Ein Neonicotinoid zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass es sich in der gesamten Pflanze verteilt. Es wird über die Wurzel aufgenommen und akropetal, also von der Wurzel aufwärts, in alle Pflanzenteile weitergegeben. Der systemische Wirkstoff kommt damit sowohl in den Stengeln, im Blattwerk als auch in der Blüte, speziell im Nektar und Pollen vor (SUR & STORK 2003; BONMATIN 2003).
Daher eignen sich Neonicotinoide für den Einsatz als Beizmittel, die Applikation durch Aufsprühen ist jedoch auch bekannt. Das Saatgut wird mit einem neonicotinoiden Beizmittel versehen, das sich wie ein Mantel um das Saatkorn legt. Die aktive Substanz des Beizmittels wird dazu mit einem Klebstoff an das Saatkorn geheftet. Das Saatgut wird in das Erdreich verbracht. Während die Pflanze heranwächst, wird der Wirkstoff über die Wurzeln ständig aufgenommen und nach oben in alle Pflanzenteile abgegeben. Auf diese Weise wird ein Rundumschutz der Kulturpflanze in den meisten Wachstumsphasen und einen Schutz aller Pflanzenteile vor Fraßund Sauginsekten erreicht. Grundlegende Eigenschaften zeichnen ein systemisches und neonicotinoides Pflanzenschutzmittel aus. Zum einem ist das die Wasserlöslichkeit, zum anderen die Beständigkeit im Boden, die hohe Toxizität bei Insekten und die systemische Wirkung (UNITED STATES ENVIRONMENTAL PROTECTION AGENCY, CLOTHIANIDIN FACT SHEET 2003).
Damit die Pflanze den Wirkstoff über die Wurzel aufnehmen kann, ist die Wasserlöslichkeit des Wirkstoffs eine Voraussetzung. Die Wasserlöslichkeit ist ebenso notwendig, um den Wirkstoff innerhalb der Pflanze akropetal weiterzugeben. Damit die Kulturpflanze (Mais, Rüben, Raps, Kartoffeln etc.) in allen Wachstumsphasen bis zur Ernte einen Schutz erfährt, darf die Wirkung zumindest für diesen Zeitraum nicht nachlassen. Der Wirkstoff darf sich also nicht zu schnell abbauen. Die hohe Beständigkeit und die hohe Halbwertszeit, die je nach Literatur zwischen 277 Tagen und 1.386 Tagen (>3 Jahren) im Erdreich beträgt, ist abhängig von mehreren Umweltfaktoren wie Bodentemperatur, Bewuchs und Mikrolebewesen. (UNITED STATES ENVIRONMENTAL PROTECTION AGENCY, CLOTHIANIDIN FACT SHEET 2003; FOSSEN 2006; STUPP & FAHL 2003).
Da heute sämtliches Saatgut mit Neonicotinoiden gebeizt kommt es zu einer hohen Kumulation in den Böden. Auch wenn das beizen von Raps- und oder Rübensaatgut verboten werden würde, hält die systemische Wirkung der Gifte noch Jahrelang an und vergiftet die Umwelt.