108fendt hat geschrieben:

Südbaden Bauer hat geschrieben:Doch das ist seit geraumer Zeit im Niedergang, verursacht, dass man entweder keine Neuerungen gebracht hat oder schlichtweg die Helfer fehlen bzhw. auch Besucher, denn mittlerweile fühlen sich die jungen eher zur Stadt hingezogen, die Zugezogenen kommen nur zum Schlafen. So stirbt das Dorf obwohl es wächst. Immer mehr Verkehr, immer mehr Leute die sich von der Landwirtschaft gestört fühlen.

An was das wohl liegt ?

!

An den Möglichkeiten.
Unsere Alten “mussten“ ihre Schule,Arbeit und Freizeit vor Ort verbringen.
Wir sind schon vor 35 Jahren als zwanzigjährige durch ganz Niedersachsen geritten,aus meiner FH
Schulzeit hab ich einen Freundeskreis,der überhaupt nix mit meinem Dorf zu tun hat und mein Hobby findet in einer 10km entfernten Kleinstadt statt.

Mein Sohn hat schon jetzt als 23jähriger keinen einzigen aus seiner Kindergarten/Schulclique mehr vor Ort....alle dahin gegangen,wo sie Arbeit gefunden haben.

Dies “gefestele“ kann man ja schön finden. Muss man aber nicht. Ich war als 25jähriger zum letzten mal bei sowas. Ich unterhalt mich lieber nüchtern mit den Leuten. Nach Feierabend übern Zaun oder so.

Es gibt einen Satz von einem Soziologen, der mir dazu einfällt: "Ein Volk das ständig unterwegs ist, kann keine Demokratie aufrechterhalten". In Anspielung auf die Globalisierung und den Verlust der Wurzeln. Wie soll eine Gemeinschaft sich finden, wenn seine Teilnehmer immer irgendwo unterwegs sind bzw. die Fluktuation so hoch ist, dass keine Kontinuität da ist. Wir sind wie wir sind, weil die Umstände es so hervorrufen.

Mit den Umständen stimme ich dir zu.
Den Rest nicht.
Ich habe selbstverständlich eine Gemeinschaft,also sowohl die “besten Freund(e) “ als auch den “wirhelfenunsbeimumzughaufen“. Aber die sind eben nicht aus diesem Dorf.

Man kann doch Gemeinschaft und Kultur nicht über den durch örtliche Gebundenheit hervorgerufenen Zwang definieren. Und Demokratie erst recht nicht(aber lass uns hier bitte nicht politisch werden -:)) )

Da haben wir uns wohl missverstanden....der Begriff "Gemeinschaft" ist in meinen Augen mehr als die unmittelbare persönliche Umgebung.

Die gesellschaftlichen Grundformen und deren Anbindungen an die Gemeinschaft sind völlig andere geworden. Es gibt immer weniger die lebenslange Bindung an die Firma, den Betrieb, familiäre Formen ändern sich rasant, Bildung findet weltweit statt, Kommunikation wird nicht nur im Dorfkrug sondern im Internet und in sozialen Foren getätigt, Lebensentwürfe sind so unterschiedlich, wie es Menschen gibt. Die althergebrachte Form ist aufgebrochen und damit auch die althergebrachten Formen gesellschaftlichen Zusammenlebens. Vereine müssen individuelle Formen anstatt Mannschaftssportarten anbieten, Schützenvereine fehlt der Nachwuchs und die Legitimität, Urlaub wird weltweit gemacht, Nahrung im Discounter gekauft usw........

Ja,das ist klar.
Dann ist die Frage

Wie soll eine Gemeinschaft sich finden, wenn seine Teilnehmer immer irgendwo unterwegs sind

aber eben sinnlos.
Das Ergebnis von “ständig unterwegs sein“ ist nicht “keine Gemeinschaft“ sondern “andere Gemeinschaft“

Ok, einigen wir uns auf die Definition : Form des gemeinschaftlichen Zusammenlebens?

.....

Dorf steht dann sozusagen vor einem quantitativen Problem.
Wenn keiner weg kann,sind halt alle in der Feuerwehrkapelle. Mangels Alternative.

