Hallo,
der beitrag ist zwar schon uralt, aber da ich zufällig drauf gestoßen bin, habe ich mir gedacht, ich könnte ja mal ein bisschen erklären...
Also der aufbau eines varios ist sehr simpel. der Motor treibt den planetenträger an, dieser verteilt das Drehmoment in einem festen verhältnis auf sonnen- und hohlrad. diese Drehmomente ändern sich (bei konstantem eingangsdrehmoment vom Motor) NIE. deshalb kann man den leistungsfluss sehr einfach anhand der Drehzahlen sehen. im stillstand dreht sich das Sonnenrad nicht, das hohlrad mit der ausgangsdrehzahl, ich nenne es mal "100%" Drehzahl. dementsprechend erfolgt das anfahren rein hydraulisch. beim anfahren schwenkt die hydropumpe auf 45 grad aus. dann fährt man je nach motordrehzahl und Fahrbereich etwa 5-17kmh. im ersten Fahrbereich bei nenndrehzahl des Motors etwa 8kmh. in dem Bereich hat das gesamte getriebe auch den besten Wirkungsgrad... gut für ackerarbeiten. um weiter zu beschleunigen schwenkt der hydromotor gegen null grad. bei höchstmöglicher Übersetzung steht die hydropumpe still, sie hat keine Drehzahl und entsprechend steht auch das hohlrad. das Sonnenrad dreht sich jetzt sehr schnell... die Übertragung erfolgt 100% mechanisch. im gesamten Bereich, den ich jetzt beschrieben habe, drehen sich planetenträger, hohlrad und Sonnenrad in die gleiche Richtung (außer, eine komponente dreht sich nicht, dann hat sie natürlich auch keine drehrichtung). bei rückwärtsfahrt wird die hydropumpe in die andere Richtung geschwenkt. damit dreht sich der hydromotor andersherum und man fährt rückwarts. dabei drehen sich planetenträger und hohlrad noch immer in die gleiche Richtung... das Sonnenrad aber nicht mehr! es dreht sich nun rückwärts und überträgt entsprechend nicht mehr die Leistung vom planetensatz zur summierungswelle mit dem hydromotor, sondern umgekehrt.
eben habe ich geschrieben, dass im stillstand der hydrostatische leistungsanteil bei 100% liegt und sich das drehmomentverhältnis im planetensatz niemals ändert... beschleunigt man rückwärts, dann wird das hohlrad samt der hydropumpe nicht (wie bei vorwärtsfahrt) verlangsamt, sondern beschleunigt. und was geschieht mit der Leistung bei gleichem Drehmoment und mehr Drehzahl? sie steigt natürlich. der Dieselmotor stellt also 100% Leistung am planetenträger bereit, die hydropumpe überträgt aber über 100% der Leistung. wie das geht? nun, wenn vom hydromotor über das Sonnenrad wieder Leistung zum planetensatz zurückfließt, passt alles. der schwenkwinkel der pumpe muss rückwärts nicht so groß sein, weil die Drehzahl höher ist und somit das gleiche Volumen bei weniger schwenkwinkel erreicht werden kann.
fährt man rückwärts die gleiche Übersetzung, in der vorwärts 70% der Leistung hydrostatisch übertragen werden, dann sind es rückwärts 130% (jeweils 30% vom fahrzeugstillstand mit 100% entfernt). einen mechanischen Teil gibt es nicht mehr. Der getriebedruck ist bei niedrigen Geschwindigkeiten rückwärts übrigens etwas höher als vorwärts... es wird mehr Leistung bei gleichem Ölvolumen über selbiges übertragen.
rückwärts ist der Wirkungsgrad deshalb insgesamt etwas niedriger. die sogenannte positive Blindleistung, die vom hydromotor zurück zum planetensatz fließt, hat unterwegs natürlich auch verluste, trägt aber kein stück zum vortrieb der Maschine bei. das ist aber garnicht so wichtig... oder kennt ihr eine Aufgabe, bei dem ein Traktor oft/lange rückwärts eine hohe Schubkraft braucht?
Und wer es jetzt noch nicht verstanden hat, dem kann ich auch nicht helfen
LG