Nun muss ich mich bei diesem Thema auch kurz einblenden.
Was nutzt die beste Planung, wenn es an/in der Ausführung scheitert. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass in vielen Revieren die Abschusszahlen "im Nachhinein angepasst werden" (zu deutsch, es wird beschissen auf Teufel komm raus), der Abschuss wird nicht erfüllt. Ich habe mich mit dem Thema nun mehr als zwei Jahre intensiv befasst, da in unseren Breiten der Klimawandel und der zu hohe Verbiss einen zukunftsfähigen Waldbau unmöglich machen. Ich habe in den letzten Jahren einen fünfstelligen Betrag für Pflanzen und entsprechenden Schutz ausgegeben habe. Die Ständige Zaunkontrolle geht mir ebenfalls auf den Zeiger und bringt sehr viel Unruhe in die Wälder. Dass es ohne Schutzzaun bzw. Einzelschutz geht konnte ich mir nicht vorstellen, wurde aber eines besseren belehrt.
Das Klima kann ich nicht ändern, den Verbiss kann ich beeinflussen - habe ich zumindest gedacht.
Beim Jagdpächter angefragt und mit zur Jagd gegangen. Was passiert? Also, Böcke nur bis Lauscherhöhe frei, was drüber ist bleibt stehen. Beim weiblichen Rehwild dürfen nur Kitze erlegt werden, hier am liebsten nur Bockkitze. Rotwild nur nach vorheriger Genehmigung - also erst um ein Foto bitten, dann zum Jagdpächter und das OK abholen, dann wieder zum Stück Rotwild und erlegen..... Jetzt mal im Ernst, nach wenigen Tagen musste ich feststellen, das der Jagdpächter absolut 0,00 Interesse am Abschuss und somit am Waldbau hat, er steht auf starke Trophäen und einen guten Wildbestand.
Erstaunt war ich, als er eine Schussschneiße freigeschnitten hat. Hier wurden in einem Bereich von 10x65 Meter alle Bäume auf ca. 3 Meter Höhe geköpft. Auf meine Nachfrage die Antwort: Die Bauern haben genug Bäume, dass wächst schon wieder und ich hab da unten eine gute Sauenkirrung, da muss ich schießen können.
Fazit: Zu 99,9% ist die Einstellung und das Interesse der Pächter nicht mit den waldbaulichen Interesse in Einklang zu Bringen.
Thema Druck aufbauen:
Wir hatten kürzlich JHV der Jagdgenossen. Der Pächter gestand ein, dass der Verbissgutachten und die revierweise Aussage einen deutlich zu hohen Verbiss ausweisen, er den Abschuss aber nicht erhöhen wird, da dies keine Besserung bringt. Nun, was soll man sagen.
Neben zu viel Rehwild hat er auch sehr viel Rotwild im Revier. Ich bot an, dass ich das Rotwild erlege und bezahle. Allerdings sind dann 1000 Euro für den Hirsch kein spass mehr, bedenkt man, dass er lediglich 4€ je Hektar zahlt.
ERFOLG werden wir erst haben, wenn wir den gesamten Jagdbogen in Eigenregie bewirtschaften und nach dem Motto "Wald vor Wild" handeln und geeignete und willige Jäger einsetzen. Weiterhin ist die Ausführung der Jagd entsprechend den örtlichen Gegebenheiten anzupassen (ein ganz ganz wichtiger Baustein zum Erfolg). Gut organisierte Sammelansitze mit freier Büchse für die Jäger sind ein wesentliches Element. Weiterhin sollte z. Bsp. die Jagd auf Rehwild überwiegend im Wald passieren, was die Sache um einiges schwieriger macht. Ich bin bei meinen Recherchen über einen Bericht gestolpert, wo man im ersten Jahr den 3-Jahres-Abschuss deutlich überschossen hat. Im darauffolgenden Jahr wurde der 3-Jahres-Abschuss erneut erreicht und erst nach dem dritten Jahr pendelte sich die Abschusszahl ein.
Es ist wie Fuchse schreibt, sichtbar wird der Erfolg erst nach ca. 5 Jahren, deutlich sichtbar dann nach ca. 10-15 Jahren.
Allerdings bedeutet das für die verantwortlichen Jäger sehr viel Arbeit, beste Ortskenntnis und ein gute ausgestattetes Revier. Ebenso werden je nach Reviergröße zahlreiche Jäger für die Sammelansitze benötigt. Bedenken sollte man auch, dass das erlegt Wild auch verkauft bzw. unter die Jagdgenossen bzw. Jäger muss. Wenn 20 Stücke Rehwild gefallen sind, dann brauchst auch für Kühlung etc. eine gute Ausstattung eben.....
So, da könnte man tagelang schreiben bzw. diskutieren - aber nur eine konsequente Jagd löst dieses Problem.