Wenn“alle unterwegs“ sind machen 2 dies,2das 2 was anderes. Und mangels Masse findet das dann eben nicht vor Ort statt

Genau, es findet eben nicht mehr statt, so wie auch andere fixe langjährige, das Dorfleben bestimmende soziale Zusammenkünfte. Die Feuerwehr ist in seiner grundsätzlichen Form auch gefährdet. Das Land hat vor Jahren schon eine Bestandsaufnahme gemacht, um zu sehen, welche Wehren wie zusammengelegt werden können und müssen.

Nö, in Gefahr ist keine Feuerwehr. Höchstens der angeschlossene Verein. Aber kommt keine Feuerwehr mehr freiwillig zusammen gibt's ne Pflichtwehr. Dh jeder Haushalt stellt eine Person zur Verfügung für Einsätze, Übungen und Ausbildungen. Oder zahlt halt Strafbeiträge, wenn keiner kommt. Da ner die Gemeinde die "Arbeitszeit" bei der Wehr bezahlen muss, werden eher Wehren zusammen gelegt, um Gelder zu sparen.

Gruß

Plichtwehr? Wo gibt es das schon? Ich sehe gerade das Nachbardorf vor mir....75% der Einwohner sind über 65 und der Rest ist auf Abbeit weit wech...

LUV hat geschrieben:Plichtwehr? Wo gibt es das schon? Ich sehe gerade das Nachbardorf vor mir....75% der Einwohner sind über 65 und der Rest ist auf Abbeit weit wech...

Da rentiert sich das Löschen auch nicht mehr. Ein erfolgreicher Löschangriff erhöht nur die Entsorgungs - und Sozialversicherungskosten.

Die Freilandhaltung ausserhlab von Käfigen war nie gewünscht, deshalb entstanden Städte.
Damit die Motivation der Städter nicht leidete, gab man diesen das Gefühl was "Besseres" zu sein.

Da der Städter in der Stadt sich nicht selbst ernähren konnte, brauchte man die Landwirtschaft auf den Dörfern.
Nun hat die Entwicklung der Technik und der Landwirtschaft, den Menschen auf dem Dorf fast überflüssig gemacht.

Also ist das Soziotop "Dorf" überflüssig geworden, durch immer größere Traktoren und bessere Ställe.

Ich sehe bei uns das Landleben eigentlich nicht in gefahr. Ich muss aber auch zugeben, dass ich im nördlichen Landkreis Osnabrück lebe und hier richtig die Post abgeht.
Hier wurde was die Entwicklung angeht aber auch nicht geschlafen genauso wie im Rest des weser ems gebiets.
Hohe Geburtenrate und erzkonservative gesinnungen haben in den letzten Jahrzehnten dafür gesorgt, dass allerhand Gewerbe und Industrie hier sesshaft wurde. Zu 99% im übrigen Einheimische unternehmerfamilien die sich irgendwann selbstständig gemacht haben. Grosse Konzerne sind äusserst selten.

Dazu kommt, dass besonders in den letzten Jahren massiv in die Infrastruktur investiert wurde.
Neben etlichen Schulen wurde in ungehungsstrassen, schnelles Internet sowie dieverse gewerbeparks investiert. In rieste sind aktuell noch mehrere hundert ha ausgewiesen. Da ist also noch einiges machbar.
Es mangelt da eher an Mitarbeitern bei aktuell knapp 3% Arbeitslosigkeit sowie an Wohnraum für Leute die zuziehen wollen.
Unsere 7000 Seelen Gemeinde hat Grad 150 Leute auf der Warteliste die nen Grundstück zum bauen suchen.
Wir haben bei uns im Dorf allerdings auch Bedingungen die warstum fördert.
-drei Kitas
-grundschule
-oberschule
-schwimbad
-Krankenhaus
-unzählige Ärzte
-Kino
-6 Supermärkte
-unzählige Kneipen und Restaurants
-Sportverein mit kunstrasenplatz und vier rasenplätzen
-tennisverin
-drei Grösse ballsporthallen
-Golfplatz
-Schützenverein mit 2000 mitgliedern
-reitverein mit ner grosser tunierhalle

Das gibt's in den meisten Städten nicht direkt vor der haustür. Vor allem nicht bei einer fast schuldenfreien gemeinde.

Es gibt viele Städter die sich den Stress in der Stadt nicht mehr antun wollen und hierher ziehen.
Zumal die Baukosten und Mieten immernoch lächerlich sind im Gegensatz zu zb osnabrück.

Estomil, "Dorf" ist wohl ein wenig untertrieben oder?