wastl90 hat geschrieben:Die durchschnittliche Fahrleistung in Deutschland liegt irgendwo bei 12.500km/Jahr. Am Tag somit bei knapp 35km. Für 35km sind, bei einem Stromverbrauch von 20kw/100km also ca. 7kw notwendig. Das kann ich am Abend oder auf Arbeit vollnuckeln und benötigt dafür keine Schnelladeeinrichtung mit 300kw.
Durchschnitte sind irrelevant.
Ein PKW braucht im Fahrberieb im Durchschnitt auch meist keine 10kW. Trotzdem kauft niemand ein Auto mit 10kW Antriebsleistung.
Und bitte nutze korrekte Einheiten, sonst kann das bei Leuten, die das nicht so durchblicken, zu enormen Verwirrungen führen.
wastl90 hat geschrieben:
Das Aus für Verbrenner ist doch nun beschlossen.
NEIN, IST ES NICHT
Beschlossen ist noch überhaupt nichts, das kommt wahrscheinlich im Herbst. Und selbst wenn der Vorschlag 1:1 umgesetzt werden sollte, bedeutet das noch lange kein Verbrennerverbot, sondern nur, dass die Zulassung von Fahrzeugen mit lokalem CO2-Ausstoß Strafzahlungen für den Hersteller nach sich zieht. Für Verbrenner bedeutet das entweder Strafzahlungen oder ein Umstieg auf einen Kraftstoff, der bei der Verbrennung kein CO2 freisetzt. Das ist zweifelsfrei kein Verbrennerverbot, egal wie oft das gesagt wird.
Es ist erschreckend, wie wenige Leute sich die tatsächlichen Inhalte der geplanten Regelungen anschauen und was Journalisten (deren Job es ja eigentlich ist, die Informationen komprimiert und für jeden verständlich, aber korrekt darzustellen) daraus machen.
Und vollkommen unbegreiflich ist es mir, dass trotz meiner mehrfachen Erläuterung hier im Forum in verschiedenen Threads trotzdem noch in ebendiesen Threads nur wenige Beiträge später von einem angeblich beschlossenen Verbrennerverbot gesprochen wird. Wenn ihr mir schon nicht glaubt, dann recherchiert doch wenigstens, anstatt immer wieder den gleichen Käse zu schreiben.
https://eur-lex.europa.eu/resource.html ... format=PDF
Da steht nichts von einem Verbrennerverbot oder etwas, das man als solches interpretieren könnte.
Tatsächlich finden sich sogar recht interessante Sätze darin, die dem Verbrenner selbst mit den heute üblichen Kraftstoffen in die Hände spielen. Beispiel:
Im Jahr 2028 führt die Kommission gestützt auf die alle zwei Jahre vorgelegten Berichte eine Überprüfung der Wirksamkeit und der Auswirkungen dieser Verordnung durch und legt dem Europäischen Parlament und dem Rat einen Bericht mit dem Ergebnis der Überprüfung vor. Gegebenenfalls wird dem Bericht ein Vorschlag zur Änderung der vorliegenden Verordnung beigefügt
Die Änderung der Verordnung ist also durchaus vorgesehen.
Aus dem Blickfeld sollen synthetische Kraftstoffe dabei nicht geraten:
Die Innovationen in der Lieferkette der Automobilbranche schreiten voran. Innovative Technologien wie die Erzeugung von E-Fuels mit CO2-Gewinnung aus der Luft könnten, wenn sie weiterentwickelt werden, Perspektiven für eine erschwingliche klimaneutrale Mobilität bieten. Die Kommission sollte daher den Fortschritt des Innovationsstands in diesem Sektor als Teil ihres Fortschrittberichts verfolgen.
Das Ganze als Verbrennerverbot zu betiteln, verkennt den Charakter des Pakets vollkommen.
Es wird sogar explizit darauf hingewiesen, dass die Verschärfung technologieneutral ist. Stimmt zwar mangels Berücksichtigung regenerativer kohlenstoffhaltiger Kraftstoffe nicht ganz, aber man verweist sogar eindeutig auf Wasserstofffahrzeuge und erwähnt sie getrennt von Brennstoffzellenfahrzeugen. Das lässt darauf schließen, dass Wasserstoffverbrenner gemeint sind:
Die verschärften CO2-Emissionsnormen sind in Bezug auf die Erreichung der festgelegten Flottenziele technologieneutral. Für die Erreichung des Flottenziels
Nullemissionen sind und bleiben verschiedene Technologien verfügbar. Zu den emissionsfreien Fahrzeugen zählen derzeit Elektrofahrzeuge, Fahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb oder mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge; technologische Innovationen schreiten weiter voran.
Wer da ein Verbrennerverbot sieht, muss eine blühende Fantasie haben.
Man könnte eher von einem Verbot kohlenstoffhaltiger Kraftstoffe sprechen.
Einem Verbrennungsmotor ist es aber egal, ob der Kraftstoff Kohlenstoff enthält oder nicht. Nur die Kosten für das gesamte Fahrzeugleben ändern sich je nach Kraftstoff, was im Endeffekt natürlich dazu führen könnte, dass es dann kaum noch Verbrenner gibt. Um das zu beurteilen ist es aber reichlich früh. Wie die Wasserstoffinfrastruktur und die Wasserstoffpreise an der Tankstelle in 15 Jahren aussehen und wie sich im Vergleich dazu die Strompreise entwickeln, weiß heute niemand. Und wenn sich die EU bis zum Herbst oder bis 2028 überlegt, man könnte bei den Flottenemissionen ja vielleicht doch regenerative kohlenstoffhaltige Kraftstoffe berücksichtigen, sieht auch wieder alles anders aus.
