visus hat geschrieben:Hier mal ein paar Anmerkungen aus meiner Verbrauchersicht: 1 x in der Woche holen wir Milch von einem Bauern, der Preis juckt mich da nicht. 1 €/Liter ist ok, ich kenne die Familie, gönne es Ihnen, sehe dass es 100 % richtig ankommt und freue mich dass der Fiskus leer dabei ausgeht. Den Rest der Milch, den ich unter der Woche benötige, kaufe ich im Handel - irgendwo und billig, die billigste ist oft sogar aus meiner Umgebung - also nehme ich die. Im Handel 1 € auszugeben sehe ich nicht ein, da ich weiss dass der Landwirt vielleicht nur ein paar Cent mehr bekommt aber der Aufschlag 30 Cent beträgt, warum sollte ich also den Zwischenhandel füttern ? Genauso obskur ist es für mich eine teure Markenmilch aus weiss-der-Teufel-wo zu kaufen.
Ich gehe zu jeder Wahl in unserem Lande, gebe meine Stimme ab und die ist dann 4 Jahre lang WEG. Aber einkaufen gehe ich jede Woche und wo mein Geld hingeht bestimme ich ! Und ich genieße es damit wahrscheinlich mehr Macht auszuüben als mit dem Stimmzettel - auch wenn ich keine große Nummer bin. Sofern erhältlich, sind die meisten Sachen in unserem Kühlschrank aus der Region - ob bio oder nicht, und was mir nicht schmeckt wird gnadenlos ausgelistet, egal woher. Daher regt es mich manchmal auf, wenn ich beim Metzger oder Bäcker Ware bekomme die nicht besser schmeckt als das was man an der Tanke bekommt, oder anders herum, wenn der Bäcker (wozu hat der seinen Beruf gelernt?) schlechtere Aufbacksemmeln nimmt als die Tanke. Inzwischen wird bei uns die Hälfte des Brotes selbst gebacken, Saft kommt von der 15 km entfernten Mosterei, Wurst fast ausschließlich von Direktvermarkter oder bestimmten Handwerksbetrieben, Fleisch auch mal aus der Selbstbedienung (gelegentlich verliert sich mal ein schön marmoriertes Stück in die Theke). Ich bin sicher, dass wir nicht viel mehr Geld für Nahrung ausgeben als andere, denn Convenienceprodukte und Müll wie Fruchtzwerge gibt es bei uns nicht. Ich geb mein Geld für gute Ware aus, am liebsten bei Menschen die ich kenne, ihr Handwerk verstehen und lieben und die aus meiner Ecke sind.
Der "Fairen Milch" gebe ich insofern schlechte Karten, weil 1. das Produkt austauschbar ist und ich keinen Mehrwert erkennen kann und 2. ich nicht genau erkenne wem es wo dient. Für fast das gleiche Geld würde ich im Handel Bioprodukte von rennomierten Verbänden bekommen. Mir scheint das Projekt auch naiv und blauäugig, denn es ist verdammt schwer, teuer und langwierig eine "Marke" in einem austauschbaren Segment aufzubauen und mit Milch haben sich die Bauern wohl eine der größten Herausforderungen ausgesucht - an der sie sicher scheitern werden. Wenn der Verbraucher mehr ausgibt möchte er ein gutes Gefühl haben und da gibt es bessere Alternativen als dieses Produkt.
Grade da setzt doch die faire Milch an!
Du weißt wenn du sie kaufst, das der Bauer 40cent bekommt für jeden Liter den er über die Faire Milch verkauft.
Ich kann auch absolut nicht verstehen warum die Milch so schlecht gemacht wird, es ist ein guter Ansatz aber die eigenen Leute reden schon alles schlecht!