diese Sitze auch leicht nachgerüstet werden können.
Gefederte Vorderachsen leisten einen entscheidenden Beitrag zur Fahrsicherheit und zum Fahrkomfort. In der obersten Leistungsklasse (John Deere 8030, Fendt 936) lassen sich mit dem in der Mittelklasse verbreiteten Konzept einer starren Achse, die im zentralen Pendelpunkt gefedert wird, kein ausreichender Radeinschlag und kompakter Frontkraftheber darstellen. Deshalb verwenden die o.g. Firmen aufwendige Einzelradfederungen. Die Vorderachskonstruktion von Fendt erlaubt dabei einen Federweg von insgesamt 300 mm und hat von Mitte Achse bis zum Koppelpunkt des Frontkrafthebers einen Abstand von nur 1,32 m.
Leistungsfähige Transporte mit 60 km/h
Der landwirtschaftliche Transport wurde gerade in Mitteleuropa in der Vergangenheit zum größten Teil mit dem Traktor und leistungsfähigen Transportanhängern durchgeführt. Hier ist auch keine Trendwende erkennbar. Extrem leistungsfähige Erntemaschinen benötigen eine ausgefeilte Transportlogistik, deren Organisation aufgrund des Witterungseinflusses sehr kurzfristig erfolgt. Dies schließt die Nutzung nicht landwirtschaftlicher Transportkapazität, z. B. von Speditionen, in vielen Fällen aus. Zudem führt der Transport mit dem Traktor in der Regel zu einer deutlichen Erhöhung der jährlichen Traktorauslastung, woraus sich betriebswirtschaftliche Vorteile ergeben. Die große
Bedeutung des Traktors gerade bei typisch deutschen Lösungen der Transportaufgaben trug zur Einführung von Standardtraktoren mit 60 km/h bei. Diese litten bisher im Vergleich zum LKW an Untermotorisierung. Mit 350 PS stößt man jetzt in die Leistungsdimensionen von LKW’s vor.