Solche Sachen kannst Du nicht in einem Forum lernen, die lernt man wirklich besser vor Ort und unter Anleitung, wenn schon nicht in der Lehre (da gehört das dazu), dann halt in einem Kurs. Das fängt mit dem richtigen Führen an (zB wann Du dem Tier den Kopf hochdrückst) und hört mit dem vernünftigen Fixieren noch nicht auf.
Ich hab in der Bekanntschaft mehrere Bullen - etliche hier in den großen Mutterkuhherden (immer so zwischen 100 und 250 Tieren), die laufen recht problemlos mit beim Umkoppeln, stehen aber auch am Zaun, wenn man andere Seite mit den Hunden langgeht, und achten darauf, daß ihrer Herde nichts passiert.
Nachbar (Milchvieh) hat seit einer Weile einen Bullen mit im Laufstall stehen und ist damit sehr zufrieden - er selber würde ihn auch zwischen die Kühe lassen (er steht zwischen den Färsen), aber seine Frauen sind dagegen (die wissen auch, warum).
Um die Ecke züchten sie verschiedene alte Rinderrassen und haben einen extra Bullenstall, eine extra Bullenkoppel, und einen extra dafür angestellten (wirklich sehr fähigen!) Mann, der nur dazu da ist, die Tiere zu handeln, der macht das aber auch schon 40 Jahre.
Dann sind noch ein paar Bullen bei meiner Kundschaft verteilt, in "Hobbyhaltung", Highland, Mixe, Charolais - und ganz ehrlich, und trotz allerbestem Bemühen, nichts gegen diese Leute, die WOLLEN wirklich was lernen - aber das gibt immer wieder Probleme, bis hin zu einem Vieh, daß der TA abschießen mußte, weil es vor lauter "gutgemeinter Verziehung" nicht mehr möglich war, dem Tier beizukommen, weil er hinter jedem Menschen derart aufdringlich hinterherkam, daß man um seine Rippen fürchten mußte. Und der war nicht mal unfreundlich.
Wenn ich zusammenfassen sollte, woran das liegt: die Leute, bei denen es nicht klappt, sind immer genau diejenigen, die Erfahrung mit Hunden haben, ggf auch mit Pferden, und die ein Rind nicht als Rind sehen, sondern die fest daran glauben, wenn SIE sich nur genug Mühe geben, könnten sie aus einem Rind einen Hund machen - oder eben mindestens ein Pferd, oder aus einem Bullen eine Kuh. Ist vielleicht etwas ungeschickt ausgedrückt, aber ist so. Das Fehlverhalten der Leute besteht in den meisten Fällen ganz genau darin, daß sie sich nicht auf den Bullen als Bullen einlassen, und SEINE EIgenarten respektieren (und sich dann nämlich bis auf das allernötigste fernhalten), sondern daß sie irgendwoher die Einstellung haben, sie brauchten ja "nur" hier und da und dort die richtigen "Verhaltensweisen" zeigen, oder üben, und dann "funktioniert" das Tier. Und ein Bulle funktioniert eben nicht verläßlich, das genau ist SEINE arteigene Verhaltensweise, die man ihm auch nicht "abtrainieren" kann. sondern auf die man sich mit Respekt vor dem Tier und ggf eben Ring und Stange einlassen muß.
Gehen geht immer alles irgendwie - aber insgesamt, auch wenns noch so schwer einzusehen ist, sind Bullen nun mal nichts für Einsteiger.
/edit: noch ein Satz zu den "ersten Warnzeichen" - das sind im Grunde genommen ganz genau die, die Du oben beschrieben hast: er folgt Dir zur Weide und zurück, und er drängelt beim Füttern. Ohne das jetzt gesehen zu haben ist das eigentlich genau die Beschreibung, die man bei einem dauerhaft respektvollen Bullen nicht haben will - dann ist es nämlich eigentlich schon zu spät. Den Respekt lernen die Bullen als Kalb - nicht erst mit 11 Monaten.