Der Grund liegt wohl eher an den Überschwemmungen in Iowa...
Flut treibt Maispreis auf Rekordniveau
Von ******* Oden (Hamburg)
Financial Times Deutschland, FTD, Hamburg (16.06.08) - Das Wasser im US-Staat Iowa steigt und steigt - und mit ihm der Maispreis. Die Ernteausfälle führen nicht nur zu einer Rally an den Getreidemärkten, sondern werden auch deutliche Preisanstiege in anderen Branchen nach sich ziehen.
Die Unwetter in der Kornkammer der Vereinigten Staaten haben schwere Schäden beim Maisanbau verursacht. Die Ernte auf rund 530.000 Hektar Anbaufläche muss abgeschrieben werden - eine Fläche, die mehr als doppelt so groß ist wie das Herzogtum Luxemburg.
Iowa ist der größte Maisproduzent der USA, die USA sind der größte Maisproduzent der Welt. Ein Großteil der frisch gepflanzten Feldfrüchte ist nun jedoch überschwemmt - oder die Bauern haben noch gar nicht gesät, weil auf den Feldern zu viel Wasser steht. Und die Hoffnung auf eine ergiebige Ernte sinkt täglich: "Es sieht nicht gut aus. Es gibt noch Hoffnung, aber sie schwindet mit jedem neuen Regenguss", sagt ein Landwirtschaftsexperte der Universität Iowa, Chad Hart.
Die Ernteausfälle haben zusammen mit der weltweit starken Nachfrage zu signifikanten Preissteigerungen geführt: Kosteten am Terminmarkt 5000 Scheffel Mais (1 Scheffel sind etwa 35 Liter) Anfang Juni noch 626 $, kletterte der Preis bis Montag auf über 781 $. "Das Wetter ist über die letzte Woche bulliger geworden", kommentierte DTN-Analystin Elaine Kub vergangenen Mittwoch die Rally am Getreidemarkt.
Die Unwetter hatten Ende Mai eingesetzt und zu heftigen Überschwemmungen geführt. Von ihnen sind teilweise auch die Bundesstaaten South Dakota, Minnesota, Wisconsin, Nebraska, Illinois, Indiana, Kansas, Oklahoma und Arkansas betroffen. Für die laufende Woche erwarten Meteorologen weitere Regenfälle.
Bereits am vergangenen Dienstag hatte das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) wegen der Überschwemmungen die Ernteprognosen deutlich herunterstufen müssen: Zu diesem Zeitpunkt ging die Behörde von einer Maisernte aus, die im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent niedriger ausfallen werde. Doch das USDA geht nun davon aus, dass die Prognose weiter nach unten korrigiert werden muss. Eine Neue ist für Ende Juni geplant, wenn das Flutwasser zurückgegangen sein soll.
Jeden Tag ein neuer Rekordpreis
Seit dem 5. Juni erreichte der Preis pro Scheffel Mais jeden Tag ein neuen neuen Jahresrekord und koppelte sich merklich von anderen Getreidepreisen ab. Zwar verteuerten sich Agrarprodukte allgemein, im Gegensatz zu Mais gab es jedoch bei den übrigen Getreidesorten Handelstage, an denen Anleger Gewinne mitnahmen und so für zeitweise Entspannung an den Märkten sorgten. Seit Anfang Juni legte der GSCI Agriculture Index Total Return um 17,2 Prozent zu, der Terminkontrakt für Mais aber um 25,1 Prozent. Seit Jahresbeginn ist Mais um rund 40 Prozent teurer geworden. "Je schlechter die Ernte ausfällt, desto volatiler werden die Preise", sagte Landwirtschaftsexperte Hart.
Die Ernteausfälle werden aller Wahrscheinlichkeit auch in anderen Branchen zu Preissteigerungen führen. Viehzuchtbetriebe werden entweder mehr Tiere schlachten, weil deren Fütterung zu teuer geworden ist. Oder sie werden den proteinreichen Mais zunehmend durch anderes Getreide ersetzen. Das würde die Nachfrage weiter erhöhen und die Agrarpreise weiter steigen lassen. Auch Fleisch würde teurer werden.
Auch die Boomindustrie der Bioethanolproduzenten erlebt nun ihre erste handfeste Krise. Die Preissteigerungen und der zunehmende politische Druck lassen inzwischen die Geldgeber flüchten. Citigroup-Analyst David Driscoll hat vergangene Woche zum Verkauf der Aktien von Ethanolproduzenten geraten. Viele kleinere Firmen werden die Produktion wegen der hohen Rohstoffpreise zeitweise einstellen müssen, nimmt ein Analyst von Wells Fargo, Michael Swanson, an. Hilfsorganisationen schätzen, dass die Verwendung von Agrarrohstoffen für die Biospritproduktion für bis zu 30 Prozent der jüngsten Preisanstiege verantwortlich sind.
(Quelle: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktie ... 73338.html)
Getreidemarkt KW 24/2008: In Österreich kaum mehr Ware aus der Ernte 2007
Von Christian Posekany, AIZ
Bauernzeitung.at (09.06.08) - Der österreichische Markt für die Getreideernte 2007 gilt als gelaufen. An der Börse für Landwirtschaftliche Produkte in Wien verschwindet eine Notierung nach der anderen vom Kursblatt. Nach den Weizenkursen war das am Mittwoch voriger Woche der Futtermais: Dieser notiert mangels frischer Umsätze als Vorstufe zur Streichung nur mehr "nominell".
