euro hat geschrieben:Meine Meinung dazu ist, dass es keinen ethisch korrekten mit irgendwelchen humanitären oder religiösen Regeln geführten Krieg gibt. Wenn man es schon macht, dann auch richtig, und die Kollateralschäden bei der Bevölkerung waren und werden immer höher sein als die eigentlichen Verluste an Soldaten etc.
Das weiß eh jede Regierung, die sich zu solchen Aktionen hergibt im Voraus und deshalb ist das, was jetzt um den Vorfall mit dem Tankzug abgeht, von jeder Seite her eine pure scheinheilige Heuchelei.
Natürlich versucht die Opposition aus diesen Vorfällen Profit zu schlagen, wobei die Grünen und insb. die SPD sich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben. Immerhin haben sie ja diesem Auslandseinsatz der Bundeswehr jedes Jahr erneut zugestimmt und 2001 selbst deutsche Truppen nach Afghanistan geschickt. Einzig glaubwürdig in diesem Zusammenhang sind die Linken, die sich immer gegen diese Kampf- und "Stabilisierungs"einsätze ausgesprochen haben, wobei die 2001 als solche noch nicht im Bundestag vertreten waren (nur die PDS).
Man kann die Position der Linken als naiv erachten, weil es ja auch darum geht, dass wir im Kampf um Erdöl und andere Rohstoffe für die Industrie und unsere Zivilgesellschaft unseren Hegemonialanspruch gegenüber China behaupten. Und getreu dem Motto "...und bist Du nicht willig, so brauch ich Gewalt" müssen dann Regime, die sich einer Kooperation mit dem Westen und seinem Diktat verweigern und widersetzen, eben die Konsequenzen tragen. Dann landen sie eben auf der "Achse des Bösen". Wenn es dann noch gelingt, in diesen strategisch interessanten, rohstoffreichen Ländern mit viel Propaganda und dem nötigen Kleingeld die Opposition stark zu machen und gegen die Regierung auf die Straße zu gehen, dann hat man doch schnell einen Vorwand um mit militärischen Mitteln diesen Menschen humanitär zur Hilfe zu kommen.
Wenn heute die führenden Erdölnationen (Saudi-Arabien, Iran, Irak, Libyen, Angola, Venezuela, Russland, Staaten am Kaspischen Meer usw.) beschließen würden, wir liefern kein Erdöl mehr (oder nur zu unseren Bedingungen und unseren Preisen) und akzeptieren auch nicht mehr den inflationären Dollar, sondern wollen im Austausch für unser Öl wertvolle Industriegüter, damit diese unserem Volk zugute kommen, dann hätten wir binnen weniger Wochen einen richtig schönen Krieg, weil die Industriestaaaten nicht warten würden bis die nationalen Ölreserven verbraucht sind. Da würden wir agieren wie die *Zensur*, die ihren Kaukasusfeldzug auch nur wegen der dort befindlichen Rohstoffe unternommen haben.
Unsere kapitalistische Industriegesellschaft und unser Wohlstand ist einfach zu abhängig von billigen Rohstoffen und die Moralapostel und Gutmenschen von den Linken, deren Wähler zudem auch nicht allzu sehr von diesem Wohlstand profitieren, wollen das einfach nicht einsehen. Ohne diese billigen, immer zur Verfügung stehen müssenden Rohstoffe wird es ja auch nicht dieses Wachstum geben, auf das wir aufgrund unserer hohen Staatsverschuldung so immens angewiesen sind. Natürlich könnte man sich das Geld zur Schuldentilgung bei den Vermögenden und den ganzen Spekulanten holen, dann hätte der Staat auch kein Problem mit einem Nullwachstum. Aber mal im Ernst - wer will das schon? Diese Menschen sind ja so scheu, die würden im Falle einer Wiedererhebung der Vermögenssteuer (wurde ja nie abgeschafft, sondern nur ausgesetzt) sofort fluchtartig das Land verlassen. Außerdem wird unwiederlegbar vermutet, dass es sich bei den Vermögenden allesamt um Leistungsträger handelt, die wertvolle Arbeitsplätze schaffen und uns unseren Wohlstand erhalten.
Aber ich seh schon, ich schweif ab. Um mal wieder auf diese Kundus-Affaire zurückzukommen. Das war natürlich ein Kriegsverbrechen und als solches müsste man es auch bezeichnen, wenn, ja wenn man damit nicht den Bundeswehreinsatz als Ganzes desavouieren möchte. Die Amis haben mit solchen Aktionen weniger ein Problem. Die sind da nicht ganz so zimperlich, aber Bundeswehrsoldaten, die es nicht gelernt haben, zu töten und auch nicht darauf geschult wurden, sind da wesentlich eingeschränkter in ihrem Handlungsspielraum. Wie sollen sie kämpfen, wenn sie Angst haben müssen, dass sie bei einem solchen Exzess immer mit einem Bein im Gefängnis stehen? Sie sind ja nicht unbedingt freiwillig dort, sondern weil sie dort das Vaterland verteidigen.
Da versteht es sich von selbst, dass sie selbst bei einem solch abscheulichen Kriegsverbrechen noch die Rückendeckung unserer Regierung haben, allen voran vom Bundesverteidigungsminister, unserem Chefdiplomaten, der die Deutungshoheit für diese Geschehnisse für sich in Anspruch nimmt. Und wenn er davon spricht, dass dieser Anschlag angemessen war, dann war das eben so, auch wenn er sich aufgrund der erdrückenden Beweislage mittlerweile korrigieren musste. Aber er steht natürlich weiterhin hinter seinen Soldaten und diesem Kriegsverbrecher Oberst Klein. Schließlich hat die Geschlossenheit der Truppe und die Solidarität mit selbiger höchste Priorität. Mit moralischem Gesülze und Defätismus hat schließlich noch keine Nation einen Krieg gewonnen und wo Krieg geführt wird, gibt es auch immer Kriegsverbrechen (auch wenn man die offiziell nicht als solche bezeichnet).