Methan aus Pflanzen
Pflanzen produzieren selbst Methan und emittieren es direkt in die Atmosphäre - noch dazu in ganz normaler sauerstoffreicher Umgebung. Zu dieser überraschenden Erkenntnis sind Forscher des Heidelberger Max-Planck-Instituts für Kernphysik gelangt, als sie untersuchten, welche Gase von abgestorbenen und frischen Laubblättern emittiert werden. In einem weiteren Schritt testeten die Wissenschaftler im Labor und im Freien auch die Freisetzung von Gasen an lebenden Pflanzen, wie Mais und Weidelgras (siehe Bild 1: Pflanzenkammer zur Untersuchung der Methanbildung an Pflanzen; MPI Heidelberg).
Bei den Untersuchungen zeigte sich, dass die lebenden Pflanzen sogar 10 bis 100-fach mehr Methan freisetzten als abgestorbenes Pflanzenmaterial. Zudem stellten die Forscher fest, dass sich die Methan-Bildungsrate noch drastisch erhöhte, wenn die Pflanzen der Sonne ausgesetzt waren.
Den ersten Schätzungen zufolge produzieren terrestrische Pflanzen auf der Erde zwischen 60 und 240 Millionen Tonnen Methan pro Jahr. Dies bedeutet, dass heutzutage etwa 10 bis 30 Prozent der Methanproduktion eines Jahres von Pflanzen stammt. Der Großteil, also etwa zwei Drittel, kommt aus tropischen Gebieten, da dort am meisten Biomasse gebildet wird. Der Nachweis der direkten Methanemission bei Pflanzen erklärt auch die unerwartet hohen Methankonzentrationen über tropischen Wäldern, die erst vor kurzem von einer Forschungsgruppe der Universität Heidelberg bei Satellitenbeobachtungen gemessen wurden.
Doch warum kommt eine scheinbar so triviale Entdeckung erst jetzt, 20 Jahre nachdem Hunderte von Wissenschaftlern weltweit den globalen Kreislauf von Methan untersucht haben? "Methan darf eigentlich so nicht entstehen" sagt Dr. Frank Keppler, MPI Heidelberg. "Es ist eine (bisher) anerkannte Lehrbuchweisheit, dass biogenes Methan nur unter Ausschluss von Sauerstoff gebildet werden kann. Darum hat bisher einfach niemand genau hingesehen."