Spekulation um neue Ernte
Die Belebung des Maismarktes vor einigen Wochen, als Nachfrage aus Italien kurzfristig Bewegung in die offensichtlich doch noch reichlich gehorteten Mais-Lagerbestände gebracht hatte, erwies sich nämlich nur von kurzer Dauer.
Nunmehr warten die Abnehmer in Erwartung sinkender Preise aufgrund zunehmender Nervosität der Lagerhalter wiederum mit dem Rohstoffeinkauf zu.
Die Blicke auf die neue Ernte 2008 lösen gemischte Gefühle aus: Weltweit – auch in Österreich – wird zwar noch mit Rekord-Weizenerträgen und einem Erholen der Lagerbestände gerechnet, doch macht offensichtlich die Maisernte Kopfzerbrechen. Außerdem teilen nicht alle Experten den Optimismus für die Weizenbestände in Europa und droht etwa Australien neuerlich eine Dürre.
Sonst aber beobachtet die Branche gespannt ein allgemeines Nachgeben des Preisniveaus auch für die neue Ernte und die Kapriolen der "Wetterbörsen". "Wir waten bei der Markteinschätzung zurzeit knietief im Kaffeesud und lesen tagtäglich neue Erkenntnisse daraus", so ein Marktteilnehmer.
In Österreich drückt auch bei der Restvermarktung der "alterntigen" Futtergerste das allgemein sinkende Preisniveau auf die Notierungen. Die Wiener Gerstennotierung fiel vorige Woche gleich um zehn Euro pro Tonne.
(Quelle: http://www.bauernzeitung.at/?id=2500%2C33532%2C%2C)
Mehr Chinesen essen besser
OÖNachrichten, Peking (13.06.08) - Trotz Ein-Kind-Politik werden die heute schon 1,3 Mrd. Chinesen nicht nur immer mehr, sie essen mit wachsendem Wohlstand auch mehr Fleisch, so dass mehr Getreide verfüttert wird.
Längst stößt Chinas Politik der Selbstversorgung an ihre Grenzen. Die Getreidelager, die früher ein Jahr lang reichten, sind bis auf 30 bis 40 Prozent des Jahresproduktion abgebaut worden. Die Aussichten sind schlecht: Die Erträge der Äcker können kaum noch gesteigert werden. Durch zunehmenden Wassermangel geht bereits in einigen Teilen der Volksrepublik die Ernte zurück. Die globale Erwärmung wird die Getreideproduktion weiter drastisch verringern.
„China dürfte sich in naher Zukunft dem Weltmarkt zuwenden, um große Mengen Getreide zu beschaffen“, sagt Lester Brown, Gründer des Earth Policy Instituts in Washington, voraus. In den 90er Jahren hatte Brown mit seinem Buch „Wer wird China ernähren?“ noch empörte Reaktionen in der Volksrepublik ausgelöst. Heute suchen selbst chinesische Minister seinen Rat. Chinas Akademie der Sozialwissenschaften ernannte ihn sogar zum Ehrenmitglied. „Wenn China nur zehn Prozent seines Getreides importiert, hätte es gewaltige Auswirkungen“, warnt der Experte heute.
Doch bisher lässt sich die Welternährungskrise nur zu einem kleinen Teil auf das Milliardenvolk zurückführen. „China trägt dazu bei, aber sein Beitrag ist zumindest in den letzten Jahren relativ gering - verglichen mit der Ethanol-Produktion der USA“, sagt Brown. Er sieht in der Ausweitung der Erzeugung von Biotreibstoffen die Hauptursache. Während China seit zehn Jahren knapp zwei Mio. Tonnen Getreide im Jahr mehr an sein Vieh verfüttert, sind in den USA in den vergangenen zwei Jahren jeweils mehr als 20 Mio. Tonnen in die Ethanolproduktion gegangen.
Zur kurzfristigen Entschärfung der Nahrungskrise schlägt der US-Experte einen Ausstieg aus der Ethanol-Erzeugung vor. „Das würde einen riesigen Unterschied machen. Und es ließe sich schnell machen.“ Langfristig seien ein Umdenken und eine globale Mobilisierung für den Klimaschutz notwendig. Die Nahrungskrise sei kein vorübergehendes Phänomen wie früher, warnt der Fachmann. „Was wir jetzt erleben, ist völlig anders.“ In sieben der vergangenen acht Jahre habe die Welt mehr Getreide verbraucht als sie produzierte - und ihre Lager geleert. „Wir sind in einer chronisch angespannten Nahrungsmittelsituation“, sagt Brown.
Die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage lasse die Preise langfristig steigen. Nahrungsmittel sind nach UN-Angaben seit drei Jahren um 83 Prozent und Weizen allein um 181 Prozent teurer geworden. Einfache Lösungen gibt es nicht.
In China, dem größten Reisproduzenten der Welt, fällt der Grundwasserspiegel, Brunnen trocknen aus. Die Erderwärmung lässt die Gletscher im Himalaya schneller als erwartet schmelzen und verschwinden. Sie speisen bisher außerhalb der Regenzeit den Gelben Fluss und den Jangtse. 80 Prozent der Anbauflächen in China sind abhängig von Bewässerung. Was mit dem Wasser dieser Flüsse passiert, hat starke Auswirkungen auf die Getreideernte in China.
Mehr noch: In der heute globalen Nahrungswirtschaft wirkt es sich auch auf den Weltmarkt aus. Es gibt nach Überzeugung von Experten nur eine Option: Das Wasser teurer machen, damit es effizienter verwendet wird. „Der Preis für Wasser ist in China viel zu niedrig“, betont die Weltbank.
(Quelle: http://www.nachrichten.at/wirtschaft/hintergrund/697725)